Penelope Mode über das Phänomen der privaten Öffentlichkeit.
Vor einigen Tagen fragte ich mich, wieviel eigentlich meine Familie von mir weiß: Ich kam zu einem erstaunlichen Ergebnis. NICHTS! Gott sei Dank. Meine Strategie ist aufgegangen. Ich bin und bleibe der anonyme Mensch.
Im Gegensatz zu 90% der restlichen Menschen mit denen ich gezwungen bin zu koexistieren. Da werden im Zug per Handy die Kontodaten zum Mitschreiben ausgeplaudert, da erfährt man von gestressten Mitvierzigern, dass auch Weight Watchers keine Wunder vollbringen kann und man kann sich ein ungefähres Bild davon machen, wie die Affäre mit Klaus-Peter wohl weitergehen wird.
Jeden Tag wird man ungewollt in das armselige Leben seiner Mitmenschen integriert. Das fängt bereits damit an, dass der Klingelton das Lieblingslied von Depeche Mode ist und auf diese Weise der Musikgeschmack preisgegeben wird. Dann wird zunächst einmal abgewartet, bis auch wirklich der gesamte Wagon das selbstgefällig dreinblickende Gesicht mit den geschmacklosen Achtziger-Jahre-Gedenk-Song in Verbindung gebracht hat. Und dann wird auf den grünen Hörer gedrückt, als gäbe es kein Morgen mehr: "Ich werde angerufen, ich bin wichtig, ich bin der MÄN, alle Augen ruhen auf mir!" Das Java-Sparabo-Gedudel gerade überstanden, schrillt eine durch das Kaugummi vermurkste Stimme an alle Ohren: "Ich bin jetzt in der Bahn. Komme um 19 Uhr nach Hause." Aha, ein Zuhause hat man also auch. Und offenbar sogar einen sozialen Kontakt. Akustisch habe ich schon mehr wahrgenommen, als ich wissen wollte. Der im 90°-Winkel abgespreizte Arm verrät zudem, dass die Person sich unglaublich wichtig fühlt. "Ich bin der Manager, ohne mich läuft gar nichts."
Leute, stellt euer Handy auf Vibrationsalarm und säuselt diskret und peinlich berührt in den Hörer, dass der Anrufer gefälligst nicht nerven soll und lasst das Telefon unauffällig in der Tasche verschwinden. Dankeschön.
Die Fahrt mit der Bahn zu meiden kann jedoch keine Lösung sein. Gerade einmal auf der Straße, taucht vor mir prompt ein dunkelblauer Sharan auf. Das Nummernschild "KS 1965" läßt vermuten, dass es sich bei der Fahrerin um eine Kathrin Schmidt handelt, die ihr klischeehaftes Dasein im Jahr 1965 begann. Aber das Phänomen der Ich-AG scheint der Frau nicht zu reichen. Die Aufkleber billig gestalteter Babies mit Windel und Schnuller, geben Aufschluss darüber, dass die Frau mindestens ein- bis zweimal geworfen haben muss. Schemenhaft lassen sich die Namen unter den Babies erkennen. Um mich weiter an dem Klischee zu ergötzen, minimiere ich den Sicherheitsabstsand und beginne mit den Lippen, die Namen der Babies nachzuformen: Leon-Luca und Marie-Sophie. Es ist nicht die Tatsache, dass es sich um Doppelnamen handelt. Daran hat man sich zwischen Amerikakult und Geburtsanzeigen bereits gewöhnt. Vielmehr ist es die Kombination der Namen, die mich aus der Bahn geworfen hat. Warum können die Namen auf den an der Tankstelle erworbenen Stickern nicht Alexander oder Carola lauten? Entsprechende Namen, wie Tyler oder Luca geben nur Menschen, die samstags mit Kind und Kegel aus ihrem Kaff in die Großstadt zum Einkaufen aufbrechen.
Mein Tipp: Wenn man nicht möchte, dass sein Kind in der Schule gemobbt wird, sollte man auf Namen zurückgreifen, die leicht auszusprechen sind und seriös klingen.
Wenn man glaubt, es könne nicht schlimmer werden, gurkt vor einem ein Kleinbus mit dem obligatorischen Fisch unter der Heckscheibe. Schon wieder so ein Christ, der so links ist, dass der Fuß wie von selbst die Bremse betätigt und das Gas auf der rechten Seite nur sporadisch benutzt. Das positive an den verkehrsbehindernden Christen ist, dass sie relativ ungefährlich für ihre Mitmenschen sind. Abgesehen von der alten Dame, die aufgrund der Verkehrsstockung von den Johannitern nicht rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht werden kann. Kritisch wird es erst, wenn ein dicker Porsche auftaucht, dessen Rückteil ein Bild der Umrisse der sinkenden Insel Sylt trägt. Rücksichtslos wird auf die Tube gedrückt, jeder Zebrastreifen ignoriert und so mancher Igel plattgefahren. Wer schon einmal auf der Insel Sylt war und als must-have in der Sansibar ein Fischbrötchen verzehrt hat, wird in den Status eines Übermenschen erhoben. Unentwegt muss ich an Petronius' Satyricon denken.
Mein Tipp: Kauft euch an englisches Auto, damit man das Tommy Hilfiger Emblem auf dem Hemd auch von aussen sehen kann.
Überall auf der Welt gibt es Menschen, die ihren Mitmenschen jedes noch so traurige Detail aus ihrem Leben präsentieren müssen. Als Mitglied bei dem Netzwerk Facebook wird man täglich Zeuge des sozialen Abstiegs von Freunden und Bekannten, die durch unglaublich klischeehafte, furchtbare Hochzeitsbilder von sich Rede machen. Wen interessiert es, was diese Menschen zum Frühstück verzehren, welche Backenzähne ihrer Brut als erstes reifen oder wie schnell der Oberlippenbart bei Henning W. sprießt? Interessant wird es, wenn man durch Facebook erfährt, wo Leute gearbeitet haben. Sabine V. hat zwei Jahre lang bei Penny Mart GmbH gearbeitet, vor einem Jahr gekündigt und vor zwei Monaten einen Job bei IKEA angenommen. Frauke A. absolvierte 1998 ihren Hauptschulabschluss an der Mette-Marit-Gesamtschule Gifhorn. Detlef O. findet sich gerade selbst.
Mein Tipp: Wenn man es schon nötig hat, sein Privatleben der Öffentlichkeit wie geleehaltiges Katzenfutter aufzutischen, dann bitte nur erfolgreiche Ereignisse preisgeben. Und die Kündigung bei Wurst Bazar & Co. KG gehört hier nicht dazu.
Liebe Mitmenschen, ein gesundes Maß an Selbstbewusstsein und Stolz kann nicht verkehrt sein. Sollte das Selbstwertgefühl jedoch in Selbstgefälligkeit ausarten, wird es kritisch. Behaltet bitte den Schund über eure Blagen für euch, präsentiert eure Initialen nicht prompt auf dem Nummernschild und belästigt lediglich eure Familie mit dem Gott, zu dem ihr betet. Hört bitte auf, Bilder im Internet hochzuladen, die grottige Schlafzimmereinrichtungen und kuscheltierverseuchte Kinderzimmer zeigen, denn seid euch gewiss: Euer Ansehen sinkt, ihr macht euch zum Affen und ihr werdet verstoßen... - ganz bestimmt!!!
Montag, 5. November 2012
Mittwoch, 31. Oktober 2012
Nullnummer der Woche: kinder Schokolade
Es passiert, wenn man am wenigsten damit rechnet. Wenn man sich sicher fühlt. Wenn man denkt, dass alles in Ordnung ist und man das Schlimmste überstanden hat.
Und dann schlägt es zu. Erbarmungslos, ohne Spuren zu hinterlassen und mit omnipräsentem Ergebnis. Das Unternehmen Ferrero gab vor einigen Jahren ihrer Kinderschokolade ein neues freches Gesicht (was war falsch mit dem alten?). Ein kleiner Junge in einem orangen Polohemd, die Haare fesch aus dem Gesicht gegelt, rosa Bäckchen, blaue Augen und strahlend weisse Zähne. Und alle fragten sich: Was ist passiert? Was hat man mit dem anderen Kind gemacht? Welches grausame Schicksal musste es erleiden? Man gewöhnte sich allmählich dran doch was passiert nun?
Ferrero geht mit dem vorhandenen Kind noch einen Schritt weiter. Der befindet sich seit Jahren in seinem orangenen Polohemd so auf der Packung. Doch auch für unseren kleinen Rabauken ist es an der Zeit, größer zu werden. Die Grafik-Design-Füchse, die für diesen Job engagiert wurden, sollten besser ein Taxiunternehmen gründen. Oder man sollte sie vom Planeten wählen. Der gemeine Betrachter hat das Gefühl, dass der Kleine einfach nur ein bisschen älter geworden ist. Doch das geschulte Auge erkennt, dass es sich um dasselbe Bild handelt, das vermutlich mit Photoshop einfach nur schlecht modifiziert wurde. Wie sonst könnte man sich erklären, dass die Haare Strähne für Strähne gleich aussehen, die Augen die exakt gleichen Falten aufweisen und auch jedes einzelne Haar der Augenbrauen am selben Platz liegt? Der Teenie-Schokoladenjunge hat auch weissere Zähne, was wahrscheinlich am Verzehr der Schokolade liegt, denn die enthält ja eine Extraportion Milch, die viel viel Calcium zum Aufbau von Knochen und Zähnen liefert...
Aber Moment mal, hatte er nicht früher strahlend blaue Augen? Richtig. Mit dem Alter scheint sich auch die Augenfarbe zu ändern. Die sind jetzt grün und ein bisschen verschwommen. Auch das orangene Polohemd musste einem blauen Pulli weichen. Vermutlich passt da sein deutlich dünnerer Hals besser rein. Oder es schmeichelt seinem dunkleren Teint einfach ein bisschen mehr. Wer weiß?
Auf vielen Packungen findet man jetzt Werbung für eine Sonderaktion und den Aufruf, zu einem Casting zu gehen, um das neue Gesicht von Kinderschokolade zu werden. Bitte was? Aber ja, so steht es hinten auf einer Packung:
Was diese Pseudohervorhebung von vermeindlich wichtigen Informationen soll, können wir nicht genau zuordnen. Typografisch ein absoluter Albtraum aber die meisten sind vermutlich dankbar, dass ihnen das Denken und somit filtern der wichtigen Informationen abgenommen wurde. Eine Prognose: Die vier Apokalyptischen Reiter sind ein Scheiß gegen das, was Menschen mit gutem Geschmack im Sommer 2013 ertragen müssen.
Vermutlich sitzen schon alle Eislaufmamis in den Startlöchern und putzen ihre Kleinen heraus, als gäbe es kein Morgen. TLCs "Toddlers & Tiaras" kann einpacken.
Neulich beim Einkaufen sahen wir dann auch den ersten Stand für Aufnahmen. Wir konnten nicht widerstehen und ließen die Szene auf und wirken. Wer hier kleine Kathrins, Friedrichs, Anna-Sophies und Alexanders erwartet hat, der wurde grausam enttäuscht. Keins dieser Kinder lies sich an diesem Tag fotografieren. Stattdessen Kevins, Marivins, Viviens, Mandys, Kimberlys, Jasons, Jessicas und Jadons wohin das Auge reichte.
Wir sind ja große Fans von kinder Schokolade, aber wenn uns, jeden Mal, wenn wir eine Packung öffnen wollen, ein Jason schief entgegengrinst, bekommen wir vermutlich Bulimie. Wenn die jetzt noch ihre Rezeptur "verbessern", dann wird eine kinder Schokoladen-Splitterbombe gebaut und bei Ferrero vor die Tür gelegt.
Und dann schlägt es zu. Erbarmungslos, ohne Spuren zu hinterlassen und mit omnipräsentem Ergebnis. Das Unternehmen Ferrero gab vor einigen Jahren ihrer Kinderschokolade ein neues freches Gesicht (was war falsch mit dem alten?). Ein kleiner Junge in einem orangen Polohemd, die Haare fesch aus dem Gesicht gegelt, rosa Bäckchen, blaue Augen und strahlend weisse Zähne. Und alle fragten sich: Was ist passiert? Was hat man mit dem anderen Kind gemacht? Welches grausame Schicksal musste es erleiden? Man gewöhnte sich allmählich dran doch was passiert nun?
Ferrero geht mit dem vorhandenen Kind noch einen Schritt weiter. Der befindet sich seit Jahren in seinem orangenen Polohemd so auf der Packung. Doch auch für unseren kleinen Rabauken ist es an der Zeit, größer zu werden. Die Grafik-Design-Füchse, die für diesen Job engagiert wurden, sollten besser ein Taxiunternehmen gründen. Oder man sollte sie vom Planeten wählen. Der gemeine Betrachter hat das Gefühl, dass der Kleine einfach nur ein bisschen älter geworden ist. Doch das geschulte Auge erkennt, dass es sich um dasselbe Bild handelt, das vermutlich mit Photoshop einfach nur schlecht modifiziert wurde. Wie sonst könnte man sich erklären, dass die Haare Strähne für Strähne gleich aussehen, die Augen die exakt gleichen Falten aufweisen und auch jedes einzelne Haar der Augenbrauen am selben Platz liegt? Der Teenie-Schokoladenjunge hat auch weissere Zähne, was wahrscheinlich am Verzehr der Schokolade liegt, denn die enthält ja eine Extraportion Milch, die viel viel Calcium zum Aufbau von Knochen und Zähnen liefert...
Aber Moment mal, hatte er nicht früher strahlend blaue Augen? Richtig. Mit dem Alter scheint sich auch die Augenfarbe zu ändern. Die sind jetzt grün und ein bisschen verschwommen. Auch das orangene Polohemd musste einem blauen Pulli weichen. Vermutlich passt da sein deutlich dünnerer Hals besser rein. Oder es schmeichelt seinem dunkleren Teint einfach ein bisschen mehr. Wer weiß?
Auf vielen Packungen findet man jetzt Werbung für eine Sonderaktion und den Aufruf, zu einem Casting zu gehen, um das neue Gesicht von Kinderschokolade zu werden. Bitte was? Aber ja, so steht es hinten auf einer Packung:
"kinder Schokolade sucht 16 Gesichter für eine Sonderaktion! Aus allen Bundesländern werden Jungen und Mädchen zum großen Casting nach Hamburg eingeladen. Dort wählt eine prominente Expertenjury ihre Favoriten.
Im Finale stimmt ganz Deutschland per Online-Voting ab. Die 16 Gewinnerkinder erwartet ein professionelles Foto-Shooting.
Der Höhepunkt der Aktion: Im Sommer 2013 ist die Sonderedition für einige Wochen bundesweit im Handel erhältlich, und die Gewinner können sich über ihr Gesicht auf kinder Schokolade freuen."
Was diese Pseudohervorhebung von vermeindlich wichtigen Informationen soll, können wir nicht genau zuordnen. Typografisch ein absoluter Albtraum aber die meisten sind vermutlich dankbar, dass ihnen das Denken und somit filtern der wichtigen Informationen abgenommen wurde. Eine Prognose: Die vier Apokalyptischen Reiter sind ein Scheiß gegen das, was Menschen mit gutem Geschmack im Sommer 2013 ertragen müssen.
Vermutlich sitzen schon alle Eislaufmamis in den Startlöchern und putzen ihre Kleinen heraus, als gäbe es kein Morgen. TLCs "Toddlers & Tiaras" kann einpacken.
Neulich beim Einkaufen sahen wir dann auch den ersten Stand für Aufnahmen. Wir konnten nicht widerstehen und ließen die Szene auf und wirken. Wer hier kleine Kathrins, Friedrichs, Anna-Sophies und Alexanders erwartet hat, der wurde grausam enttäuscht. Keins dieser Kinder lies sich an diesem Tag fotografieren. Stattdessen Kevins, Marivins, Viviens, Mandys, Kimberlys, Jasons, Jessicas und Jadons wohin das Auge reichte.
Wir sind ja große Fans von kinder Schokolade, aber wenn uns, jeden Mal, wenn wir eine Packung öffnen wollen, ein Jason schief entgegengrinst, bekommen wir vermutlich Bulimie. Wenn die jetzt noch ihre Rezeptur "verbessern", dann wird eine kinder Schokoladen-Splitterbombe gebaut und bei Ferrero vor die Tür gelegt.
Montag, 22. Oktober 2012
Nullnummer der Woche: E-Plus/Base-Läden
Eigentlich müsste man seine eigene Firma gründen. Eine, die Kunden freundlich und kompetent berät und sie nicht bei jedem Anlass versucht, über den Tisch zu ziehen. Wer schon einmal in einem dieser kleinen Handybuzzen war, weiss, wovon wir reden.
Das Personal sieht in jedem Laden gleich aus, meist gegelte Mitzwanziger in einem Anzug, die sich ungeheuer wichtig vorkommen, weil sie hinter dem Tisch stehen und man ja was von ihnen will und nicht umgekehrt. Wer schon Gesichtsbehaarung züchten kann, für den ist es auch ein Muss, eine kunstvolle Bartkonstruktion zu tragen. Und wer das nicht kann, dem bleibt immer noch die Möglichkeitn, sein Haupthaar mit so viel Pomade einzuschmieren, dass selbst ein Silvio Berlusconi eifersüchtig werden könnte.
Was die Geschäftspolitik dieser Abzockerbuden angeht kann man als Kunde nur Vermutungen anstellen, aber man hat ja zum Glück zwei Jahre lang Zeit, sich mit ihnen runzuärgern. Es locken immer tolle Angebote, die aber im Kleingedruckten zum Amoklauf einladen. "Flat in alles, was auf diesem Planeten verfügbar ist! Nur 19,99€!" steht in grossen Buchstaben selbstgeschrieben auf einem dieser karierten Flipcharts. Guckt man sich das dazugehörige gedruckte (Himmel sei Dank!) Plakat einmal genauer an, entdeckt man einen hellgrauen breiten Streifen am unteren Rand. Da fragt man sich, ob das ein Druckfehler ist oder jemand mit einen Bleistift geschmiert hat. Weder noch, das ist das sehr wörtlich genommene Kleingedruckte. Schriftgröße 3-5. Vermutlich. Erkennbar nur, wenn man ein paar Zentimeter davorsteht und lesbar erst unter dem Elektronenmikroskop.
Aber was steht da eigentlich? Erstmal ist das Kleingedruckte in etwa 20 verschiedene Punkte aufgeteilt. Da werden dann so nette Dinge wie "einmalige Anschlussgebühr 39,99€", "gilt nicht, wenn Sie, ja, genau, Sie das wollen" und "Gebühr hier, Gebühr da". Die meisten Kunden merken erst, dass ihre 19,99€-Flat-in-alles-was-auf-diesem-Planeten-verfügbar-ist ein mieses Lockangebot ist und hier und da Extra-Euros für komische Dinge ebenfalls abgerechnet werden. Schnell ist man da mal bei 35 oder mehr Euro im Monat.
Wenn man dann mit diesen Rechnungen in diese Buzzen zurückkommt, zeigen die gegelten Typen ihr wahres Gesicht. Arrogant, rechthaberisch und mehr als unfreundlich. Und Hilfe kann man sowieso nicht erwarten. Edna Mode hat exklusiv den Test in einer E-Plus/Base-Kaschemme gemacht. Erschreckend. Elf Monate lag das Handy ausgemacht im Schreibtisch, da eine Nutzung in einem anderen Land keinen Sinn gemacht hat. Für das Umstellen auf den "Traveller-Tarif" wurden schonmal 24,99€ fällig. Frech. Es handelt sich um ein etwa vier oder fünf Jahre altes Sony Ericsson Telefon, das zwar eine Internettaste besitzt, aber das Internet wurde vorsichtshalber vom Anbieter auf Wunsch des Kunden abgeschaltet - zu teuer. Jetzt taucht die Internetnutzung wieder auf der Rechnung auf. Gaaahhh! Die gegelte Schmalzbirne hinterm Ladentisch verstand auch nicht, dass ein Mobiltelefon über einen längeren Zeitraum ausgeschaltet in einer Schublade liegen kann. Sein Kommentar dazu: "Das kann ja gar nicht sein!". Echt? Wollen Sie mich verarschen? Ich weiss ja wohl, was ich gemacht und nicht gemacht habe. Aber schon alleine die Tatsache, dass man sich hier erklären muss, lässt mich an Gewalttaten denken. "Hmm, wieviel C4 ich wohl bräuchte, um den Laden hier in Schutt und Asche zu sprengen...."
Morgen wird der Vertrag gekündigt! Ein Wunder, dass das nichts kostet. Naja, warten wir mal die nächste Rechnung ab.
Das Personal sieht in jedem Laden gleich aus, meist gegelte Mitzwanziger in einem Anzug, die sich ungeheuer wichtig vorkommen, weil sie hinter dem Tisch stehen und man ja was von ihnen will und nicht umgekehrt. Wer schon Gesichtsbehaarung züchten kann, für den ist es auch ein Muss, eine kunstvolle Bartkonstruktion zu tragen. Und wer das nicht kann, dem bleibt immer noch die Möglichkeitn, sein Haupthaar mit so viel Pomade einzuschmieren, dass selbst ein Silvio Berlusconi eifersüchtig werden könnte.
Was die Geschäftspolitik dieser Abzockerbuden angeht kann man als Kunde nur Vermutungen anstellen, aber man hat ja zum Glück zwei Jahre lang Zeit, sich mit ihnen runzuärgern. Es locken immer tolle Angebote, die aber im Kleingedruckten zum Amoklauf einladen. "Flat in alles, was auf diesem Planeten verfügbar ist! Nur 19,99€!" steht in grossen Buchstaben selbstgeschrieben auf einem dieser karierten Flipcharts. Guckt man sich das dazugehörige gedruckte (Himmel sei Dank!) Plakat einmal genauer an, entdeckt man einen hellgrauen breiten Streifen am unteren Rand. Da fragt man sich, ob das ein Druckfehler ist oder jemand mit einen Bleistift geschmiert hat. Weder noch, das ist das sehr wörtlich genommene Kleingedruckte. Schriftgröße 3-5. Vermutlich. Erkennbar nur, wenn man ein paar Zentimeter davorsteht und lesbar erst unter dem Elektronenmikroskop.
Aber was steht da eigentlich? Erstmal ist das Kleingedruckte in etwa 20 verschiedene Punkte aufgeteilt. Da werden dann so nette Dinge wie "einmalige Anschlussgebühr 39,99€", "gilt nicht, wenn Sie, ja, genau, Sie das wollen" und "Gebühr hier, Gebühr da". Die meisten Kunden merken erst, dass ihre 19,99€-Flat-in-alles-was-auf-diesem-Planeten-verfügbar-ist ein mieses Lockangebot ist und hier und da Extra-Euros für komische Dinge ebenfalls abgerechnet werden. Schnell ist man da mal bei 35 oder mehr Euro im Monat.
Wenn man dann mit diesen Rechnungen in diese Buzzen zurückkommt, zeigen die gegelten Typen ihr wahres Gesicht. Arrogant, rechthaberisch und mehr als unfreundlich. Und Hilfe kann man sowieso nicht erwarten. Edna Mode hat exklusiv den Test in einer E-Plus/Base-Kaschemme gemacht. Erschreckend. Elf Monate lag das Handy ausgemacht im Schreibtisch, da eine Nutzung in einem anderen Land keinen Sinn gemacht hat. Für das Umstellen auf den "Traveller-Tarif" wurden schonmal 24,99€ fällig. Frech. Es handelt sich um ein etwa vier oder fünf Jahre altes Sony Ericsson Telefon, das zwar eine Internettaste besitzt, aber das Internet wurde vorsichtshalber vom Anbieter auf Wunsch des Kunden abgeschaltet - zu teuer. Jetzt taucht die Internetnutzung wieder auf der Rechnung auf. Gaaahhh! Die gegelte Schmalzbirne hinterm Ladentisch verstand auch nicht, dass ein Mobiltelefon über einen längeren Zeitraum ausgeschaltet in einer Schublade liegen kann. Sein Kommentar dazu: "Das kann ja gar nicht sein!". Echt? Wollen Sie mich verarschen? Ich weiss ja wohl, was ich gemacht und nicht gemacht habe. Aber schon alleine die Tatsache, dass man sich hier erklären muss, lässt mich an Gewalttaten denken. "Hmm, wieviel C4 ich wohl bräuchte, um den Laden hier in Schutt und Asche zu sprengen...."
Morgen wird der Vertrag gekündigt! Ein Wunder, dass das nichts kostet. Naja, warten wir mal die nächste Rechnung ab.
Montag, 8. Oktober 2012
Phänomen Bürohumor Teil 3
Es ist
8:30 Uhr. Wir befinden uns in der EDV-Abteilung eines
Multi-Millionen-Euro Unternehmens. Anonymität hat hier oberste
Priorität, doch der Zuschauer wird auf eine Reise mitgenommen, um in das
Maul der Bestie zu schauen. Hübsch wird das nicht.
Die Tür geht auf, Karsten und Martin betreten den Raum.
Martin:
Boah, alte Scheisse, war das n Wochenende. Höma, hab ich nen Kater. Man kann ja heute gar nicht mehr so viel saufen, damit die Weiber hübsch werden! (stellt die Tasche ab, holt eine Asperin raus und wirft sie in ein Glas Wasser. Gebannt starrt er auf die sich auflösende Tablette)
Karsten:
Mensch, Matze, raff ich nich. Bei deinem Aussehen kann das ja wohl nicht Warstein! Ich bin auch nicht zum Zug gekommen. Wo sind se nur, die heissen Weiber?
Martin:
Auf dem Planeten frigides Miststück?!? (trinkt gedankenverloren seine Asperin)
Karsten:
Aber sowas von! Fast so schlimm wie... (er wird vom Klingeln des Telefons unterbrochen, guckt aufs Display und rollt mit seinen Augen und stöhnt) ...wenn man vom Teufel spricht. (nimmt ab) EDV Zwei, hier werden Sie geholfen. Na, Uta, alles Roger in Kambodscha?
Uta (durchs Telfon hörbar):
Nee, Chaos in Laos. Aber wasn das für ne Ansage? Könnt ihr euch nicht einmal wie Erwachsene melden? Egal, höma, Karsten, mein Schlepptop funzt nicht. Kannste dir das mal angucken?
Karsten (gelangweilt):
Aber natürlich, Frau Schloh.
Uta:
Gut, dann schick ich gleich ma unsere Azubine, die Jennifer vorbei. (legt auf)
Karsten:
Aber kla... Boah! Kann die Alte mal nicht scheisse sein? (knallt den Telefonhörer auf)
Martin:
Nö. Hat wahrscheinlich wieder vier Kilo übers Wochenende zugenommen...
Im selben Moment in der Abteilung für Kundenbetreuung und Beschwerden.
Uta (übergibt Jennifer den Laptop):
Hier, Jenny. Jetzt nimmste das Ding, gehst runter in die Zwei und sagst den Pappenheimern da, wenn das länger als wie Pfirsich Minuten dauert, steh ich da aufa Matte!
Jennifer:
Alles Karl! Bis Danone, Uta. (macht sich auf den Weg)
(Uta geht in die Kaffeküche und trifft Candize)
Candize:
Uta!!! Herbstliche Glühstrümpfe nachträglich. Wie war dein Burzeltag?
Uta (schwärmt):
Wun-der-präch-tig. Der Dietmar, der wollte mich überraschen und hat das ganz gefickt eingeschädelt (zieht ein Augenunterlid mit dem Finger runter). Pass ma auf, ich dachte ja, dass wir wie immer nach Didi's Notaufnahme gehn. Aber der Dietmar, hat ja schon vor Wochen den Tisch beim Italiener ums Eck bestellt gehabt.
Candize (ungläubig):
Im Ernst???
Uta:
Nee, im Dieter. (lacht über ihre eigene Antwort) Ich dacht ja schon "Uta, das kann ja Eiter werden, du hier mit deine Straßemklamotten beim Edel-Italiener", aber die waren da alle ganz relaxt. Wir haben dann erstmal einen Schianti und Bruschetta bestellt.
Candize:
Ohh. Uta, ich bin ganz neidisch. Das klingt sooo ramontisch. Mein Mustafa nimmt mich nur mit nachn Döneressen...
(Thorsten betritt die Kaffeeküche)
Thorsten (kommt reingeschlurft):
Moinsen!
Candize (reißt ihre Arme auseinander und springt Thorsten an):
Thodde!!!!! Hey... Wie war das Wochenende? Schön abgefeiert?
Thorsten (kratzt sich verlegen am Hinterkopf):
Ähh... nee du. Hausaufgaben waren angesagt. Hab ja sonst nichts. (schnappt sich einen Kaffee und geht zu seinem Schreibtisch) Man siebt sich.
Candize (wieder zu Uta gewandt):
Na da scheisste beweit, ne? Naja, ich geh dann mal. Tschö mit ö. (geht)
(Währenddessen in der EDV-Abteilung)
Jennifer (kommt mit dem Laptop unterm Arm rein):
Heeeey...
Karsten (mustert sie von oben bis unten und wieder zurück):
Jenny... Alles klar im BH? Alles fit im Schritt?
Martin (setzt sein Flirtgesicht auf, das mehr an eine schlechte Latinofratze erinnert):
Alles klärchen, Bärchen? (blinzelt mit einem Auge in Jennifers Richtung und macht einen Kussmund)
Jennifer:
Hihihi... Ohhh, ihr seid sooo süß, Jungs... (stellt den Laptop auf den Tisch und fängt an, an einer Strähne rumzudrehen und laut auf ihrem Kaugummi herumzukauen)
Martin (klappt den Laptop auf und stöhnt):
Nähh. Was hat se denn dieses Mal damit gemacht? Und ich sach noch: Nix damit tun, was ich nicht auch machen würde... Man man man...
Karsten (beäugt fachmännisch den Bildschirm des Laptops):
Wer macht den Sofas? Was meinste? N Fall für Ranjid?
Martin (nickt und greift zum Telefon und wählt ein paar Nummern):
Ja, hier EDV Zwei. Schickt ma Ranjid.
Jennifer:
Jungs, ich muss auf Wiese gehen. Und dann für kleine Königstiger. Tschüssikowski. (geht weg, im selben Moment kommt Ranjid rein)
Martin:
Ahhh! Der Computer-Inder! Du wie gerufen kommst. (lacht)
"Ranjid" (resignierend):
Entschuldigen Sie, wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich in Deutschland geboren wurde, fließend Deutsch spreche und mein Name nicht Ranjid, sondern Johannes ist. Johannes Bachbauer. Nur weil meine Vorfahren indische Wurzeln haben... Ach, wissen Sie was? Ist jetzt auch egal. Wo ist der Computer?
Martin (händigt den Laptop aus und Johannes geht wieder):
Ja dann bis dannzig. (zu Thorsten gewandt) Wusstest du, dass der kein Inder ist???
Thorsten:
Never. Aber gib mal ne Gabel her, der Witz klemmt. Wenn der Deutscher ist, fress ich nen Saugstauber...
(Die Stunden vergehen, bis es für Thorsten endlich Zeit wird, als guter Azubi die tägliche Mittagsbestellung entgegenzunehmen.)
Thorsten (bleibt in der Tür stehen):
Hey Uta. Ich geh zu Kentucky schreit ficken. Was darf ich dir mitbringen?
Uta (gereizt):
NIX! Ich achte auf gesunde Ernährung!!! Davon könntet IHR ALLE euch eine Scheibe abschneiden und Lars but not Lisa muss ja hier einer als gutes Beispiel vorangehen!
Thorsten (macht schleunigst die Tür hinter sich zu und nuschelt in sich hinein):
Tschuldigung, war Absicht.
(geht runter in die EDV-Abteilung)
Thorsten:
Hey Jungs. Ich hol Essen. Von Käi-Eff-ßi...
Martin:
Nee, lass ma stecken, den Asiatenschund. Den kannste dir selber reinschrauben. Geh ma lieber nachn Ügüm-Döner hin. (faltet einen Flyer auf) Da nehm ich ne Normalotasche mit ordentlich Tsatze. Und das der Türke mir da schön Knofi reinmacht! Sonst ist hier Achterbahn!
Karsten (schiebt sich mit seinem Stuhl an Martins Schreibtisch ran):
Alter, Stück mal n Rück. Ich nehm son Dürüm aber auch mit richtig Knobi. Gehste dann noch bei Startback Kaffeehaus vorbei? Machste, ne? Dann bring mir ma ne grosse Latte mit. Hä-Hä-Hä...
Martin (nickt zustimmend):
Sizilium und Füße hoch, Flachwitz... Den kennt doch Jever! So, Thodde, hier haste 20 Euronen. Muss reichen, ne? Bis in fuffzehn Minuten dann. Also, see you later aligator!
Thorsten (nimmt das Geld entgegen und geht):
Ja klar, ich komm dann.
Karsten:
Du Schwein! (lacht lange und unangebracht laut über seinen eigenen Witz) HÄHÄHÄ!!! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst. Aus die Maus. Ende im Gelände und Schicht im Schacht.
Thorsten (kommt oben im Büro an):
Hey, Jenny.... (wird direkt rot) Was darf ich dir mitbringen?
Jenny:
Ohhh, das ist ja lieb. Ich nehm nur nen Cappu und ein bisschen Schoki.
Thorsten:
Warum nix Richtiges?
Jenny:
Thoooooddeee... Mönsch. Son Cappu hat doch nur Achtung Pfirsich Kalorien. Kaffee zum Bleistift hat schon bis zu 400. Und nach Adam Riese und Eva Klein ist das zu viel! (ein Klingeln) Waahh, Teflon klingelt, muss rangehen. Bis dann. Und dankö... (dreht sich zum Schreibtisch um)
(später - Thorsten ist wieder da, alle kommen in der Kaffeeküche zusammen.)
Uta (stochert lustlos in einem Salat mit Weight Watchers Dressing rum und schnüffelt in der Luft):
Na wunderprächtig. (zu Martin und Karsten gewandt) Gänsefleisch mal das Fenster öffnen? Ihr stinkt, der Knobischeiss nervt!
Martin (beißt genussvoll in seine Dönertasche):
Mach ich später. Gelüftet wird nur einmal die Woche. Hä-Hä-Hä! Oder ist heute schon Freitach?
Karsten:
Schön wärs. Heut is Montach, schon den ganzen Tag und heute Abend mit Beleuchtung!
Uta (noch genervter):
Boah! Ist der Spruch neu oder mit Perwoll gewaschen?
Martin:
Jawollski. Da kannste mich mit freundlichen Füsschen auch gleich zitieren! Alle Klarheiten beseitigt?
Uta:
Näh. Muss ich dafür zahlen?
Karsten:
Klar. Aber nicht die Märchensteuer vergessen!
(Alle essen noch eine Weile, wir machen hier einen "cut", denn die folgende Sprücheschlacht ist nicht zumutbar. Irgendwann ist dann ist auch der letzte Dönerkrümel gegessen, der letzte Tropfen Kaffee getrunken und das letzte bisschen Würde verschwunden)
Karsten:
Ja bis dannzig, ne?
Martin:
Wiedersehen macht Freude (zwinkert Jenny zu).
Jenny:
Tschaui...
Uta:
Bis Baldrian! Räumst dann ab hier, ne?
Thodde (bleibt alleine zurück):
Ja nee. Lasst mich ruhig die Drecksarbeit erledigen. Mit mir kann mans ja machen. Manchmal wünschte ich, dass ich den Mut hätte, hier wie in Halo 4 durchzulaufen. Einfach die Knarre nehmen, laden und.....
An dieser Stelle wird die Spannung von einer Werbeunterbrechung oder dem Abspann genommen. Der Zuschauer hat nun je nach Wochentag 24 oder 72 Stunden Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was die tragische Figur des Thorsten wohl mit seiner Aussage gemeint haben könnte. Wird er wirklich zur Waffe greifen und einen realen Amoklauf durchziehen? Wird das das große Finale? Wer wird und kann es verhindern? Welcher Charakter überrascht mit einer neuen Facette? Oder bleibt es nur bei Thorstens Gedanken? Auf jeden Fall beschäftigt sich der Zuschauer erstmal ein paar Minuten mit diesem Denkspiel um dann durch eine darauffolgende Sendung abgelenkt zu werden und bis zur nächsten Folge nicht mehr weiter über Thorsten und seine Probleme nachzudenken.
Die Tür geht auf, Karsten und Martin betreten den Raum.
Martin:
Boah, alte Scheisse, war das n Wochenende. Höma, hab ich nen Kater. Man kann ja heute gar nicht mehr so viel saufen, damit die Weiber hübsch werden! (stellt die Tasche ab, holt eine Asperin raus und wirft sie in ein Glas Wasser. Gebannt starrt er auf die sich auflösende Tablette)
Karsten:
Mensch, Matze, raff ich nich. Bei deinem Aussehen kann das ja wohl nicht Warstein! Ich bin auch nicht zum Zug gekommen. Wo sind se nur, die heissen Weiber?
Martin:
Auf dem Planeten frigides Miststück?!? (trinkt gedankenverloren seine Asperin)
Karsten:
Aber sowas von! Fast so schlimm wie... (er wird vom Klingeln des Telefons unterbrochen, guckt aufs Display und rollt mit seinen Augen und stöhnt) ...wenn man vom Teufel spricht. (nimmt ab) EDV Zwei, hier werden Sie geholfen. Na, Uta, alles Roger in Kambodscha?
Uta (durchs Telfon hörbar):
Nee, Chaos in Laos. Aber wasn das für ne Ansage? Könnt ihr euch nicht einmal wie Erwachsene melden? Egal, höma, Karsten, mein Schlepptop funzt nicht. Kannste dir das mal angucken?
Karsten (gelangweilt):
Aber natürlich, Frau Schloh.
Uta:
Gut, dann schick ich gleich ma unsere Azubine, die Jennifer vorbei. (legt auf)
Karsten:
Aber kla... Boah! Kann die Alte mal nicht scheisse sein? (knallt den Telefonhörer auf)
Martin:
Nö. Hat wahrscheinlich wieder vier Kilo übers Wochenende zugenommen...
Im selben Moment in der Abteilung für Kundenbetreuung und Beschwerden.
Uta (übergibt Jennifer den Laptop):
Hier, Jenny. Jetzt nimmste das Ding, gehst runter in die Zwei und sagst den Pappenheimern da, wenn das länger als wie Pfirsich Minuten dauert, steh ich da aufa Matte!
Jennifer:
Alles Karl! Bis Danone, Uta. (macht sich auf den Weg)
(Uta geht in die Kaffeküche und trifft Candize)
Candize:
Uta!!! Herbstliche Glühstrümpfe nachträglich. Wie war dein Burzeltag?
Uta (schwärmt):
Wun-der-präch-tig. Der Dietmar, der wollte mich überraschen und hat das ganz gefickt eingeschädelt (zieht ein Augenunterlid mit dem Finger runter). Pass ma auf, ich dachte ja, dass wir wie immer nach Didi's Notaufnahme gehn. Aber der Dietmar, hat ja schon vor Wochen den Tisch beim Italiener ums Eck bestellt gehabt.
Candize (ungläubig):
Im Ernst???
Uta:
Nee, im Dieter. (lacht über ihre eigene Antwort) Ich dacht ja schon "Uta, das kann ja Eiter werden, du hier mit deine Straßemklamotten beim Edel-Italiener", aber die waren da alle ganz relaxt. Wir haben dann erstmal einen Schianti und Bruschetta bestellt.
Candize:
Ohh. Uta, ich bin ganz neidisch. Das klingt sooo ramontisch. Mein Mustafa nimmt mich nur mit nachn Döneressen...
(Thorsten betritt die Kaffeeküche)
Thorsten (kommt reingeschlurft):
Moinsen!
Candize (reißt ihre Arme auseinander und springt Thorsten an):
Thodde!!!!! Hey... Wie war das Wochenende? Schön abgefeiert?
Thorsten (kratzt sich verlegen am Hinterkopf):
Ähh... nee du. Hausaufgaben waren angesagt. Hab ja sonst nichts. (schnappt sich einen Kaffee und geht zu seinem Schreibtisch) Man siebt sich.
Candize (wieder zu Uta gewandt):
Na da scheisste beweit, ne? Naja, ich geh dann mal. Tschö mit ö. (geht)
(Währenddessen in der EDV-Abteilung)
Jennifer (kommt mit dem Laptop unterm Arm rein):
Heeeey...
Karsten (mustert sie von oben bis unten und wieder zurück):
Jenny... Alles klar im BH? Alles fit im Schritt?
Martin (setzt sein Flirtgesicht auf, das mehr an eine schlechte Latinofratze erinnert):
Alles klärchen, Bärchen? (blinzelt mit einem Auge in Jennifers Richtung und macht einen Kussmund)
Jennifer:
Hihihi... Ohhh, ihr seid sooo süß, Jungs... (stellt den Laptop auf den Tisch und fängt an, an einer Strähne rumzudrehen und laut auf ihrem Kaugummi herumzukauen)
Martin (klappt den Laptop auf und stöhnt):
Nähh. Was hat se denn dieses Mal damit gemacht? Und ich sach noch: Nix damit tun, was ich nicht auch machen würde... Man man man...
Karsten (beäugt fachmännisch den Bildschirm des Laptops):
Wer macht den Sofas? Was meinste? N Fall für Ranjid?
Martin (nickt und greift zum Telefon und wählt ein paar Nummern):
Ja, hier EDV Zwei. Schickt ma Ranjid.
Jennifer:
Jungs, ich muss auf Wiese gehen. Und dann für kleine Königstiger. Tschüssikowski. (geht weg, im selben Moment kommt Ranjid rein)
Martin:
Ahhh! Der Computer-Inder! Du wie gerufen kommst. (lacht)
"Ranjid" (resignierend):
Entschuldigen Sie, wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich in Deutschland geboren wurde, fließend Deutsch spreche und mein Name nicht Ranjid, sondern Johannes ist. Johannes Bachbauer. Nur weil meine Vorfahren indische Wurzeln haben... Ach, wissen Sie was? Ist jetzt auch egal. Wo ist der Computer?
Martin (händigt den Laptop aus und Johannes geht wieder):
Ja dann bis dannzig. (zu Thorsten gewandt) Wusstest du, dass der kein Inder ist???
Thorsten:
Never. Aber gib mal ne Gabel her, der Witz klemmt. Wenn der Deutscher ist, fress ich nen Saugstauber...
(Die Stunden vergehen, bis es für Thorsten endlich Zeit wird, als guter Azubi die tägliche Mittagsbestellung entgegenzunehmen.)
Thorsten (bleibt in der Tür stehen):
Hey Uta. Ich geh zu Kentucky schreit ficken. Was darf ich dir mitbringen?
Uta (gereizt):
NIX! Ich achte auf gesunde Ernährung!!! Davon könntet IHR ALLE euch eine Scheibe abschneiden und Lars but not Lisa muss ja hier einer als gutes Beispiel vorangehen!
Thorsten (macht schleunigst die Tür hinter sich zu und nuschelt in sich hinein):
Tschuldigung, war Absicht.
(geht runter in die EDV-Abteilung)
Thorsten:
Hey Jungs. Ich hol Essen. Von Käi-Eff-ßi...
Martin:
Nee, lass ma stecken, den Asiatenschund. Den kannste dir selber reinschrauben. Geh ma lieber nachn Ügüm-Döner hin. (faltet einen Flyer auf) Da nehm ich ne Normalotasche mit ordentlich Tsatze. Und das der Türke mir da schön Knofi reinmacht! Sonst ist hier Achterbahn!
Karsten (schiebt sich mit seinem Stuhl an Martins Schreibtisch ran):
Alter, Stück mal n Rück. Ich nehm son Dürüm aber auch mit richtig Knobi. Gehste dann noch bei Startback Kaffeehaus vorbei? Machste, ne? Dann bring mir ma ne grosse Latte mit. Hä-Hä-Hä...
Martin (nickt zustimmend):
Sizilium und Füße hoch, Flachwitz... Den kennt doch Jever! So, Thodde, hier haste 20 Euronen. Muss reichen, ne? Bis in fuffzehn Minuten dann. Also, see you later aligator!
Thorsten (nimmt das Geld entgegen und geht):
Ja klar, ich komm dann.
Karsten:
Du Schwein! (lacht lange und unangebracht laut über seinen eigenen Witz) HÄHÄHÄ!!! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst. Aus die Maus. Ende im Gelände und Schicht im Schacht.
Thorsten (kommt oben im Büro an):
Hey, Jenny.... (wird direkt rot) Was darf ich dir mitbringen?
Jenny:
Ohhh, das ist ja lieb. Ich nehm nur nen Cappu und ein bisschen Schoki.
Thorsten:
Warum nix Richtiges?
Jenny:
Thoooooddeee... Mönsch. Son Cappu hat doch nur Achtung Pfirsich Kalorien. Kaffee zum Bleistift hat schon bis zu 400. Und nach Adam Riese und Eva Klein ist das zu viel! (ein Klingeln) Waahh, Teflon klingelt, muss rangehen. Bis dann. Und dankö... (dreht sich zum Schreibtisch um)
(später - Thorsten ist wieder da, alle kommen in der Kaffeeküche zusammen.)
Uta (stochert lustlos in einem Salat mit Weight Watchers Dressing rum und schnüffelt in der Luft):
Na wunderprächtig. (zu Martin und Karsten gewandt) Gänsefleisch mal das Fenster öffnen? Ihr stinkt, der Knobischeiss nervt!
Martin (beißt genussvoll in seine Dönertasche):
Mach ich später. Gelüftet wird nur einmal die Woche. Hä-Hä-Hä! Oder ist heute schon Freitach?
Karsten:
Schön wärs. Heut is Montach, schon den ganzen Tag und heute Abend mit Beleuchtung!
Uta (noch genervter):
Boah! Ist der Spruch neu oder mit Perwoll gewaschen?
Martin:
Jawollski. Da kannste mich mit freundlichen Füsschen auch gleich zitieren! Alle Klarheiten beseitigt?
Uta:
Näh. Muss ich dafür zahlen?
Karsten:
Klar. Aber nicht die Märchensteuer vergessen!
(Alle essen noch eine Weile, wir machen hier einen "cut", denn die folgende Sprücheschlacht ist nicht zumutbar. Irgendwann ist dann ist auch der letzte Dönerkrümel gegessen, der letzte Tropfen Kaffee getrunken und das letzte bisschen Würde verschwunden)
Karsten:
Ja bis dannzig, ne?
Martin:
Wiedersehen macht Freude (zwinkert Jenny zu).
Jenny:
Tschaui...
Uta:
Bis Baldrian! Räumst dann ab hier, ne?
Thodde (bleibt alleine zurück):
Ja nee. Lasst mich ruhig die Drecksarbeit erledigen. Mit mir kann mans ja machen. Manchmal wünschte ich, dass ich den Mut hätte, hier wie in Halo 4 durchzulaufen. Einfach die Knarre nehmen, laden und.....
An dieser Stelle wird die Spannung von einer Werbeunterbrechung oder dem Abspann genommen. Der Zuschauer hat nun je nach Wochentag 24 oder 72 Stunden Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was die tragische Figur des Thorsten wohl mit seiner Aussage gemeint haben könnte. Wird er wirklich zur Waffe greifen und einen realen Amoklauf durchziehen? Wird das das große Finale? Wer wird und kann es verhindern? Welcher Charakter überrascht mit einer neuen Facette? Oder bleibt es nur bei Thorstens Gedanken? Auf jeden Fall beschäftigt sich der Zuschauer erstmal ein paar Minuten mit diesem Denkspiel um dann durch eine darauffolgende Sendung abgelenkt zu werden und bis zur nächsten Folge nicht mehr weiter über Thorsten und seine Probleme nachzudenken.
Dienstag, 2. Oktober 2012
Nullnummer der Woche: LKWs auf Autobahnen
Es war nicht viel, was ich wollte. Einfach nur 30 km Autobahn fahren, heile und dann noch pünktlich an meinem Ziel ankommen. Leider machte ich die Rechnung ohne diverse Lastkraftwagen, die den Nummernschildern und Zuständen nach zu urteilen, aus unterschiedlicher Nationen Waren durch und nach Deutschland transportieren.
Ich stelle jetzt mal eine gewagte These auf: Es gäbe wesentlich weniger Unfälle, Ausraster, zwischenmenschliche Krisen und kaputte Stimmbänder, wenn es mindestens ein generelles Überholverbot für LKWs auf deutschen Autobahnen gäbe. Warum?
Fangen wir doch am Anfang an. Was sagt eigentlich der Gesetzgeber? Der schreibt in §3 Abs 3 Nr. 2a der Straßenverkehrsordnung (StVO) folgendes vor:
(3) Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auch unter günstigsten Umständen
2. außerhalb geschlossener Ortschaften
Aha. Hier steht schonmal, dass Lastkraftwagen ausserhalb geschlossener Ortschaften 80 km/h fahren dürfen. Jetzt sind wir mal so mutig und erklären Autobahnen für nicht geschlossene Ortschaften. Wenn man nur 80 km/h mit einer gewissen Toleranz, die die Damen und Herren und dunkelblau und beige/grün einräumen, fahren darf, dann kann sich selbst der einfachste Brummi-Holger ausrechnen, dass wenn man einen Kollegen überholen möchte, es einfach nicht so schnell geht, wie mit einem, sagen wir mal, Mercedes AMG...
Da ist man nicht mal eben in 100 Metern vorbei, da kann sich die ganze Chose mal schnell über ein oder zwei Kilometer ziehen. Kluge Menschen mit genug Zeit können sich die Strecke, die ein Lastkraftwagen mit 85 km/h und x Metern Länge braucht, um einen anderen anderen, der mit 80 km/h fährt und ebenfalls x Meter lang ist, zu überholen, selber ausrechnen. Kleiner Tipp: Es werden keine 100 m sein.
Jetzt ist es aber so, dass auf Autobahnen genau ein simples Gesetz herrscht: Je schneller das Auto, desto weiter links darf es fahren. Da muss man nur einmal seine Augen offen halten. Auf der linken Spur finden wir alles, was teuer und schnell ist. Wie in einem Uhrwerk geht es dabei zu: Mercedes CLS, 7er BMW, Audi A5, Porsche Cayenne. Und wieder von vorne. Dass sich ein unterer Mittelklassewagen wie ein VW Golf, Seat Leon oder Opel Astra von der mittleren auf die linke Rennspur verirrt ist relativ selten. Kommt aber doch mal vor. Und zwar genau in dem Moment, wenn ein LKW von der rechten Spur den anderen überholen will. Denn denen gehört ja zum Glück die Strasse. Dem Himmel sei Dank regiert ja hier auch das Recht des Stärkeren. Verdammt.
Da ist man nichts böses ahnend mit gemächlichen 140 km/h auf dem mittleren Streifen unterwegs und auf einmal muss man geistesgegenwärtig ausweichen oder auf 80 km/h runterbremsen (ist ja auch gar nicht gefährlich, wenn der Hintermann einem an der Stoßstange klebt). Dann gibt es diese eine Sekunde, in der sich alles entscheidet. Nach links ausweichen? Einmal bei den Großen mitspielen? Oder mit 60 km/h weniger die oben errechnete Strecke hinter einem LKW hertrotten?
Ich wich aus. Ich war mutig. Ich riskierte es. Fuhr im VW Golf TUI Edition kühn auf der Spur der richtigen Autos mit. Doch leider verpasste ich dadurch auch meine Ausfahrt und musste einen 33 km langen Umweg in Kauf nehmen. Tat ich auch (mir blieb ja nichts anderes übrig). Aber nur sehr widerwillig. Und unter sehr lautem Fluchen. Über 33 km. Zu spät, zu abgenervt und definitiv zu wütend kam ich an meinem Ziel an und überlege seitdem, mich nachts auf Raststätten zu schleichen und LKW-Reifen aufzuschlitzen...
Ich stelle jetzt mal eine gewagte These auf: Es gäbe wesentlich weniger Unfälle, Ausraster, zwischenmenschliche Krisen und kaputte Stimmbänder, wenn es mindestens ein generelles Überholverbot für LKWs auf deutschen Autobahnen gäbe. Warum?
Fangen wir doch am Anfang an. Was sagt eigentlich der Gesetzgeber? Der schreibt in §3 Abs 3 Nr. 2a der Straßenverkehrsordnung (StVO) folgendes vor:
(3) Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auch unter günstigsten Umständen
2. außerhalb geschlossener Ortschaften
a) für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5t bis 7,5t, ausgenommen Personenkraftwagen, für Personenkraftwagen mit Anhänger, für Lastkraftwagen und Wohnmobile jeweils bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 t mit Anhänger sowie für Kraftomnibusse, auch mit Gepäckanhänger 80 km/h, [...]
Aha. Hier steht schonmal, dass Lastkraftwagen ausserhalb geschlossener Ortschaften 80 km/h fahren dürfen. Jetzt sind wir mal so mutig und erklären Autobahnen für nicht geschlossene Ortschaften. Wenn man nur 80 km/h mit einer gewissen Toleranz, die die Damen und Herren und dunkelblau und beige/grün einräumen, fahren darf, dann kann sich selbst der einfachste Brummi-Holger ausrechnen, dass wenn man einen Kollegen überholen möchte, es einfach nicht so schnell geht, wie mit einem, sagen wir mal, Mercedes AMG...
Da ist man nicht mal eben in 100 Metern vorbei, da kann sich die ganze Chose mal schnell über ein oder zwei Kilometer ziehen. Kluge Menschen mit genug Zeit können sich die Strecke, die ein Lastkraftwagen mit 85 km/h und x Metern Länge braucht, um einen anderen anderen, der mit 80 km/h fährt und ebenfalls x Meter lang ist, zu überholen, selber ausrechnen. Kleiner Tipp: Es werden keine 100 m sein.
Jetzt ist es aber so, dass auf Autobahnen genau ein simples Gesetz herrscht: Je schneller das Auto, desto weiter links darf es fahren. Da muss man nur einmal seine Augen offen halten. Auf der linken Spur finden wir alles, was teuer und schnell ist. Wie in einem Uhrwerk geht es dabei zu: Mercedes CLS, 7er BMW, Audi A5, Porsche Cayenne. Und wieder von vorne. Dass sich ein unterer Mittelklassewagen wie ein VW Golf, Seat Leon oder Opel Astra von der mittleren auf die linke Rennspur verirrt ist relativ selten. Kommt aber doch mal vor. Und zwar genau in dem Moment, wenn ein LKW von der rechten Spur den anderen überholen will. Denn denen gehört ja zum Glück die Strasse. Dem Himmel sei Dank regiert ja hier auch das Recht des Stärkeren. Verdammt.
Da ist man nichts böses ahnend mit gemächlichen 140 km/h auf dem mittleren Streifen unterwegs und auf einmal muss man geistesgegenwärtig ausweichen oder auf 80 km/h runterbremsen (ist ja auch gar nicht gefährlich, wenn der Hintermann einem an der Stoßstange klebt). Dann gibt es diese eine Sekunde, in der sich alles entscheidet. Nach links ausweichen? Einmal bei den Großen mitspielen? Oder mit 60 km/h weniger die oben errechnete Strecke hinter einem LKW hertrotten?
Ich wich aus. Ich war mutig. Ich riskierte es. Fuhr im VW Golf TUI Edition kühn auf der Spur der richtigen Autos mit. Doch leider verpasste ich dadurch auch meine Ausfahrt und musste einen 33 km langen Umweg in Kauf nehmen. Tat ich auch (mir blieb ja nichts anderes übrig). Aber nur sehr widerwillig. Und unter sehr lautem Fluchen. Über 33 km. Zu spät, zu abgenervt und definitiv zu wütend kam ich an meinem Ziel an und überlege seitdem, mich nachts auf Raststätten zu schleichen und LKW-Reifen aufzuschlitzen...
Donnerstag, 27. September 2012
Phänomen Bürohumor Teil 2
Unsere
Geschichte beginnt in einem typisch deutschen Großraumbüro in einer
typisch deutschen Stadt an einem typisch deutschen Montag Morgen um 8:30
Uhr. Ein Kameraschwenk gleitet majestetisch von der Uhr, die genau
diese Zeit anzeigt, und anschließend über die Leere des Büros. Hier und
dort ein paar Nahaufnahmen, die es dem Zuschauer erleichtern sollen, die
Chraktere und deren Hinter- und Beweggründe zu verstehen. Kleine
motivierende Post-Its am Röhrenmonitor, Familienbilder, auf denen alle
unerträglich glücklich in die Kamera grinsen, Ü-Ei-Sammelfiguren,
Topfpflanzen, geordnete Schreibtische und hier und dort strategisch gut
platziert eine Ansichtskarte aus Mallorca, den Seychellen oder Gran
Canaria. Währenddessen setzt die Vorspannmusik ein. Ein Song, der
natürlich sofort ins Ohr geht und später noch am Ende der Werbepause vom
Büroensemble als Maxi-CD verkauft wird. Die Hauptdarsteller werden
gezeigt. Und dann geht es los.
Stars dieser einen Episode sind natürlich die Angestellten, das Herz der Firma. Das Gehirn, die Chefetage, bleibt im Hintergrund und zieht dort die Fäden. Erstmal sollen diese Puppenspieler im Verborgenen bleiben, um dann, nach erfolgreichem Anlauf der Serie dann doch mit in leidenschaftliche Affairen, intrigantge Pläne und unterhaltsame Alltagsgeschichten verstrickt zu werden.
Jennifer "Jenny" Grubinski (17 Jahre, Auszubildende)
Das "Kücken" der Gruppe. Sie befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr, bangt aber darum, ob sie besteht oder nicht, denn in der Berufsschule ist sie primär nämlich damit beschäftigt, zu überprüfen, ob ihr platinblondes mit Extensions verlängertes Haar mal wieder nachgefärbt werden muss und ob sie neue Gelnägel in French Manicure Optik benötigt. Für beides hat sie selbstverständlich beste Freundinnen, die ihr Aussehen für sie perfektionieren. Sekundär konzentriert sie auf die angespannten und solariumgebräunten Muskeln ihres Banknachbarn Ronny. Allerdings hat sie hat bei komplexeren Aufgaben eine längere Leitung und ist mit der Problemlösung meist überfordert. Macht ja nichts, denn
Thorsten "Thodde" Mieltke (18, Auszubildender)
erledigt das gerne für sie. Er ist seit Beginn der Ausbildungszeit in Jenny verliebt, tut alles, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch bisher erfolglos. Er stellt sich dabei so herrlich trottelig an, dass der Zuschauer ihn einfach packen, schütteln und schreien möchte: "Thodde! Die ist nichts für dich! Lass sie gehen. Mit ihr wirst du nur in den Hartz IV Sumpf hineingezogen!" Doch Thoddes Herz will sich einfach für keine andere interessieren. Der Zuschauer darf gespannt bleiben, ob er noch zu einer Einsicht kommt oder nicht.
Uta Schloh (56, Abteilungsleiterin)
liebt ihre frechen roten Haubensträhnchen, absolviert gerade zum wiederholten Male das Weight Watchers Programm, ist bei ihrem dritten JoJo-Effekt angekommen und dementsprechend ist ihre Laune. Ihr Lebensgefährte Dietmar liebt sie so, wie sie ist, doch sie sich einfach nicht. Wenn Uta sich unbeobachtet fühlt, greift sie in eine Notschachtel Donuts, die sicher in einer abschießbaren Schublade ihres Kommandopultes liegt. Die ersten 24 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Dresden. Sie spricht mit einem ostdeutschen Dialekt, der schlimmer wird, je aufgeregter sie ist. Und wenn sie nicht Recht bekommt, schreit sie einfach lauter, denn wer am lautesten schreit, hat immer Recht!
Martin "Matze" Majeffsky (38, Angestellter in der EDV-Abteilung)
trägt gerne Klamotten in allen Nicht-Farben von Tom Tailor und hat vor einem Monat das Rauchen aufgegeben. Die Nikotinkaugummis und -pflaster wollen bei ihm aber nicht so recht helfen. Er ist reizbar und unsicher. Um die Unsicherheit zu kaschieren trägt das neuste Samsung Smartphone in einer Ledertasche am Gürtel und fühlt sich toll, weil er der Meinung ist, dass Apple die Kunden eh nur über den Tisch zieht und iPhones was für Hipster mit schwarzer Hornbrille sind. Gleichgesinnter in Humor, Denken und Weiber anbaggern ist
Karsten "die Bohne" Nickhardt (34, ebenfalls Angestellter in der EDV-Abteilung)
der vor diesem Job nächtelang World of Warcraft durchgezockt hat, bevor er das weibliche Geschlecht in Form seines Au Pairs Biggi Oberhausen entdeckte. Noch heute gehört sein Herz Biggi, die aber längst wieder in ihrer schweizer Heimat ist und an die Zeit keinen Gedanken mehr verschwendet. Zusammen mit Matze geht er gerne auf Weiberjagd. Erfolglos, aber das liegt natürlich nicht an den beiden von Göttern gesannten Traummännern, sondern selbstverständlich an den Perlen, die sie einfach nicht zu schätzen wissen. Sie halten ihre Sprüche für schlagfertig, ihr Aussehen für beneidenswert und ihren Humor für witzig.
Candize "Candy" Metzoltt (22, Aushilfe auf 400-Euro-Basis)
hatte eigentlich ganz andere Pläne. Sie wollte Schmuckdesignerin werden und reich heiraten. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber der Plan war da. Doch der wurde jäh zunichte gemacht, als sie mit 16 schwanger wurde. Leider kann sie sich nicht erinnern, wer der Vater des kleinen Jason-Pascal ist. Deswegen war sie auch schon bei Britt und hat vier potentielle Kandidaten zum Vaterschaftstest angeschleppt, doch keiner war der passende. Egal, sie war im Fernsehen und hält sich jetzt für eine Berühmtheit. Sie hat ihre eigene Website, auf der sie der Welt mitteilt, wie fabelhaft sie ist und wie toll Jason-Pascal sich entwickelt ("Er ist der kleine Checker auf dem Pausenhof").
"Die Aushilfe" (Alter und Herkunft wie es gerade passt)
Wenn immer jemand gebraucht wird, um eine Randgruppe der Quote halber zu integrieren wird die Aushilfe ins Drehbuch integriert. Der intelligente Türke, der sich von seiner Streetgang abgrenzen will und um Akzeptanz kämpft, die Hübsche, die aber mehr kann, der Behinderte, der zeigt, dass das Leben trotz Rollstuhls noch lebenswert sein kann, der Schwule oder die Lesbe, der/die sich für Gleichberechtigung einsetzt etc. pp.
Primär sollen diese Figuren zeigen, wie aufgeschlossen die Produzenten sind und dass gleiches Recht für alle gilt. Doch ist das wirklich so? Lassen Sie sich von so einer Scheinheiligkeit blenden? Integration ist super, wenn sie nicht so verkrampft gewollt Quoten bringen soll!
Selbstverständlich sind alle Namen frei erfunden! Ähnlichkeiten zu bestehenden Namen sind reiner Zufall!
Stars dieser einen Episode sind natürlich die Angestellten, das Herz der Firma. Das Gehirn, die Chefetage, bleibt im Hintergrund und zieht dort die Fäden. Erstmal sollen diese Puppenspieler im Verborgenen bleiben, um dann, nach erfolgreichem Anlauf der Serie dann doch mit in leidenschaftliche Affairen, intrigantge Pläne und unterhaltsame Alltagsgeschichten verstrickt zu werden.
Jennifer "Jenny" Grubinski (17 Jahre, Auszubildende)
Das "Kücken" der Gruppe. Sie befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr, bangt aber darum, ob sie besteht oder nicht, denn in der Berufsschule ist sie primär nämlich damit beschäftigt, zu überprüfen, ob ihr platinblondes mit Extensions verlängertes Haar mal wieder nachgefärbt werden muss und ob sie neue Gelnägel in French Manicure Optik benötigt. Für beides hat sie selbstverständlich beste Freundinnen, die ihr Aussehen für sie perfektionieren. Sekundär konzentriert sie auf die angespannten und solariumgebräunten Muskeln ihres Banknachbarn Ronny. Allerdings hat sie hat bei komplexeren Aufgaben eine längere Leitung und ist mit der Problemlösung meist überfordert. Macht ja nichts, denn
Thorsten "Thodde" Mieltke (18, Auszubildender)
erledigt das gerne für sie. Er ist seit Beginn der Ausbildungszeit in Jenny verliebt, tut alles, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch bisher erfolglos. Er stellt sich dabei so herrlich trottelig an, dass der Zuschauer ihn einfach packen, schütteln und schreien möchte: "Thodde! Die ist nichts für dich! Lass sie gehen. Mit ihr wirst du nur in den Hartz IV Sumpf hineingezogen!" Doch Thoddes Herz will sich einfach für keine andere interessieren. Der Zuschauer darf gespannt bleiben, ob er noch zu einer Einsicht kommt oder nicht.
Uta Schloh (56, Abteilungsleiterin)
liebt ihre frechen roten Haubensträhnchen, absolviert gerade zum wiederholten Male das Weight Watchers Programm, ist bei ihrem dritten JoJo-Effekt angekommen und dementsprechend ist ihre Laune. Ihr Lebensgefährte Dietmar liebt sie so, wie sie ist, doch sie sich einfach nicht. Wenn Uta sich unbeobachtet fühlt, greift sie in eine Notschachtel Donuts, die sicher in einer abschießbaren Schublade ihres Kommandopultes liegt. Die ersten 24 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Dresden. Sie spricht mit einem ostdeutschen Dialekt, der schlimmer wird, je aufgeregter sie ist. Und wenn sie nicht Recht bekommt, schreit sie einfach lauter, denn wer am lautesten schreit, hat immer Recht!
Martin "Matze" Majeffsky (38, Angestellter in der EDV-Abteilung)
trägt gerne Klamotten in allen Nicht-Farben von Tom Tailor und hat vor einem Monat das Rauchen aufgegeben. Die Nikotinkaugummis und -pflaster wollen bei ihm aber nicht so recht helfen. Er ist reizbar und unsicher. Um die Unsicherheit zu kaschieren trägt das neuste Samsung Smartphone in einer Ledertasche am Gürtel und fühlt sich toll, weil er der Meinung ist, dass Apple die Kunden eh nur über den Tisch zieht und iPhones was für Hipster mit schwarzer Hornbrille sind. Gleichgesinnter in Humor, Denken und Weiber anbaggern ist
Karsten "die Bohne" Nickhardt (34, ebenfalls Angestellter in der EDV-Abteilung)
der vor diesem Job nächtelang World of Warcraft durchgezockt hat, bevor er das weibliche Geschlecht in Form seines Au Pairs Biggi Oberhausen entdeckte. Noch heute gehört sein Herz Biggi, die aber längst wieder in ihrer schweizer Heimat ist und an die Zeit keinen Gedanken mehr verschwendet. Zusammen mit Matze geht er gerne auf Weiberjagd. Erfolglos, aber das liegt natürlich nicht an den beiden von Göttern gesannten Traummännern, sondern selbstverständlich an den Perlen, die sie einfach nicht zu schätzen wissen. Sie halten ihre Sprüche für schlagfertig, ihr Aussehen für beneidenswert und ihren Humor für witzig.
Candize "Candy" Metzoltt (22, Aushilfe auf 400-Euro-Basis)
hatte eigentlich ganz andere Pläne. Sie wollte Schmuckdesignerin werden und reich heiraten. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber der Plan war da. Doch der wurde jäh zunichte gemacht, als sie mit 16 schwanger wurde. Leider kann sie sich nicht erinnern, wer der Vater des kleinen Jason-Pascal ist. Deswegen war sie auch schon bei Britt und hat vier potentielle Kandidaten zum Vaterschaftstest angeschleppt, doch keiner war der passende. Egal, sie war im Fernsehen und hält sich jetzt für eine Berühmtheit. Sie hat ihre eigene Website, auf der sie der Welt mitteilt, wie fabelhaft sie ist und wie toll Jason-Pascal sich entwickelt ("Er ist der kleine Checker auf dem Pausenhof").
"Die Aushilfe" (Alter und Herkunft wie es gerade passt)
Wenn immer jemand gebraucht wird, um eine Randgruppe der Quote halber zu integrieren wird die Aushilfe ins Drehbuch integriert. Der intelligente Türke, der sich von seiner Streetgang abgrenzen will und um Akzeptanz kämpft, die Hübsche, die aber mehr kann, der Behinderte, der zeigt, dass das Leben trotz Rollstuhls noch lebenswert sein kann, der Schwule oder die Lesbe, der/die sich für Gleichberechtigung einsetzt etc. pp.
Primär sollen diese Figuren zeigen, wie aufgeschlossen die Produzenten sind und dass gleiches Recht für alle gilt. Doch ist das wirklich so? Lassen Sie sich von so einer Scheinheiligkeit blenden? Integration ist super, wenn sie nicht so verkrampft gewollt Quoten bringen soll!
Selbstverständlich sind alle Namen frei erfunden! Ähnlichkeiten zu bestehenden Namen sind reiner Zufall!
Montag, 24. September 2012
Phänomen Bürohumor Teil 1
Lange hielten wir Bürohumor für etwas, das von selber einfach aussterben würde. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet fragen wir uns manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sich diese "humoristischen" Entgleisungen selbst vernichtet hätten. Genetisch betrachtet ist Bürohumor leider dominant. Wir kommen nicht umher, an den Film "Twins" von 1988 zu denken und festzustellen, dass es den guten, lustigen und intelligenten Humor gibt und bei diesem Experiment der menschlichen Eigenschaften leider auch ein unglaublich nerviges, lautes und schenkelklopfendes Nebenprodukt entstanden ist. Der Bürohumor.
Zugeschnitten auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die mindestens acht Stunden täglich eingepfercht in Arbeitswaben sitzen. Sie müssen etwa ein Drittel ihres Tages soziale Kontakte mit den Menschen akzeptieren, die um sie herum beschäftigt sind.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Büromitarbeitern schon diese spezielle Art von Humor in die Wiege gelegt wurde oder ob einfach völlig normale Menschen sowas wie eine Humorgehirnwäsche erhalten. Könnte es nicht auch eine Ausprägung des Stockholm Syndroms sein? Man beginnt, sich emotional positiv auf seinen Geiselnehmer einzustellen, um seine Überlebenschancen zu maximieren.
Es gibt immer wieder Querdenker, anderes Gesinnte, Menschen, die einfach gegen die Masse anschwimmen wollen weil sie sich nicht mit allem zufrieden geben möchten. Sie werden eingestellt, versuchen ihrer Individualität freien Lauf zu lassen und zerbrechen am Ende. Nicht, weil sie so unglaublich empfindlich sind, nein, vielmehr, weil sie nicht die Kraft besitzen jeden Tag aufs Neue gegen den Strom zu schwimmen, sich anzustrengen und jeden Morgen mit dem Gedanken zu erscheinen, dass niemand sie versteht, dass keiner auf sie eingehen kann und vor allem, dass der Humor, der dort herrscht, nicht der ihre ist und sie ihn als derartig platt empfinden, dass Nordeutschland einem wie ein Vorgebirge des Mount Everest vorkommt. Der Preis, den sie dafür zahlen müssen ist hoch. Es kostet sie entweder ihre Stelle, ihr Gehirn oder ihre Gefühle. In wenigen Fällen sogar alles. Wer hat noch nicht über diese armen und bedauernswerten Burn-Out-Opfer gelesen oder sie in irgendeiner anderen Form wahrgenommen? Ja, werte Leser, in deutschen Büros geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Frei nach Cicero ist man gegen alle wenn man nicht für alle ist. Klassische schwarz-weiß Ansicht. Wenn nur die restliche Welt so einfach wäre. Wer braucht schon Grauabstufungen und gar Farbe? Richtig, Niemand.
Doch was ist Bürohumor eigentlich und wie zeigt er sich? Wir haben uns nach langer Diskussion dazu entschieden, dass wir es versuchen, als würden wir Ihnen, lieber Leser, eine Fremdsprache beibringen wollen. Wir sind auch keine Muttersprachler, dennoch ist es relativ einfach, sich diese "Sprache" anzueignen. Gerade auch, wenn Sie über einen gewissen IQ verfügen. Mit diesen Voraussetzungen können Sie dann nicht nur fließend sprechen und verstehen lernen, sondern auch noch eine Stufe weitergehen und über Ursprünge oder einfach auch nur über das "warum?!" sinnieren. Bitte lassen Sie es uns wissen, wenn Sie einen potentiellen Patient Null gefunden haben. Einen John Doe, dem wir dies alles zu verdanken haben.
Lernen ist erfolgreicher, wenn es Spaß macht. Spaß entsteht, wenn es um Geschichten geht, wenn verschiedene Charaktere mit tragischen Schicksalsschlägen aufeinandertreffen. Ganz so, wie in einer dieser fesselnden Seifenopern, die täglich im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unser kleines literarisches Spektakel erzählt die entsetzliche und doch so unterhaltsame Wahrheit aus deutschen Großraumbüros. Dort, wo es mit gespitzten Zungen ähnlich wie bei Reinhard Meys "heißer Schlacht am kalten Buffet" zugeht. Dort, wo Witze konsequent bis zum Erbrechen wiederholt werden und auch dort, wo man mit intelligentem Sarkasmus nicht sehr gute Überlebenschancen hat. Lesen Sie in einigen Tagen im zweiten Teil unserer kleinen Saga, wie witzig doch Bürohumor sein kann. Wenn man ihn mit Humor nimmt.
Wir sind jetzt auch auf Facebook zu finden: http://www.facebook.com/GuterGeschmackMachtEbenEinsam
Zugeschnitten auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die mindestens acht Stunden täglich eingepfercht in Arbeitswaben sitzen. Sie müssen etwa ein Drittel ihres Tages soziale Kontakte mit den Menschen akzeptieren, die um sie herum beschäftigt sind.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Büromitarbeitern schon diese spezielle Art von Humor in die Wiege gelegt wurde oder ob einfach völlig normale Menschen sowas wie eine Humorgehirnwäsche erhalten. Könnte es nicht auch eine Ausprägung des Stockholm Syndroms sein? Man beginnt, sich emotional positiv auf seinen Geiselnehmer einzustellen, um seine Überlebenschancen zu maximieren.
Es gibt immer wieder Querdenker, anderes Gesinnte, Menschen, die einfach gegen die Masse anschwimmen wollen weil sie sich nicht mit allem zufrieden geben möchten. Sie werden eingestellt, versuchen ihrer Individualität freien Lauf zu lassen und zerbrechen am Ende. Nicht, weil sie so unglaublich empfindlich sind, nein, vielmehr, weil sie nicht die Kraft besitzen jeden Tag aufs Neue gegen den Strom zu schwimmen, sich anzustrengen und jeden Morgen mit dem Gedanken zu erscheinen, dass niemand sie versteht, dass keiner auf sie eingehen kann und vor allem, dass der Humor, der dort herrscht, nicht der ihre ist und sie ihn als derartig platt empfinden, dass Nordeutschland einem wie ein Vorgebirge des Mount Everest vorkommt. Der Preis, den sie dafür zahlen müssen ist hoch. Es kostet sie entweder ihre Stelle, ihr Gehirn oder ihre Gefühle. In wenigen Fällen sogar alles. Wer hat noch nicht über diese armen und bedauernswerten Burn-Out-Opfer gelesen oder sie in irgendeiner anderen Form wahrgenommen? Ja, werte Leser, in deutschen Büros geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Frei nach Cicero ist man gegen alle wenn man nicht für alle ist. Klassische schwarz-weiß Ansicht. Wenn nur die restliche Welt so einfach wäre. Wer braucht schon Grauabstufungen und gar Farbe? Richtig, Niemand.
Doch was ist Bürohumor eigentlich und wie zeigt er sich? Wir haben uns nach langer Diskussion dazu entschieden, dass wir es versuchen, als würden wir Ihnen, lieber Leser, eine Fremdsprache beibringen wollen. Wir sind auch keine Muttersprachler, dennoch ist es relativ einfach, sich diese "Sprache" anzueignen. Gerade auch, wenn Sie über einen gewissen IQ verfügen. Mit diesen Voraussetzungen können Sie dann nicht nur fließend sprechen und verstehen lernen, sondern auch noch eine Stufe weitergehen und über Ursprünge oder einfach auch nur über das "warum?!" sinnieren. Bitte lassen Sie es uns wissen, wenn Sie einen potentiellen Patient Null gefunden haben. Einen John Doe, dem wir dies alles zu verdanken haben.
Lernen ist erfolgreicher, wenn es Spaß macht. Spaß entsteht, wenn es um Geschichten geht, wenn verschiedene Charaktere mit tragischen Schicksalsschlägen aufeinandertreffen. Ganz so, wie in einer dieser fesselnden Seifenopern, die täglich im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unser kleines literarisches Spektakel erzählt die entsetzliche und doch so unterhaltsame Wahrheit aus deutschen Großraumbüros. Dort, wo es mit gespitzten Zungen ähnlich wie bei Reinhard Meys "heißer Schlacht am kalten Buffet" zugeht. Dort, wo Witze konsequent bis zum Erbrechen wiederholt werden und auch dort, wo man mit intelligentem Sarkasmus nicht sehr gute Überlebenschancen hat. Lesen Sie in einigen Tagen im zweiten Teil unserer kleinen Saga, wie witzig doch Bürohumor sein kann. Wenn man ihn mit Humor nimmt.
Wir sind jetzt auch auf Facebook zu finden: http://www.facebook.com/GuterGeschmackMachtEbenEinsam
Donnerstag, 20. September 2012
Nullnummer der Woche: Einkaufen bei EDEKA
"Wir lieben Lebensmittel." Hmm. Der durchschnittliche EDEKA-Verkäufer liebt vermutlich nicht mal seinen Job, geschweige denn die Lebensmittel, die er verkauft. Einkaufen in unserem lokalen EDEKA Supermarkt ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Weniger eins, auf das man sich freut. Eher ein notwendiges Übel. Und alles beginnt in der Obst- und Gemüseabteilung.
"Guten Tag, wir haben eine Frage...!" während sich die Dame in der Obstabteilung abwesend Pfirsichreste unter ihren Gelnägeln hervorpulte, suchten unsere Augen verzweifelt den ausdruckslosen Kern der ihren. Keine Reaktion. Rasch bildet sich in unseren Köpfen ein Bild geformt aus Desinteresse und Inkompetenz unseres Gegenübers. Gedanken wie "Nun gut, dass die Dame uns nicht hört und sieht geht vermutlich daruf zurück, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, vielleicht sollten wir uns einfach ein bisschen lauter und asozialer geben, damit sie uns wahrnimmt, denn mit Freundlichkeit scheint man hier nicht weiterzukommen." (Der Tag bisher war aber auch miserabel!) "Vielleicht machen ihr auch Monatsbeschwerden zu schaffen, wer weiß?" Noch während wir uns diesen bösen Gedanken hingeben, erreicht ein Blitzen unser Blickfeld. Wahrhaftig, ein klar erkennbares Glitzern. Sollte sie uns doch wahrgenommen haben? Ein Gefühl von Euphorie breitet sich aus. Sollte sie... Doch halt, der Blick der Dame haftet noch immer auf ihren, vermutlich von flinken Fingern einer vietnamesischen "Nail Designerin" zurechtgefeilten Acrylnägeln. Die erschreckende Wahrheit war, dass das Glitzern von einem kleinen rosa Strasssteinchen auf ihrem Ringfinger herrührte und nicht das Aufblitzen von Interesse in ihren Augen war.
Jetzt in Hogwards sein und mal lässig einen "Avada Kedavra" aus dem Ärmel schütteln, vielleicht bekämen wir so Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht mehr von ihr, aber von jemand anderem. Wen die Dame allerdings wahrnimmt, ist ihre Kollegin, deren Kopf wir zwischen den anderen Kohlköpfen gar nicht gesehen haben. Wir fanden die von uns gesuchte Ware dann auch ohne Hilfe, doch trotzdem wären wir nicht abgeneigt gewesen, hier eine Nummer wie Arnold Schwarzenegger in "True Lies" abzuziehen. Leben oder Tod. Hass oder Liebe. Fallen oder Stehen. Eine so schnelle Entscheidung treffen, dass selbst Usain Bolts Sprints lahm aussehen lassen. Und diese Entscheidung lautete, weiteres Obst und Gemüse zu ignorieren (wird eh überbewertet) und gleich weiter zum Fleisch zu gehen.
Neuster Clou hier ist, dass der Kunde jetzt an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen muss. Wie im Amt. Auf dem kleinen Zettelchen, den man dann erhält steht auch noch der großartige Spruch: "Geregelte Reihenfolge ist wunderbar". Wie bitte? Wunderbar? Wohl eher sonderbar. Aber natürlich muss alles seine Ordnung haben. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Doch ist der Andrang wirklich so hoch, dass das Management zu solchen Methoden greifen muss?
Wie Sie sehen, werter Leser, steht hier die Nummer 40. Wir standen eine halbe Stunde vor Feierabend, also um 21:30 Uhr vor der Theke. Lässt die Nummer 40 nicht darauf schliessen, dass wir die 40. Kunden sind, die heute eine Nummer gezogen haben? Wenn das der Fall ist, hätten die Damen und Herren Verkäufer hier in 14,5 Stunden nur 39 weitere Kunden bedienen müssen. Da fragen wir uns doch, braucht man für 2,69 Kunden in der Stunde ein Ordnungssystem?
Als wie das letzte Mal Rindermett kauften, wies uns die etwas in die Jahre gekommene Fachverkäuferin nicht unbedingt freundlich darauf hin, ob wir eine solche Nummer gezogen hätten. Dass wir die einzigen Kunden waren und die dämliche Nummernzieherei keinen Sinn gemacht hätte, hat sie vermutlich nicht mitbekommen. Wir verneinten.
FV:
"Naja, da will ich mal ein Auge zudrücken. Was darfs denn sein?"
EM:
"100 Gramm Rindermett bitte."
FV:
(sehr ungläubig)
"100 GRAMM???"
EM:
"Ja. 100 Gramm."
Es soll ja Kunden geben, die solche Wünsche haben. Die Frage ist natürlich auch, was es die Dame angeht, ob wir 100 Kilogramm oder 100 Gramm haben möchten.
FV:
(verpackt die Ware)
"Und außerdem von der Fleischtheke?"
EM:
"Wir hätten gerne noch vier Scheiben Heidefrühstück."
FV:
(etwas patziger)
"Ja, DAS ist dann aber von der Wursttheke. Ich wollte wissen, ob Sie von der Fleischtheke noch was wollen."
EM:
"Aber ist das nicht alles das gleiche? Grob gesehen doch totes Tier, oder?"
FV:
"NEIN. Das ist Wurst."
EM:
(genervt und resigniert)
"Gut, dann sind wir beim Fleisch fertig und widmen uns jetzt der Wurst wenns recht ist."
FV:
"Was darfs hier sein?"
Wirklich? Echt? Vermutlich hatte die gute Frau über ihre Entrüstung, dass wir Fleisch und Wurst nicht auseinander halten können vergessen, was wir noch wollten.
EM:
(nur noch resigniert)
"Vier. Scheiben. Heidefrühstück."
Weiter. Denn der Spaß ist ja noch nicht vorbei. Als nächstes geht es in die Backabteilung. Hier wird nicht an Auswahl oder am Preis, sondern an Interesse von Mitarbeitern gespart. Da will man als Kunde mit einem Schamgefühl eigentlich nur ein paar Brötchen kaufen, doch man überlegt es sich sehr schnell anders, denn der Aufdruck: "Bitte Ware nur mit Zange entnehmen" wird von den meisten anderen Kunden vermutlich nicht wahrgenommen. Wozu müssen sie eine Zange nehmen, wenn sie doch zwei Hände haben? Wenn wir dann andere Kunden darauf ansprechen, warum sie nicht das geeignete Greifwerkzeug zur Erhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene verwenden, erhalten wir keine Antwort. Aha. Wir diagnostizieren eine Leseschwäche oder Taubheit. Oder Ignoranz. Oder alles. Großartig.
An diesem speziellen Tag war eine Dame mittleren Alters sich nicht ganz schlüssig, welches Brötchen es denn sein darf. Sie drückte in jedes einmal mit der Hand hinein und entschied sich dann für einige, die vermutlich ihren Kriterien entsprachen. Wir konnten nur noch mit offenem Mund dastehen. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen ernteten wir nur ein abwesendes "Ja, das tut mir leid." Das tut Ihnen leid? Diesen geheuchelten Satz, den man sich noch antun muss und der sowieso nichts verändert, können sich sich hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Mitarbeiter vermutlich seine Brötchen an einem anderen Platz kauft. So wie wir.
Aus vertraulichen Quellen erfuhren wir hinterher, dass es im SB-Backshop auch einiges zu berichten gibt, was der Kunde vor den Glaskästen gar nicht mitbekommt. Hier wird im Akkord gebacken und zu jeder Zeit müssen alle Kästen gefüllt sein. Auch kurz vor Feierabend. Was dann nicht mehr gekauft wurde, wird gnadenlos in der nächsten Mülltonne entsorgt. Nicht, dass es vielleicht Einrichtungen gäbe, an die man die überschüssige Ware weiterleiten könnte... Natürlich nicht. Die vorher genannten und doch nicht genannten Quellen berichteten auch, dass noch warme Ware, die eben aus dem Ofen kam, gleich entsorgt wurde. Wie pervers ist das denn? Nicht mehr warm auf den Tisch, sondern warm in die Mülltonne. Wenn das Liebe ist (wir erinnern uns an den Slogan), dann ist die Hölle vermutlich ein Kindergeburtstag mit Satan als Clown, der kleine Luftballonhunde vor sich hindreht.
"Schokolade!" schießt es uns durch den Kopf. Da kann man nichts falsch machen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Glaubten wir. Aber auch natürlich fanden wir hier etwas, was uns in unseren Grundfesten erschütterte. Nun können wir nicht genau sagen, wen man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist, dass diese Verpackungen so im Regal liegen:
"Mit Genuss verführt." Eigentlich erwarteten wir die übliche Mitdreißigerin mit pseudo-akademischem Hintergrund. In ihrem Mund blitzt eine Reihe lächerlich weiß gebleichter Zähne und sie liegt unglublich gelöst und entspannt im Arm eines schmierigen Kai-Pflaume-Verschnitts auf einer matschfarbenen Porta-Couch mit unzähligen dazu passenden Kissen. Ihre Modelmaße lassen darauf schließen, dass der Riegel Schokolade, den sie sich in den Mund schieben möchte diesen Weg vermutlich niemals finden wird. Trotzdem soll es zum Kauf und anschließendem Verzehr anregen.
Doch stattdessen fanden wir diesen armen kleinen Jungen auf der Verpackung, der alles andere als erfreut darüber zu sein scheint, von dieser schrumpeligen Hand des alten Mannes ein Peters-Produkt angeboten zu bekommen. Hmm. Bringen Bild und Text in Kombination einen nicht sofort dazu, über Pädophilie nachzudenken? Also mal ehrlich. Das mutet an, als hätte die Firma Peters ihren Sitz im Vatikanstaat.
Nach diesem schockierenden Erlebnis denken wir, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann, doch wir haben offenbar unsere Rechnung ohne EDEKA gemacht. Wir entdecken den "Sahneboy" für 29,99€ in ihrem Sortiment. Hier ist es schon schwieriger, vor Lachen, das wir zurückzuhalten versuchen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sahneboy?!? Nicht wirklich, oder?
Resignierend gehen wir in Richtung Kasse, um dort auf etwa 20 Kunden aber nur ein geöffnetes Bezahlportal zu treffen. Doch was ist das? Die Kassiererin beugt sich vor, tippt mit ihren drei Zentimeter langen Acrylfingernägeln auf einen kleinen Knopf und lässt eine Stimme durch den Markt schallen, die einem durch Mark und Bein geht: "EIMA KASSE BÖSÄZN!!!!!" Was ist aus dem für den Kunden kryptischen und so interessant klingenden "15 bitte die 9. 15 bitte die 9." geworden? Wir möchten am liebsten über das Förderband hechten, ihr das Mikrofon aus der Hand reissen und all unserem Frust freien Lauf lassen und schreien, was wir wirklich über alles hier denken. Stattdessen warten wir, bis die Rentnerin vor uns die 9 Euro und 78 Cent auch wirklich passend aus ihrem Portmonnaie gepult hat, nur um als wir dann an der Reihe sind auch noch gefragt zu werden, ob wir denn eine Deutschland Card hätten.
"NEIN!!! VERDAMMTE AXT! Und jetzt ziehen Sie die drei Teile über den Scanner und belästigen gefälligst jemanden, der auf diese platte Konversationsnummer reinfällt und kein Privatleben hat!!!!". Das wäre doch mal originell.
Doch das würde vermutlich mit einem häßlichen Rechtsstreit enden. Wir denken darüber nach, ob wir nicht unseren eigenen Supermarkt eröffnen sollten und erkennen, dass bis es soweit ist, guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
"Guten Tag, wir haben eine Frage...!" während sich die Dame in der Obstabteilung abwesend Pfirsichreste unter ihren Gelnägeln hervorpulte, suchten unsere Augen verzweifelt den ausdruckslosen Kern der ihren. Keine Reaktion. Rasch bildet sich in unseren Köpfen ein Bild geformt aus Desinteresse und Inkompetenz unseres Gegenübers. Gedanken wie "Nun gut, dass die Dame uns nicht hört und sieht geht vermutlich daruf zurück, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, vielleicht sollten wir uns einfach ein bisschen lauter und asozialer geben, damit sie uns wahrnimmt, denn mit Freundlichkeit scheint man hier nicht weiterzukommen." (Der Tag bisher war aber auch miserabel!) "Vielleicht machen ihr auch Monatsbeschwerden zu schaffen, wer weiß?" Noch während wir uns diesen bösen Gedanken hingeben, erreicht ein Blitzen unser Blickfeld. Wahrhaftig, ein klar erkennbares Glitzern. Sollte sie uns doch wahrgenommen haben? Ein Gefühl von Euphorie breitet sich aus. Sollte sie... Doch halt, der Blick der Dame haftet noch immer auf ihren, vermutlich von flinken Fingern einer vietnamesischen "Nail Designerin" zurechtgefeilten Acrylnägeln. Die erschreckende Wahrheit war, dass das Glitzern von einem kleinen rosa Strasssteinchen auf ihrem Ringfinger herrührte und nicht das Aufblitzen von Interesse in ihren Augen war.
Jetzt in Hogwards sein und mal lässig einen "Avada Kedavra" aus dem Ärmel schütteln, vielleicht bekämen wir so Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht mehr von ihr, aber von jemand anderem. Wen die Dame allerdings wahrnimmt, ist ihre Kollegin, deren Kopf wir zwischen den anderen Kohlköpfen gar nicht gesehen haben. Wir fanden die von uns gesuchte Ware dann auch ohne Hilfe, doch trotzdem wären wir nicht abgeneigt gewesen, hier eine Nummer wie Arnold Schwarzenegger in "True Lies" abzuziehen. Leben oder Tod. Hass oder Liebe. Fallen oder Stehen. Eine so schnelle Entscheidung treffen, dass selbst Usain Bolts Sprints lahm aussehen lassen. Und diese Entscheidung lautete, weiteres Obst und Gemüse zu ignorieren (wird eh überbewertet) und gleich weiter zum Fleisch zu gehen.
Neuster Clou hier ist, dass der Kunde jetzt an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen muss. Wie im Amt. Auf dem kleinen Zettelchen, den man dann erhält steht auch noch der großartige Spruch: "Geregelte Reihenfolge ist wunderbar". Wie bitte? Wunderbar? Wohl eher sonderbar. Aber natürlich muss alles seine Ordnung haben. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Doch ist der Andrang wirklich so hoch, dass das Management zu solchen Methoden greifen muss?
Wie Sie sehen, werter Leser, steht hier die Nummer 40. Wir standen eine halbe Stunde vor Feierabend, also um 21:30 Uhr vor der Theke. Lässt die Nummer 40 nicht darauf schliessen, dass wir die 40. Kunden sind, die heute eine Nummer gezogen haben? Wenn das der Fall ist, hätten die Damen und Herren Verkäufer hier in 14,5 Stunden nur 39 weitere Kunden bedienen müssen. Da fragen wir uns doch, braucht man für 2,69 Kunden in der Stunde ein Ordnungssystem?
Als wie das letzte Mal Rindermett kauften, wies uns die etwas in die Jahre gekommene Fachverkäuferin nicht unbedingt freundlich darauf hin, ob wir eine solche Nummer gezogen hätten. Dass wir die einzigen Kunden waren und die dämliche Nummernzieherei keinen Sinn gemacht hätte, hat sie vermutlich nicht mitbekommen. Wir verneinten.
FV:
"Naja, da will ich mal ein Auge zudrücken. Was darfs denn sein?"
EM:
"100 Gramm Rindermett bitte."
FV:
(sehr ungläubig)
"100 GRAMM???"
EM:
"Ja. 100 Gramm."
Es soll ja Kunden geben, die solche Wünsche haben. Die Frage ist natürlich auch, was es die Dame angeht, ob wir 100 Kilogramm oder 100 Gramm haben möchten.
FV:
(verpackt die Ware)
"Und außerdem von der Fleischtheke?"
EM:
"Wir hätten gerne noch vier Scheiben Heidefrühstück."
FV:
(etwas patziger)
"Ja, DAS ist dann aber von der Wursttheke. Ich wollte wissen, ob Sie von der Fleischtheke noch was wollen."
EM:
"Aber ist das nicht alles das gleiche? Grob gesehen doch totes Tier, oder?"
FV:
"NEIN. Das ist Wurst."
EM:
(genervt und resigniert)
"Gut, dann sind wir beim Fleisch fertig und widmen uns jetzt der Wurst wenns recht ist."
FV:
"Was darfs hier sein?"
Wirklich? Echt? Vermutlich hatte die gute Frau über ihre Entrüstung, dass wir Fleisch und Wurst nicht auseinander halten können vergessen, was wir noch wollten.
EM:
(nur noch resigniert)
"Vier. Scheiben. Heidefrühstück."
Weiter. Denn der Spaß ist ja noch nicht vorbei. Als nächstes geht es in die Backabteilung. Hier wird nicht an Auswahl oder am Preis, sondern an Interesse von Mitarbeitern gespart. Da will man als Kunde mit einem Schamgefühl eigentlich nur ein paar Brötchen kaufen, doch man überlegt es sich sehr schnell anders, denn der Aufdruck: "Bitte Ware nur mit Zange entnehmen" wird von den meisten anderen Kunden vermutlich nicht wahrgenommen. Wozu müssen sie eine Zange nehmen, wenn sie doch zwei Hände haben? Wenn wir dann andere Kunden darauf ansprechen, warum sie nicht das geeignete Greifwerkzeug zur Erhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene verwenden, erhalten wir keine Antwort. Aha. Wir diagnostizieren eine Leseschwäche oder Taubheit. Oder Ignoranz. Oder alles. Großartig.
An diesem speziellen Tag war eine Dame mittleren Alters sich nicht ganz schlüssig, welches Brötchen es denn sein darf. Sie drückte in jedes einmal mit der Hand hinein und entschied sich dann für einige, die vermutlich ihren Kriterien entsprachen. Wir konnten nur noch mit offenem Mund dastehen. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen ernteten wir nur ein abwesendes "Ja, das tut mir leid." Das tut Ihnen leid? Diesen geheuchelten Satz, den man sich noch antun muss und der sowieso nichts verändert, können sich sich hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Mitarbeiter vermutlich seine Brötchen an einem anderen Platz kauft. So wie wir.
Aus vertraulichen Quellen erfuhren wir hinterher, dass es im SB-Backshop auch einiges zu berichten gibt, was der Kunde vor den Glaskästen gar nicht mitbekommt. Hier wird im Akkord gebacken und zu jeder Zeit müssen alle Kästen gefüllt sein. Auch kurz vor Feierabend. Was dann nicht mehr gekauft wurde, wird gnadenlos in der nächsten Mülltonne entsorgt. Nicht, dass es vielleicht Einrichtungen gäbe, an die man die überschüssige Ware weiterleiten könnte... Natürlich nicht. Die vorher genannten und doch nicht genannten Quellen berichteten auch, dass noch warme Ware, die eben aus dem Ofen kam, gleich entsorgt wurde. Wie pervers ist das denn? Nicht mehr warm auf den Tisch, sondern warm in die Mülltonne. Wenn das Liebe ist (wir erinnern uns an den Slogan), dann ist die Hölle vermutlich ein Kindergeburtstag mit Satan als Clown, der kleine Luftballonhunde vor sich hindreht.
"Schokolade!" schießt es uns durch den Kopf. Da kann man nichts falsch machen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Glaubten wir. Aber auch natürlich fanden wir hier etwas, was uns in unseren Grundfesten erschütterte. Nun können wir nicht genau sagen, wen man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist, dass diese Verpackungen so im Regal liegen:
"Mit Genuss verführt." Eigentlich erwarteten wir die übliche Mitdreißigerin mit pseudo-akademischem Hintergrund. In ihrem Mund blitzt eine Reihe lächerlich weiß gebleichter Zähne und sie liegt unglublich gelöst und entspannt im Arm eines schmierigen Kai-Pflaume-Verschnitts auf einer matschfarbenen Porta-Couch mit unzähligen dazu passenden Kissen. Ihre Modelmaße lassen darauf schließen, dass der Riegel Schokolade, den sie sich in den Mund schieben möchte diesen Weg vermutlich niemals finden wird. Trotzdem soll es zum Kauf und anschließendem Verzehr anregen.
Doch stattdessen fanden wir diesen armen kleinen Jungen auf der Verpackung, der alles andere als erfreut darüber zu sein scheint, von dieser schrumpeligen Hand des alten Mannes ein Peters-Produkt angeboten zu bekommen. Hmm. Bringen Bild und Text in Kombination einen nicht sofort dazu, über Pädophilie nachzudenken? Also mal ehrlich. Das mutet an, als hätte die Firma Peters ihren Sitz im Vatikanstaat.
Nach diesem schockierenden Erlebnis denken wir, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann, doch wir haben offenbar unsere Rechnung ohne EDEKA gemacht. Wir entdecken den "Sahneboy" für 29,99€ in ihrem Sortiment. Hier ist es schon schwieriger, vor Lachen, das wir zurückzuhalten versuchen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sahneboy?!? Nicht wirklich, oder?
Resignierend gehen wir in Richtung Kasse, um dort auf etwa 20 Kunden aber nur ein geöffnetes Bezahlportal zu treffen. Doch was ist das? Die Kassiererin beugt sich vor, tippt mit ihren drei Zentimeter langen Acrylfingernägeln auf einen kleinen Knopf und lässt eine Stimme durch den Markt schallen, die einem durch Mark und Bein geht: "EIMA KASSE BÖSÄZN!!!!!" Was ist aus dem für den Kunden kryptischen und so interessant klingenden "15 bitte die 9. 15 bitte die 9." geworden? Wir möchten am liebsten über das Förderband hechten, ihr das Mikrofon aus der Hand reissen und all unserem Frust freien Lauf lassen und schreien, was wir wirklich über alles hier denken. Stattdessen warten wir, bis die Rentnerin vor uns die 9 Euro und 78 Cent auch wirklich passend aus ihrem Portmonnaie gepult hat, nur um als wir dann an der Reihe sind auch noch gefragt zu werden, ob wir denn eine Deutschland Card hätten.
"NEIN!!! VERDAMMTE AXT! Und jetzt ziehen Sie die drei Teile über den Scanner und belästigen gefälligst jemanden, der auf diese platte Konversationsnummer reinfällt und kein Privatleben hat!!!!". Das wäre doch mal originell.
Doch das würde vermutlich mit einem häßlichen Rechtsstreit enden. Wir denken darüber nach, ob wir nicht unseren eigenen Supermarkt eröffnen sollten und erkennen, dass bis es soweit ist, guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
Donnerstag, 13. September 2012
Sei anders
"Wo sich alle in der Masse verstecken möchten, ist Individualität kein Wert mehr. Uniformität wird aber nicht nur von der Obrigkeit verordnet, um den Einzelnen am Denken zu hindern, sondern Uniformität kann sich eine Gesellschaft auch selbst verordnen, um nicht mehr denken zu müssen und die Individulität des Geistes quasi per Mode-Diktat auszumerzen."
-Hauke Brost in "Das kleine Buch der schlechten Menschen"
...
... oder auch nicht. Das Motto heute: "Trau dich! Sei anders". Muss guter Geschmack einsam machen?
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