Donnerstag, 20. September 2012

Nullnummer der Woche: Einkaufen bei EDEKA

"Wir lieben Lebensmittel." Hmm. Der durchschnittliche EDEKA-Verkäufer liebt vermutlich nicht mal seinen Job, geschweige denn die Lebensmittel, die er verkauft. Einkaufen in unserem lokalen EDEKA Supermarkt ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Weniger eins, auf das man sich freut. Eher ein notwendiges Übel. Und alles beginnt in der Obst- und Gemüseabteilung.
"Guten Tag, wir haben eine Frage...!" während sich die Dame in der Obstabteilung abwesend Pfirsichreste unter ihren Gelnägeln hervorpulte, suchten unsere Augen verzweifelt den ausdruckslosen Kern der ihren. Keine Reaktion. Rasch bildet sich in unseren Köpfen ein Bild geformt aus Desinteresse und Inkompetenz unseres Gegenübers. Gedanken wie "Nun gut, dass die Dame uns nicht hört und sieht geht vermutlich daruf zurück, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, vielleicht sollten wir uns einfach ein bisschen lauter und asozialer geben, damit sie uns wahrnimmt, denn mit Freundlichkeit scheint man hier nicht weiterzukommen." (Der Tag bisher war aber auch miserabel!) "Vielleicht machen ihr auch Monatsbeschwerden zu schaffen, wer weiß?" Noch während wir uns diesen bösen Gedanken hingeben, erreicht ein Blitzen unser Blickfeld. Wahrhaftig, ein klar erkennbares Glitzern. Sollte sie uns doch wahrgenommen haben? Ein Gefühl von Euphorie breitet sich aus. Sollte sie... Doch halt, der Blick der Dame haftet noch immer auf ihren, vermutlich von flinken Fingern einer vietnamesischen "Nail Designerin" zurechtgefeilten Acrylnägeln. Die erschreckende Wahrheit war, dass das Glitzern von einem kleinen rosa Strasssteinchen auf ihrem Ringfinger herrührte und nicht das Aufblitzen von Interesse in ihren Augen war.
Jetzt in Hogwards sein und mal lässig einen "Avada Kedavra" aus dem Ärmel schütteln, vielleicht bekämen wir so Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht mehr von ihr, aber von jemand anderem. Wen die Dame allerdings wahrnimmt, ist ihre Kollegin, deren Kopf wir zwischen den anderen Kohlköpfen gar nicht gesehen haben. Wir fanden die von uns gesuchte Ware dann auch ohne Hilfe, doch trotzdem wären wir nicht abgeneigt gewesen, hier eine Nummer wie Arnold Schwarzenegger in "True Lies" abzuziehen. Leben oder Tod. Hass oder Liebe. Fallen oder Stehen. Eine so schnelle Entscheidung treffen, dass selbst Usain Bolts Sprints lahm aussehen lassen. Und diese Entscheidung lautete, weiteres Obst und Gemüse zu ignorieren (wird eh überbewertet) und gleich weiter zum Fleisch zu gehen.
Neuster Clou hier ist, dass der Kunde jetzt an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen muss. Wie im Amt. Auf dem kleinen Zettelchen, den man dann erhält steht auch noch der großartige Spruch: "Geregelte Reihenfolge ist wunderbar". Wie bitte? Wunderbar? Wohl eher sonderbar. Aber natürlich muss alles seine Ordnung haben. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Doch ist der Andrang wirklich so hoch, dass das Management zu solchen Methoden greifen muss? 


Wie Sie sehen, werter Leser, steht hier die Nummer 40. Wir standen eine halbe Stunde vor Feierabend, also um 21:30 Uhr vor der Theke. Lässt die Nummer 40 nicht darauf schliessen, dass wir die 40. Kunden sind, die heute eine Nummer gezogen haben? Wenn das der Fall ist, hätten die Damen und Herren Verkäufer hier in 14,5 Stunden nur 39 weitere Kunden bedienen müssen. Da fragen wir uns doch, braucht man für 2,69 Kunden in der Stunde ein Ordnungssystem?
Als wie das letzte Mal Rindermett kauften, wies uns die etwas in die Jahre gekommene Fachverkäuferin nicht unbedingt freundlich darauf hin, ob wir eine solche Nummer gezogen hätten. Dass wir die einzigen Kunden waren und die dämliche Nummernzieherei keinen Sinn gemacht hätte, hat sie vermutlich nicht mitbekommen. Wir verneinten.

FV:
"Naja, da will ich mal ein Auge zudrücken. Was darfs denn sein?"

EM:
"100 Gramm Rindermett bitte."

FV:
(sehr ungläubig)
"100 GRAMM???"

EM:
"Ja. 100 Gramm."

Es soll ja Kunden geben, die solche Wünsche haben. Die Frage ist natürlich auch, was es die Dame angeht, ob wir 100 Kilogramm oder 100 Gramm haben möchten.

FV:
(verpackt die Ware)
"Und außerdem von der Fleischtheke?"

EM:
"Wir hätten gerne noch vier Scheiben Heidefrühstück."

FV:
(etwas patziger)
"Ja, DAS ist dann aber von der Wursttheke. Ich wollte wissen, ob Sie von der Fleischtheke noch was wollen."

EM:
"Aber ist das nicht alles das gleiche? Grob gesehen doch totes Tier, oder?"

FV:
"NEIN. Das ist Wurst."

EM:
(genervt und resigniert)
"Gut, dann sind wir beim Fleisch fertig und widmen uns jetzt der Wurst wenns recht ist."

FV:
"Was darfs hier sein?"

Wirklich? Echt? Vermutlich hatte die gute Frau über ihre Entrüstung, dass wir Fleisch und Wurst nicht auseinander halten können vergessen, was wir noch wollten.

EM:
(nur noch resigniert)
"Vier. Scheiben. Heidefrühstück."

Weiter. Denn der Spaß ist ja noch nicht vorbei. Als nächstes geht es in die Backabteilung. Hier wird nicht an Auswahl oder am Preis, sondern an Interesse von Mitarbeitern gespart. Da will man als Kunde mit einem Schamgefühl eigentlich nur ein paar Brötchen kaufen, doch man überlegt es sich sehr schnell anders, denn der Aufdruck: "Bitte Ware nur mit Zange entnehmen" wird von den meisten anderen Kunden vermutlich nicht wahrgenommen. Wozu müssen sie eine Zange nehmen, wenn sie doch zwei Hände haben? Wenn wir dann andere Kunden darauf ansprechen, warum sie nicht das geeignete Greifwerkzeug zur Erhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene verwenden, erhalten wir keine Antwort. Aha. Wir diagnostizieren eine Leseschwäche oder Taubheit. Oder Ignoranz. Oder alles. Großartig.
An diesem speziellen Tag war eine Dame mittleren Alters sich nicht ganz schlüssig, welches Brötchen es denn sein darf. Sie drückte in jedes einmal mit der Hand hinein und entschied sich dann für einige, die vermutlich ihren Kriterien entsprachen. Wir konnten nur noch mit offenem Mund dastehen. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen ernteten wir nur ein abwesendes "Ja, das tut mir leid." Das tut Ihnen leid? Diesen geheuchelten Satz, den man sich noch antun muss und der sowieso nichts verändert, können sich sich hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Mitarbeiter vermutlich seine Brötchen an einem anderen Platz kauft. So wie wir.
Aus vertraulichen Quellen erfuhren wir hinterher, dass es im SB-Backshop auch einiges zu berichten gibt, was der Kunde vor den Glaskästen gar nicht mitbekommt. Hier wird im Akkord gebacken und zu jeder Zeit müssen alle Kästen gefüllt sein. Auch kurz vor Feierabend. Was dann nicht mehr gekauft wurde, wird gnadenlos in der nächsten Mülltonne entsorgt. Nicht, dass es vielleicht Einrichtungen gäbe, an die man die überschüssige Ware weiterleiten könnte... Natürlich nicht. Die vorher genannten und doch nicht genannten Quellen berichteten auch, dass noch warme Ware, die eben aus dem Ofen kam, gleich entsorgt wurde. Wie pervers ist das denn? Nicht mehr warm auf den Tisch, sondern warm in die Mülltonne. Wenn das Liebe ist (wir erinnern uns an den Slogan), dann ist die Hölle vermutlich ein Kindergeburtstag mit Satan als Clown, der kleine Luftballonhunde vor sich hindreht.
"Schokolade!" schießt es uns durch den Kopf. Da kann man nichts falsch machen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Glaubten wir. Aber auch natürlich fanden wir hier etwas, was uns in unseren Grundfesten erschütterte. Nun können wir nicht genau sagen, wen man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist, dass diese Verpackungen so im Regal liegen:


"Mit Genuss verführt." Eigentlich erwarteten wir die übliche Mitdreißigerin mit pseudo-akademischem Hintergrund. In ihrem Mund blitzt eine Reihe lächerlich weiß gebleichter Zähne und sie liegt unglublich gelöst und entspannt im Arm eines schmierigen Kai-Pflaume-Verschnitts auf einer matschfarbenen Porta-Couch mit unzähligen dazu passenden Kissen. Ihre Modelmaße lassen darauf schließen, dass der Riegel Schokolade, den sie sich in den Mund schieben möchte diesen Weg vermutlich niemals finden wird. Trotzdem soll es zum Kauf und anschließendem Verzehr anregen.
Doch stattdessen fanden wir diesen armen kleinen Jungen auf der Verpackung, der alles andere als erfreut darüber zu sein scheint, von dieser schrumpeligen Hand des alten Mannes ein Peters-Produkt angeboten zu bekommen. Hmm. Bringen Bild und Text in Kombination einen nicht sofort dazu, über Pädophilie nachzudenken? Also mal ehrlich. Das mutet an, als hätte die Firma Peters ihren Sitz im Vatikanstaat.
Nach diesem schockierenden Erlebnis denken wir, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann, doch wir haben offenbar unsere Rechnung ohne EDEKA gemacht. Wir entdecken den "Sahneboy" für 29,99€ in ihrem Sortiment. Hier ist es schon schwieriger, vor Lachen, das wir zurückzuhalten versuchen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sahneboy?!? Nicht wirklich, oder?


Resignierend gehen wir in Richtung Kasse, um dort auf etwa 20 Kunden aber nur ein geöffnetes Bezahlportal zu treffen. Doch was ist das? Die Kassiererin beugt sich vor, tippt mit ihren drei Zentimeter langen Acrylfingernägeln auf einen kleinen Knopf und lässt eine Stimme durch den Markt schallen, die einem durch Mark und Bein geht: "EIMA KASSE BÖSÄZN!!!!!" Was ist aus dem für den Kunden kryptischen und so interessant klingenden "15 bitte die 9. 15 bitte die 9." geworden? Wir möchten am liebsten über das Förderband hechten, ihr das Mikrofon aus der Hand reissen und all unserem Frust freien Lauf lassen und schreien, was wir wirklich über alles hier denken. Stattdessen warten wir, bis die Rentnerin vor uns die 9 Euro und 78 Cent auch wirklich passend aus ihrem Portmonnaie gepult hat, nur um als wir dann an der Reihe sind auch noch gefragt zu werden, ob wir denn eine Deutschland Card hätten.
"NEIN!!! VERDAMMTE AXT! Und jetzt ziehen Sie die drei Teile über den Scanner und belästigen gefälligst jemanden, der auf diese platte Konversationsnummer reinfällt und kein Privatleben hat!!!!". Das wäre doch mal originell.
Doch das würde vermutlich mit einem häßlichen Rechtsstreit enden. Wir denken darüber nach, ob wir nicht unseren eigenen Supermarkt eröffnen sollten und erkennen, dass bis es soweit ist, guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.

3 Kommentare:

  1. Köstlich, ich habe bei dem einen oder anderen schmunzeln müssen :)

    AntwortenLöschen
  2. Stimmt zu 105 % auch hier in Feucht leider. Zum Glück haben wir auch einen Revier markier Edeka bis suche dich ab und an aber jetzt nur noch feucht Rewe

    AntwortenLöschen