Es passiert, wenn man am wenigsten damit rechnet. Wenn man sich sicher fühlt. Wenn man denkt, dass alles in Ordnung ist und man das Schlimmste überstanden hat.
Und dann schlägt es zu. Erbarmungslos, ohne Spuren zu hinterlassen und mit omnipräsentem Ergebnis. Das Unternehmen Ferrero gab vor einigen Jahren ihrer Kinderschokolade ein neues freches Gesicht (was war falsch mit dem alten?). Ein kleiner Junge in einem orangen Polohemd, die Haare fesch aus dem Gesicht gegelt, rosa Bäckchen, blaue Augen und strahlend weisse Zähne. Und alle fragten sich: Was ist passiert? Was hat man mit dem anderen Kind gemacht? Welches grausame Schicksal musste es erleiden? Man gewöhnte sich allmählich dran doch was passiert nun?
Ferrero geht mit dem vorhandenen Kind noch einen Schritt weiter. Der befindet sich seit Jahren in seinem orangenen Polohemd so auf der Packung. Doch auch für unseren kleinen Rabauken ist es an der Zeit, größer zu werden. Die Grafik-Design-Füchse, die für diesen Job engagiert wurden, sollten besser ein Taxiunternehmen gründen. Oder man sollte sie vom Planeten wählen. Der gemeine Betrachter hat das Gefühl, dass der Kleine einfach nur ein bisschen älter geworden ist. Doch das geschulte Auge erkennt, dass es sich um dasselbe Bild handelt, das vermutlich mit Photoshop einfach nur schlecht modifiziert wurde. Wie sonst könnte man sich erklären, dass die Haare Strähne für Strähne gleich aussehen, die Augen die exakt gleichen Falten aufweisen und auch jedes einzelne Haar der Augenbrauen am selben Platz liegt? Der Teenie-Schokoladenjunge hat auch weissere Zähne, was wahrscheinlich am Verzehr der Schokolade liegt, denn die enthält ja eine Extraportion Milch, die viel viel Calcium zum Aufbau von Knochen und Zähnen liefert...
Aber Moment mal, hatte er nicht früher strahlend blaue Augen? Richtig. Mit dem Alter scheint sich auch die Augenfarbe zu ändern. Die sind jetzt grün und ein bisschen verschwommen. Auch das orangene Polohemd musste einem blauen Pulli weichen. Vermutlich passt da sein deutlich dünnerer Hals besser rein. Oder es schmeichelt seinem dunkleren Teint einfach ein bisschen mehr. Wer weiß?
Auf vielen Packungen findet man jetzt Werbung für eine Sonderaktion und den Aufruf, zu einem Casting zu gehen, um das neue Gesicht von Kinderschokolade zu werden. Bitte was? Aber ja, so steht es hinten auf einer Packung:
"kinder Schokolade sucht 16 Gesichter für eine Sonderaktion! Aus allen Bundesländern werden Jungen und Mädchen zum großen Casting nach Hamburg eingeladen. Dort wählt eine prominente Expertenjury ihre Favoriten.
Im Finale stimmt ganz Deutschland per Online-Voting ab. Die 16 Gewinnerkinder erwartet ein professionelles Foto-Shooting.
Der Höhepunkt der Aktion: Im Sommer 2013 ist die Sonderedition für einige Wochen bundesweit im Handel erhältlich, und die Gewinner können sich über ihr Gesicht auf kinder Schokolade freuen."
Was diese Pseudohervorhebung von vermeindlich wichtigen Informationen soll, können wir nicht genau zuordnen. Typografisch ein absoluter Albtraum aber die meisten sind vermutlich dankbar, dass ihnen das Denken und somit filtern der wichtigen Informationen abgenommen wurde. Eine Prognose: Die vier Apokalyptischen Reiter sind ein Scheiß gegen das, was Menschen mit gutem Geschmack im Sommer 2013 ertragen müssen.
Vermutlich sitzen schon alle Eislaufmamis in den Startlöchern und putzen ihre Kleinen heraus, als gäbe es kein Morgen. TLCs "Toddlers & Tiaras" kann einpacken.
Neulich beim Einkaufen sahen wir dann auch den ersten Stand für Aufnahmen. Wir konnten nicht widerstehen und ließen die Szene auf und wirken. Wer hier kleine Kathrins, Friedrichs, Anna-Sophies und Alexanders erwartet hat, der wurde grausam enttäuscht. Keins dieser Kinder lies sich an diesem Tag fotografieren. Stattdessen Kevins, Marivins, Viviens, Mandys, Kimberlys, Jasons, Jessicas und Jadons wohin das Auge reichte.
Wir sind ja große Fans von kinder Schokolade, aber wenn uns, jeden Mal, wenn wir eine Packung öffnen wollen, ein Jason schief entgegengrinst, bekommen wir vermutlich Bulimie. Wenn die jetzt noch ihre Rezeptur "verbessern", dann wird eine kinder Schokoladen-Splitterbombe gebaut und bei Ferrero vor die Tür gelegt.
Eigentlich müsste man seine eigene Firma gründen. Eine, die Kunden freundlich und kompetent berät und sie nicht bei jedem Anlass versucht, über den Tisch zu ziehen. Wer schon einmal in einem dieser kleinen Handybuzzen war, weiss, wovon wir reden.
Das Personal sieht in jedem Laden gleich aus, meist gegelte Mitzwanziger in einem Anzug, die sich ungeheuer wichtig vorkommen, weil sie hinter dem Tisch stehen und man ja was von ihnen will und nicht umgekehrt. Wer schon Gesichtsbehaarung züchten kann, für den ist es auch ein Muss, eine kunstvolle Bartkonstruktion zu tragen. Und wer das nicht kann, dem bleibt immer noch die Möglichkeitn, sein Haupthaar mit so viel Pomade einzuschmieren, dass selbst ein Silvio Berlusconi eifersüchtig werden könnte.
Was die Geschäftspolitik dieser Abzockerbuden angeht kann man als Kunde nur Vermutungen anstellen, aber man hat ja zum Glück zwei Jahre lang Zeit, sich mit ihnen runzuärgern. Es locken immer tolle Angebote, die aber im Kleingedruckten zum Amoklauf einladen. "Flat in alles, was auf diesem Planeten verfügbar ist! Nur 19,99€!" steht in grossen Buchstaben selbstgeschrieben auf einem dieser karierten Flipcharts. Guckt man sich das dazugehörige gedruckte (Himmel sei Dank!) Plakat einmal genauer an, entdeckt man einen hellgrauen breiten Streifen am unteren Rand. Da fragt man sich, ob das ein Druckfehler ist oder jemand mit einen Bleistift geschmiert hat. Weder noch, das ist das sehr wörtlich genommene Kleingedruckte. Schriftgröße 3-5. Vermutlich. Erkennbar nur, wenn man ein paar Zentimeter davorsteht und lesbar erst unter dem Elektronenmikroskop.
Aber was steht da eigentlich? Erstmal ist das Kleingedruckte in etwa 20 verschiedene Punkte aufgeteilt. Da werden dann so nette Dinge wie "einmalige Anschlussgebühr 39,99€", "gilt nicht, wenn Sie, ja, genau, Sie das wollen" und "Gebühr hier, Gebühr da". Die meisten Kunden merken erst, dass ihre 19,99€-Flat-in-alles-was-auf-diesem-Planeten-verfügbar-ist ein mieses Lockangebot ist und hier und da Extra-Euros für komische Dinge ebenfalls abgerechnet werden. Schnell ist man da mal bei 35 oder mehr Euro im Monat.
Wenn man dann mit diesen Rechnungen in diese Buzzen zurückkommt, zeigen die gegelten Typen ihr wahres Gesicht. Arrogant, rechthaberisch und mehr als unfreundlich. Und Hilfe kann man sowieso nicht erwarten. Edna Mode hat exklusiv den Test in einer E-Plus/Base-Kaschemme gemacht. Erschreckend. Elf Monate lag das Handy ausgemacht im Schreibtisch, da eine Nutzung in einem anderen Land keinen Sinn gemacht hat. Für das Umstellen auf den "Traveller-Tarif" wurden schonmal 24,99€ fällig. Frech. Es handelt sich um ein etwa vier oder fünf Jahre altes Sony Ericsson Telefon, das zwar eine Internettaste besitzt, aber das Internet wurde vorsichtshalber vom Anbieter auf Wunsch des Kunden abgeschaltet - zu teuer. Jetzt taucht die Internetnutzung wieder auf der Rechnung auf. Gaaahhh! Die gegelte Schmalzbirne hinterm Ladentisch verstand auch nicht, dass ein Mobiltelefon über einen längeren Zeitraum ausgeschaltet in einer Schublade liegen kann. Sein Kommentar dazu: "Das kann ja gar nicht sein!". Echt? Wollen Sie mich verarschen? Ich weiss ja wohl, was ich gemacht und nicht gemacht habe. Aber schon alleine die Tatsache, dass man sich hier erklären muss, lässt mich an Gewalttaten denken. "Hmm, wieviel C4 ich wohl bräuchte, um den Laden hier in Schutt und Asche zu sprengen...."
Morgen wird der Vertrag gekündigt! Ein Wunder, dass das nichts kostet. Naja, warten wir mal die nächste Rechnung ab.
Es ist
8:30 Uhr. Wir befinden uns in der EDV-Abteilung eines
Multi-Millionen-Euro Unternehmens. Anonymität hat hier oberste
Priorität, doch der Zuschauer wird auf eine Reise mitgenommen, um in das
Maul der Bestie zu schauen. Hübsch wird das nicht.
Die Tür geht auf, Karsten und Martin betreten den Raum.
Martin:
Boah,
alte Scheisse, war das n Wochenende. Höma, hab ich nen Kater. Man kann
ja heute gar nicht mehr so viel saufen, damit die Weiber hübsch werden! (stellt
die Tasche ab, holt eine Asperin raus und wirft sie in ein Glas Wasser.
Gebannt starrt er auf die sich auflösende Tablette)
Karsten:
Mensch,
Matze, raff ich nich. Bei deinem Aussehen kann das ja wohl nicht
Warstein! Ich bin auch nicht zum Zug gekommen. Wo sind se nur, die
heissen Weiber?
Martin:
Auf dem Planeten frigides Miststück?!? (trinkt gedankenverloren seine Asperin)
Karsten:
Aber sowas von! Fast so schlimm wie... (er wird vom Klingeln des Telefons unterbrochen, guckt aufs Display und rollt mit seinen Augen und stöhnt) ...wenn man vom Teufel spricht. (nimmt ab) EDV Zwei, hier werden Sie geholfen. Na, Uta, alles Roger in Kambodscha?
Uta (durchs Telfon hörbar):
Nee,
Chaos in Laos. Aber wasn das für ne Ansage? Könnt ihr euch nicht einmal
wie Erwachsene melden? Egal, höma, Karsten, mein Schlepptop funzt
nicht. Kannste dir das mal angucken?
Karsten (gelangweilt):
Aber natürlich, Frau Schloh.
Uta:
Gut, dann schick ich gleich ma unsere Azubine, die Jennifer vorbei. (legt auf)
Karsten:
Aber kla... Boah! Kann die Alte mal nicht scheisse sein? (knallt den Telefonhörer auf)
Martin:
Nö. Hat wahrscheinlich wieder vier Kilo übers Wochenende zugenommen...
Im selben Moment in der Abteilung für Kundenbetreuung und Beschwerden.
Uta (übergibt Jennifer den Laptop):
Hier,
Jenny. Jetzt nimmste das Ding, gehst runter in die Zwei und sagst den
Pappenheimern da, wenn das länger als wie Pfirsich Minuten dauert, steh
ich da aufa Matte!
Jennifer:
Alles Karl! Bis Danone, Uta. (macht sich auf den Weg)
(Uta geht in die Kaffeküche und trifft Candize)
Candize:
Uta!!! Herbstliche Glühstrümpfe nachträglich. Wie war dein Burzeltag?
Uta (schwärmt):
Wun-der-präch-tig. Der Dietmar, der wollte mich überraschen und hat das ganz gefickt eingeschädelt (zieht ein Augenunterlid mit dem Finger runter). Pass
ma auf, ich dachte ja, dass wir wie immer nach Didi's Notaufnahme gehn.
Aber der Dietmar, hat ja schon vor Wochen den Tisch beim Italiener ums
Eck bestellt gehabt.
Candize (ungläubig):
Im Ernst???
Uta:
Nee, im Dieter. (lacht über ihre eigene Antwort) Ich
dacht ja schon "Uta, das kann ja Eiter werden, du hier mit deine
Straßemklamotten beim Edel-Italiener", aber die waren da alle ganz
relaxt. Wir haben dann erstmal einen Schianti und Bruschetta bestellt.
Candize:
Ohh. Uta, ich bin ganz neidisch. Das klingt sooo ramontisch. Mein Mustafa nimmt mich nur mit nachn Döneressen...
(Thorsten betritt die Kaffeeküche)
Thorsten (kommt reingeschlurft):
Moinsen!
Candize (reißt ihre Arme auseinander und springt Thorsten an):
Thodde!!!!! Hey... Wie war das Wochenende? Schön abgefeiert?
Thorsten (kratzt sich verlegen am Hinterkopf):
Ähh... nee du. Hausaufgaben waren angesagt. Hab ja sonst nichts. (schnappt sich einen Kaffee und geht zu seinem Schreibtisch) Man siebt sich.
Candize (wieder zu Uta gewandt):
Na da scheisste beweit, ne? Naja, ich geh dann mal. Tschö mit ö. (geht)
(Währenddessen in der EDV-Abteilung)
Jennifer (kommt mit dem Laptop unterm Arm rein):
Heeeey...
Karsten (mustert sie von oben bis unten und wieder zurück):
Jenny... Alles klar im BH? Alles fit im Schritt?
Martin (setzt sein Flirtgesicht auf, das mehr an eine schlechte Latinofratze erinnert):
Alles klärchen, Bärchen? (blinzelt mit einem Auge in Jennifers Richtung und macht einen Kussmund)
Jennifer:
Hihihi... Ohhh, ihr seid sooo süß, Jungs... (stellt den Laptop auf den Tisch und fängt an, an einer Strähne rumzudrehen und laut auf ihrem Kaugummi herumzukauen)
Martin (klappt den Laptop auf und stöhnt):
Nähh. Was hat se denn dieses Mal damit gemacht? Und ich sach noch: Nix damit tun, was ich nicht auch machen würde... Man man man...
Karsten (beäugt fachmännisch den Bildschirm des Laptops):
Wer macht den Sofas? Was meinste? N Fall für Ranjid?
Martin (nickt und greift zum Telefon und wählt ein paar Nummern):
Ja, hier EDV Zwei. Schickt ma Ranjid.
Jennifer:
Jungs, ich muss auf Wiese gehen. Und dann für kleine Königstiger. Tschüssikowski. (geht weg, im selben Moment kommt Ranjid rein)
Martin:
Ahhh! Der Computer-Inder! Du wie gerufen kommst. (lacht)
"Ranjid" (resignierend):
Entschuldigen Sie, wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich in Deutschland geboren wurde, fließend Deutsch spreche und mein Name nicht Ranjid, sondern Johannes ist. Johannes Bachbauer. Nur weil meine Vorfahren indische Wurzeln haben... Ach, wissen Sie was? Ist jetzt auch egal. Wo ist der Computer?
Martin (händigt den Laptop aus und Johannes geht wieder):
Ja dann bis dannzig. (zu Thorsten gewandt) Wusstest du, dass der kein Inder ist???
Thorsten:
Never. Aber gib mal ne Gabel her, der Witz klemmt. Wenn der Deutscher ist, fress ich nen Saugstauber...
(Die Stunden vergehen, bis es für Thorsten endlich Zeit wird, als guter Azubi die tägliche Mittagsbestellung entgegenzunehmen.)
Thorsten (bleibt in der Tür stehen):
Hey Uta. Ich geh zu Kentucky schreit ficken. Was darf ich dir mitbringen?
Uta (gereizt):
NIX! Ich achte auf gesunde Ernährung!!! Davon könntet IHR ALLE euch eine Scheibe abschneiden und Lars but not Lisa muss ja hier einer als gutes Beispiel vorangehen!
Thorsten (macht schleunigst die Tür hinter sich zu und nuschelt in sich hinein):
Tschuldigung, war Absicht.
(geht runter in die EDV-Abteilung)
Thorsten:
Hey Jungs. Ich hol Essen. Von Käi-Eff-ßi...
Martin:
Nee, lass ma stecken, den Asiatenschund. Den kannste dir selber reinschrauben. Geh ma lieber nachn Ügüm-Döner hin. (faltet einen Flyer auf) Da nehm ich ne Normalotasche mit ordentlich Tsatze. Und das der Türke mir da schön Knofi reinmacht! Sonst ist hier Achterbahn!
Karsten (schiebt sich mit seinem Stuhl an Martins Schreibtisch ran):
Alter, Stück mal n Rück. Ich nehm son Dürüm aber auch mit richtig Knobi. Gehste dann noch bei Startback Kaffeehaus vorbei? Machste, ne? Dann bring mir ma ne grosse Latte mit. Hä-Hä-Hä...
Martin (nickt zustimmend):
Sizilium und Füße hoch, Flachwitz... Den kennt doch Jever! So, Thodde, hier haste 20 Euronen. Muss reichen, ne? Bis in fuffzehn Minuten dann. Also, see you later aligator!
Thorsten (nimmt das Geld entgegen und geht):
Ja klar, ich komm dann.
Karsten:
Du Schwein! (lacht lange und unangebracht laut über seinen eigenen Witz) HÄHÄHÄ!!! Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst. Aus die Maus. Ende im Gelände und Schicht im Schacht.
Thorsten (kommt oben im Büro an):
Hey, Jenny.... (wird direkt rot) Was darf ich dir mitbringen?
Jenny:
Ohhh, das ist ja lieb. Ich nehm nur nen Cappu und ein bisschen Schoki.
Thorsten:
Warum nix Richtiges?
Jenny:
Thoooooddeee... Mönsch. Son Cappu hat doch nur Achtung Pfirsich Kalorien. Kaffee zum Bleistift hat schon bis zu 400. Und nach Adam Riese und Eva Klein ist das zu viel! (ein Klingeln) Waahh, Teflon klingelt, muss rangehen. Bis dann. Und dankö... (dreht sich zum Schreibtisch um)
(später - Thorsten ist wieder da, alle kommen in der Kaffeeküche zusammen.)
Uta (stochert lustlos in einem Salat mit Weight Watchers Dressing rum und schnüffelt in der Luft):
Na wunderprächtig. (zu Martin und Karsten gewandt) Gänsefleisch mal das Fenster öffnen? Ihr stinkt, der Knobischeiss nervt!
Martin (beißt genussvoll in seine Dönertasche):
Mach ich später. Gelüftet wird nur einmal die Woche. Hä-Hä-Hä! Oder ist heute schon Freitach?
Karsten:
Schön wärs. Heut is Montach, schon den ganzen Tag und heute Abend mit Beleuchtung!
Uta (noch genervter):
Boah! Ist der Spruch neu oder mit Perwoll gewaschen?
Martin:
Jawollski. Da kannste mich mit freundlichen Füsschen auch gleich zitieren! Alle Klarheiten beseitigt?
Uta:
Näh. Muss ich dafür zahlen?
Karsten:
Klar. Aber nicht die Märchensteuer vergessen!
(Alle essen noch eine Weile, wir machen hier einen "cut", denn die folgende Sprücheschlacht ist nicht zumutbar. Irgendwann ist dann ist auch der letzte Dönerkrümel gegessen, der letzte Tropfen Kaffee getrunken und das letzte bisschen Würde verschwunden)
Karsten:
Ja bis dannzig, ne?
Martin:
Wiedersehen macht Freude (zwinkert Jenny zu).
Jenny:
Tschaui...
Uta:
Bis Baldrian! Räumst dann ab hier, ne?
Thodde (bleibt alleine zurück):
Ja nee. Lasst mich ruhig die Drecksarbeit erledigen. Mit mir kann mans ja machen. Manchmal wünschte ich, dass ich den Mut hätte, hier wie in Halo 4 durchzulaufen. Einfach die Knarre nehmen, laden und.....
An dieser Stelle wird die Spannung von einer Werbeunterbrechung oder dem Abspann genommen. Der Zuschauer hat nun je nach Wochentag 24 oder 72 Stunden Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was die tragische Figur des Thorsten wohl mit seiner Aussage gemeint haben könnte. Wird er wirklich zur Waffe greifen und einen realen Amoklauf durchziehen? Wird das das große Finale? Wer wird und kann es verhindern? Welcher Charakter überrascht mit einer neuen Facette? Oder bleibt es nur bei Thorstens Gedanken? Auf jeden Fall beschäftigt sich der Zuschauer erstmal ein paar Minuten mit diesem Denkspiel um dann durch eine darauffolgende Sendung abgelenkt zu werden und bis zur nächsten Folge nicht mehr weiter über Thorsten und seine Probleme nachzudenken.
Es war nicht viel, was ich wollte. Einfach nur 30 km Autobahn fahren, heile und dann noch pünktlich an meinem Ziel ankommen. Leider machte ich die Rechnung ohne diverse Lastkraftwagen, die den Nummernschildern und Zuständen nach zu urteilen, aus unterschiedlicher Nationen Waren durch und nach Deutschland transportieren.
Ich stelle jetzt mal eine gewagte These auf: Es gäbe wesentlich weniger Unfälle, Ausraster, zwischenmenschliche Krisen und kaputte Stimmbänder, wenn es mindestens ein generelles Überholverbot für LKWs auf deutschen Autobahnen gäbe. Warum?
Fangen wir doch am Anfang an. Was sagt eigentlich der Gesetzgeber? Der schreibt in §3 Abs 3 Nr. 2a der Straßenverkehrsordnung (StVO) folgendes vor:
(3) Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt auch unter günstigsten Umständen
2. außerhalb geschlossener Ortschaften
a) für Kraftfahrzeuge
mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5t bis 7,5t, ausgenommen
Personenkraftwagen, für Personenkraftwagen mit Anhänger, für
Lastkraftwagen und Wohnmobile jeweils bis zu einem zulässigen
Gesamtgewicht von 3,5 t mit Anhänger sowie für Kraftomnibusse, auch mit
Gepäckanhänger 80 km/h, [...]
Aha. Hier steht schonmal, dass Lastkraftwagen ausserhalb geschlossener Ortschaften 80 km/h fahren dürfen. Jetzt sind wir mal so mutig und erklären Autobahnen für nicht geschlossene Ortschaften. Wenn man nur 80 km/h mit einer gewissen Toleranz, die die Damen und Herren und dunkelblau und beige/grün einräumen, fahren darf, dann kann sich selbst der einfachste Brummi-Holger ausrechnen, dass wenn man einen Kollegen überholen möchte, es einfach nicht so schnell geht, wie mit einem, sagen wir mal, Mercedes AMG...
Da ist man nicht mal eben in 100 Metern vorbei, da kann sich die ganze Chose mal schnell über ein oder zwei Kilometer ziehen. Kluge Menschen mit genug Zeit können sich die Strecke, die ein Lastkraftwagen mit 85 km/h und x Metern Länge braucht, um einen anderen anderen, der mit 80 km/h fährt und ebenfalls x Meter lang ist, zu überholen, selber ausrechnen. Kleiner Tipp: Es werden keine 100 m sein.
Jetzt ist es aber so, dass auf Autobahnen genau ein simples Gesetz herrscht: Je schneller das Auto, desto weiter links darf es fahren. Da muss man nur einmal seine Augen offen halten. Auf der linken Spur finden wir alles, was teuer und schnell ist. Wie in einem Uhrwerk geht es dabei zu: Mercedes CLS, 7er BMW, Audi A5, Porsche Cayenne. Und wieder von vorne. Dass sich ein unterer Mittelklassewagen wie ein VW Golf, Seat Leon oder Opel Astra von der mittleren auf die linke Rennspur verirrt ist relativ selten. Kommt aber doch mal vor. Und zwar genau in dem Moment, wenn ein LKW von der rechten Spur den anderen überholen will. Denn denen gehört ja zum Glück die Strasse. Dem Himmel sei Dank regiert ja hier auch das Recht des Stärkeren. Verdammt.
Da ist man nichts böses ahnend mit gemächlichen 140 km/h auf dem mittleren Streifen unterwegs und auf einmal muss man geistesgegenwärtig ausweichen oder auf 80 km/h runterbremsen (ist ja auch gar nicht gefährlich, wenn der Hintermann einem an der Stoßstange klebt). Dann gibt es diese eine Sekunde, in der sich alles entscheidet. Nach links ausweichen? Einmal bei den Großen mitspielen? Oder mit 60 km/h weniger die oben errechnete Strecke hinter einem LKW hertrotten?
Ich wich aus. Ich war mutig. Ich riskierte es. Fuhr im VW Golf TUI Edition kühn auf der Spur der richtigen Autos mit. Doch leider verpasste ich dadurch auch meine Ausfahrt und musste einen 33 km langen Umweg in Kauf nehmen. Tat ich auch (mir blieb ja nichts anderes übrig). Aber nur sehr widerwillig. Und unter sehr lautem Fluchen. Über 33 km. Zu spät, zu abgenervt und definitiv zu wütend kam ich an meinem Ziel an und überlege seitdem, mich nachts auf Raststätten zu schleichen und LKW-Reifen aufzuschlitzen...