Donnerstag, 27. September 2012

Phänomen Bürohumor Teil 2

Unsere Geschichte beginnt in einem typisch deutschen Großraumbüro in einer typisch deutschen Stadt an einem typisch deutschen Montag Morgen um 8:30 Uhr. Ein Kameraschwenk gleitet majestetisch von der Uhr, die genau diese Zeit anzeigt, und anschließend über die Leere des Büros. Hier und dort ein paar Nahaufnahmen, die es dem Zuschauer erleichtern sollen, die Chraktere und deren Hinter- und Beweggründe zu verstehen. Kleine motivierende Post-Its am Röhrenmonitor, Familienbilder, auf denen alle unerträglich glücklich in die Kamera grinsen, Ü-Ei-Sammelfiguren, Topfpflanzen, geordnete Schreibtische und hier und dort strategisch gut platziert eine Ansichtskarte aus Mallorca, den Seychellen oder Gran Canaria. Währenddessen setzt die Vorspannmusik ein. Ein Song, der natürlich sofort ins Ohr geht und später noch am Ende der Werbepause vom Büroensemble als Maxi-CD verkauft wird. Die Hauptdarsteller werden gezeigt. Und dann geht es los.
Stars dieser einen Episode sind natürlich die Angestellten, das Herz der Firma. Das Gehirn, die Chefetage, bleibt im Hintergrund und zieht dort die Fäden. Erstmal sollen diese Puppenspieler im Verborgenen bleiben, um dann, nach erfolgreichem Anlauf der Serie dann doch mit in leidenschaftliche Affairen, intrigantge Pläne und unterhaltsame Alltagsgeschichten verstrickt zu werden.

Jennifer "Jenny" Grubinski (17 Jahre, Auszubildende)

Das "Kücken" der Gruppe. Sie befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr, bangt aber darum, ob sie besteht oder nicht, denn in der Berufsschule ist sie primär nämlich damit beschäftigt, zu überprüfen, ob ihr platinblondes mit Extensions verlängertes Haar mal wieder nachgefärbt werden muss und ob sie neue Gelnägel in French Manicure Optik benötigt. Für beides hat sie selbstverständlich beste Freundinnen, die ihr Aussehen für sie perfektionieren. Sekundär konzentriert sie auf die angespannten und solariumgebräunten Muskeln ihres Banknachbarn Ronny. Allerdings hat sie hat bei komplexeren Aufgaben eine längere Leitung und ist mit der Problemlösung meist überfordert. Macht ja nichts, denn

Thorsten "Thodde" Mieltke (18, Auszubildender)

erledigt das gerne für sie. Er ist seit Beginn der Ausbildungszeit in Jenny verliebt, tut alles, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch bisher erfolglos. Er stellt sich dabei so herrlich trottelig an, dass der Zuschauer ihn einfach packen, schütteln und schreien möchte: "Thodde! Die ist nichts für dich! Lass sie gehen. Mit ihr wirst du nur in den Hartz IV Sumpf hineingezogen!" Doch Thoddes Herz will sich einfach für keine andere interessieren. Der Zuschauer darf gespannt bleiben, ob er noch zu einer Einsicht kommt oder nicht.

Uta Schloh (56, Abteilungsleiterin)

liebt ihre frechen roten Haubensträhnchen, absolviert gerade zum wiederholten Male das Weight Watchers Programm, ist bei ihrem dritten JoJo-Effekt angekommen und dementsprechend ist ihre Laune. Ihr Lebensgefährte Dietmar liebt sie so, wie sie ist, doch sie sich einfach nicht. Wenn Uta sich unbeobachtet fühlt, greift sie in eine Notschachtel Donuts, die sicher in einer abschießbaren Schublade ihres Kommandopultes liegt. Die ersten 24 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Dresden. Sie spricht mit einem ostdeutschen Dialekt, der schlimmer wird, je aufgeregter sie ist. Und wenn sie nicht Recht bekommt, schreit sie einfach lauter, denn wer am lautesten schreit, hat immer Recht!

Martin "Matze" Majeffsky (38, Angestellter in der EDV-Abteilung)

trägt gerne Klamotten in allen Nicht-Farben von Tom Tailor und hat vor einem Monat das Rauchen aufgegeben. Die Nikotinkaugummis und -pflaster wollen bei ihm aber nicht so recht helfen. Er ist reizbar und unsicher. Um die Unsicherheit zu kaschieren trägt das neuste Samsung Smartphone in einer Ledertasche am Gürtel und fühlt sich toll, weil er der Meinung ist, dass Apple die Kunden eh nur über den Tisch zieht und iPhones was für Hipster mit schwarzer Hornbrille sind. Gleichgesinnter in Humor, Denken und Weiber anbaggern ist

Karsten "die Bohne" Nickhardt (34, ebenfalls Angestellter in der EDV-Abteilung)

der vor diesem Job nächtelang World of Warcraft durchgezockt hat, bevor er das weibliche Geschlecht in Form seines Au Pairs Biggi Oberhausen entdeckte. Noch heute gehört sein Herz Biggi, die aber längst wieder in ihrer schweizer Heimat ist und an die Zeit keinen Gedanken mehr verschwendet. Zusammen mit Matze geht er gerne auf Weiberjagd. Erfolglos, aber das liegt natürlich nicht an den beiden von Göttern gesannten Traummännern, sondern selbstverständlich an den Perlen, die sie einfach nicht zu schätzen wissen. Sie halten ihre Sprüche für schlagfertig, ihr Aussehen für beneidenswert und ihren Humor für witzig.

Candize "Candy" Metzoltt (22, Aushilfe auf 400-Euro-Basis)
hatte eigentlich ganz andere Pläne. Sie wollte Schmuckdesignerin werden und reich heiraten. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber der Plan war da. Doch der wurde jäh zunichte gemacht, als sie mit 16 schwanger wurde. Leider kann sie sich nicht erinnern, wer der Vater des kleinen Jason-Pascal ist. Deswegen war sie auch schon bei Britt und hat vier potentielle Kandidaten zum Vaterschaftstest angeschleppt, doch keiner war der passende. Egal, sie war im Fernsehen und hält sich jetzt für eine Berühmtheit. Sie hat ihre eigene Website, auf der sie der Welt mitteilt, wie fabelhaft sie ist und wie toll Jason-Pascal sich entwickelt ("Er ist der kleine Checker auf dem Pausenhof").

"Die Aushilfe" (Alter und Herkunft wie es gerade passt)
Wenn immer jemand gebraucht wird, um eine Randgruppe der Quote halber zu integrieren wird die Aushilfe ins Drehbuch integriert. Der intelligente Türke, der sich von seiner Streetgang abgrenzen will und um Akzeptanz kämpft, die Hübsche, die aber mehr kann, der Behinderte, der zeigt, dass das Leben trotz Rollstuhls noch lebenswert sein kann, der Schwule oder die Lesbe, der/die sich für Gleichberechtigung einsetzt etc. pp.
Primär sollen diese Figuren zeigen, wie aufgeschlossen die Produzenten sind und dass gleiches Recht für alle gilt. Doch ist das wirklich so? Lassen Sie sich von so einer Scheinheiligkeit blenden? Integration ist super, wenn sie nicht so verkrampft gewollt Quoten bringen soll!

Selbstverständlich sind alle Namen frei erfunden! Ähnlichkeiten zu bestehenden Namen sind reiner Zufall!

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