Unsere
Geschichte beginnt in einem typisch deutschen Großraumbüro in einer
typisch deutschen Stadt an einem typisch deutschen Montag Morgen um 8:30
Uhr. Ein Kameraschwenk gleitet majestetisch von der Uhr, die genau
diese Zeit anzeigt, und anschließend über die Leere des Büros. Hier und
dort ein paar Nahaufnahmen, die es dem Zuschauer erleichtern sollen, die
Chraktere und deren Hinter- und Beweggründe zu verstehen. Kleine
motivierende Post-Its am Röhrenmonitor, Familienbilder, auf denen alle
unerträglich glücklich in die Kamera grinsen, Ü-Ei-Sammelfiguren,
Topfpflanzen, geordnete Schreibtische und hier und dort strategisch gut
platziert eine Ansichtskarte aus Mallorca, den Seychellen oder Gran
Canaria. Währenddessen setzt die Vorspannmusik ein. Ein Song, der
natürlich sofort ins Ohr geht und später noch am Ende der Werbepause vom
Büroensemble als Maxi-CD verkauft wird. Die Hauptdarsteller werden
gezeigt. Und dann geht es los.
Stars dieser einen Episode sind
natürlich die Angestellten, das Herz der Firma. Das Gehirn, die
Chefetage, bleibt im Hintergrund und zieht dort die Fäden. Erstmal
sollen diese Puppenspieler im Verborgenen bleiben, um dann, nach
erfolgreichem Anlauf der Serie dann doch mit in leidenschaftliche
Affairen, intrigantge Pläne und unterhaltsame Alltagsgeschichten
verstrickt zu werden.
Jennifer "Jenny" Grubinski (17 Jahre, Auszubildende)
Das
"Kücken" der Gruppe. Sie befindet sich im zweiten Ausbildungsjahr,
bangt aber darum, ob sie besteht oder nicht, denn in der Berufsschule ist sie primär
nämlich damit beschäftigt, zu überprüfen, ob ihr platinblondes mit
Extensions verlängertes Haar mal wieder nachgefärbt werden muss und ob
sie neue Gelnägel in French Manicure Optik benötigt. Für beides hat sie
selbstverständlich beste Freundinnen, die ihr Aussehen für sie
perfektionieren. Sekundär konzentriert sie auf die angespannten und
solariumgebräunten Muskeln ihres Banknachbarn Ronny. Allerdings hat sie hat bei komplexeren Aufgaben eine
längere Leitung und ist mit der Problemlösung meist überfordert. Macht
ja nichts, denn
Thorsten "Thodde" Mieltke (18, Auszubildender)
erledigt
das gerne für sie. Er ist seit Beginn der Ausbildungszeit in Jenny
verliebt, tut alles, um ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch bisher
erfolglos. Er stellt sich dabei so herrlich trottelig an, dass der
Zuschauer ihn einfach packen, schütteln und schreien möchte: "Thodde!
Die ist nichts für dich! Lass sie gehen. Mit ihr wirst du nur in den
Hartz IV Sumpf hineingezogen!" Doch Thoddes Herz will sich einfach für
keine andere interessieren. Der Zuschauer darf gespannt bleiben, ob er
noch zu einer Einsicht kommt oder nicht.
Uta Schloh (56, Abteilungsleiterin)
liebt
ihre frechen roten Haubensträhnchen, absolviert gerade zum wiederholten
Male das Weight Watchers Programm, ist bei ihrem dritten JoJo-Effekt
angekommen und dementsprechend ist ihre Laune. Ihr Lebensgefährte
Dietmar liebt sie so, wie sie ist, doch sie sich einfach nicht. Wenn Uta
sich unbeobachtet fühlt, greift sie in eine Notschachtel Donuts, die
sicher in einer abschießbaren Schublade ihres Kommandopultes liegt. Die
ersten 24 Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Dresden. Sie spricht mit
einem ostdeutschen Dialekt, der schlimmer wird, je aufgeregter sie ist. Und wenn sie nicht Recht bekommt, schreit sie einfach lauter, denn wer am
lautesten schreit, hat immer Recht!
Martin "Matze" Majeffsky (38, Angestellter in der EDV-Abteilung)
trägt
gerne Klamotten in allen Nicht-Farben von Tom Tailor und hat vor einem
Monat das Rauchen aufgegeben. Die Nikotinkaugummis und -pflaster wollen
bei ihm aber nicht so recht helfen. Er ist reizbar und unsicher. Um die
Unsicherheit zu kaschieren trägt das neuste Samsung Smartphone in einer
Ledertasche am Gürtel und fühlt sich toll, weil er der Meinung ist, dass
Apple die Kunden eh nur über den Tisch zieht und iPhones was für
Hipster mit schwarzer Hornbrille sind. Gleichgesinnter in Humor, Denken
und Weiber anbaggern ist
Karsten "die Bohne" Nickhardt (34, ebenfalls Angestellter in der EDV-Abteilung)
der
vor diesem Job nächtelang World of Warcraft durchgezockt hat, bevor er
das weibliche Geschlecht in Form seines Au Pairs Biggi Oberhausen
entdeckte. Noch heute gehört sein Herz Biggi, die aber längst wieder in
ihrer schweizer Heimat ist und an die Zeit keinen Gedanken mehr
verschwendet. Zusammen mit Matze geht er gerne auf Weiberjagd.
Erfolglos, aber das liegt natürlich nicht an den beiden von Göttern
gesannten Traummännern, sondern selbstverständlich an den Perlen, die
sie einfach nicht zu schätzen wissen. Sie halten ihre Sprüche für
schlagfertig, ihr Aussehen für beneidenswert und ihren Humor für witzig.
Candize "Candy" Metzoltt (22, Aushilfe auf 400-Euro-Basis)
hatte
eigentlich ganz andere Pläne. Sie wollte Schmuckdesignerin werden und
reich heiraten. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge, aber der Plan war
da. Doch der wurde jäh zunichte gemacht, als sie mit 16 schwanger
wurde. Leider kann sie sich nicht erinnern, wer der Vater des kleinen
Jason-Pascal ist. Deswegen war sie auch schon bei Britt und hat vier
potentielle Kandidaten zum Vaterschaftstest angeschleppt, doch keiner
war der passende. Egal, sie war im Fernsehen und hält sich jetzt für
eine Berühmtheit. Sie hat ihre eigene Website, auf der sie der Welt
mitteilt, wie fabelhaft sie ist und wie toll Jason-Pascal sich
entwickelt ("Er ist der kleine Checker auf dem Pausenhof").
"Die Aushilfe" (Alter und Herkunft wie es gerade passt)
Wenn immer jemand gebraucht wird, um eine Randgruppe der Quote halber zu integrieren wird die Aushilfe ins Drehbuch integriert. Der intelligente Türke, der sich von seiner Streetgang abgrenzen will und um Akzeptanz kämpft, die Hübsche, die aber mehr kann, der Behinderte, der zeigt, dass das Leben trotz Rollstuhls noch lebenswert sein kann, der Schwule oder die Lesbe, der/die sich für Gleichberechtigung einsetzt etc. pp.
Primär sollen diese Figuren zeigen, wie aufgeschlossen die Produzenten sind und dass gleiches Recht für alle gilt. Doch ist das wirklich so? Lassen Sie sich von so einer Scheinheiligkeit blenden? Integration ist super, wenn sie nicht so verkrampft gewollt Quoten bringen soll!
Selbstverständlich sind alle Namen frei erfunden! Ähnlichkeiten zu bestehenden Namen sind reiner Zufall!
Donnerstag, 27. September 2012
Montag, 24. September 2012
Phänomen Bürohumor Teil 1
Lange hielten wir Bürohumor für etwas, das von selber einfach aussterben würde. Vom heutigen Standpunkt aus betrachtet fragen wir uns manchmal, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sich diese "humoristischen" Entgleisungen selbst vernichtet hätten. Genetisch betrachtet ist Bürohumor leider dominant. Wir kommen nicht umher, an den Film "Twins" von 1988 zu denken und festzustellen, dass es den guten, lustigen und intelligenten Humor gibt und bei diesem Experiment der menschlichen Eigenschaften leider auch ein unglaublich nerviges, lautes und schenkelklopfendes Nebenprodukt entstanden ist. Der Bürohumor.
Zugeschnitten auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die mindestens acht Stunden täglich eingepfercht in Arbeitswaben sitzen. Sie müssen etwa ein Drittel ihres Tages soziale Kontakte mit den Menschen akzeptieren, die um sie herum beschäftigt sind.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Büromitarbeitern schon diese spezielle Art von Humor in die Wiege gelegt wurde oder ob einfach völlig normale Menschen sowas wie eine Humorgehirnwäsche erhalten. Könnte es nicht auch eine Ausprägung des Stockholm Syndroms sein? Man beginnt, sich emotional positiv auf seinen Geiselnehmer einzustellen, um seine Überlebenschancen zu maximieren.
Es gibt immer wieder Querdenker, anderes Gesinnte, Menschen, die einfach gegen die Masse anschwimmen wollen weil sie sich nicht mit allem zufrieden geben möchten. Sie werden eingestellt, versuchen ihrer Individualität freien Lauf zu lassen und zerbrechen am Ende. Nicht, weil sie so unglaublich empfindlich sind, nein, vielmehr, weil sie nicht die Kraft besitzen jeden Tag aufs Neue gegen den Strom zu schwimmen, sich anzustrengen und jeden Morgen mit dem Gedanken zu erscheinen, dass niemand sie versteht, dass keiner auf sie eingehen kann und vor allem, dass der Humor, der dort herrscht, nicht der ihre ist und sie ihn als derartig platt empfinden, dass Nordeutschland einem wie ein Vorgebirge des Mount Everest vorkommt. Der Preis, den sie dafür zahlen müssen ist hoch. Es kostet sie entweder ihre Stelle, ihr Gehirn oder ihre Gefühle. In wenigen Fällen sogar alles. Wer hat noch nicht über diese armen und bedauernswerten Burn-Out-Opfer gelesen oder sie in irgendeiner anderen Form wahrgenommen? Ja, werte Leser, in deutschen Büros geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Frei nach Cicero ist man gegen alle wenn man nicht für alle ist. Klassische schwarz-weiß Ansicht. Wenn nur die restliche Welt so einfach wäre. Wer braucht schon Grauabstufungen und gar Farbe? Richtig, Niemand.
Doch was ist Bürohumor eigentlich und wie zeigt er sich? Wir haben uns nach langer Diskussion dazu entschieden, dass wir es versuchen, als würden wir Ihnen, lieber Leser, eine Fremdsprache beibringen wollen. Wir sind auch keine Muttersprachler, dennoch ist es relativ einfach, sich diese "Sprache" anzueignen. Gerade auch, wenn Sie über einen gewissen IQ verfügen. Mit diesen Voraussetzungen können Sie dann nicht nur fließend sprechen und verstehen lernen, sondern auch noch eine Stufe weitergehen und über Ursprünge oder einfach auch nur über das "warum?!" sinnieren. Bitte lassen Sie es uns wissen, wenn Sie einen potentiellen Patient Null gefunden haben. Einen John Doe, dem wir dies alles zu verdanken haben.
Lernen ist erfolgreicher, wenn es Spaß macht. Spaß entsteht, wenn es um Geschichten geht, wenn verschiedene Charaktere mit tragischen Schicksalsschlägen aufeinandertreffen. Ganz so, wie in einer dieser fesselnden Seifenopern, die täglich im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unser kleines literarisches Spektakel erzählt die entsetzliche und doch so unterhaltsame Wahrheit aus deutschen Großraumbüros. Dort, wo es mit gespitzten Zungen ähnlich wie bei Reinhard Meys "heißer Schlacht am kalten Buffet" zugeht. Dort, wo Witze konsequent bis zum Erbrechen wiederholt werden und auch dort, wo man mit intelligentem Sarkasmus nicht sehr gute Überlebenschancen hat. Lesen Sie in einigen Tagen im zweiten Teil unserer kleinen Saga, wie witzig doch Bürohumor sein kann. Wenn man ihn mit Humor nimmt.
Wir sind jetzt auch auf Facebook zu finden: http://www.facebook.com/GuterGeschmackMachtEbenEinsam
Zugeschnitten auf eine bestimmte Gruppe von Menschen, die mindestens acht Stunden täglich eingepfercht in Arbeitswaben sitzen. Sie müssen etwa ein Drittel ihres Tages soziale Kontakte mit den Menschen akzeptieren, die um sie herum beschäftigt sind.
Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob Büromitarbeitern schon diese spezielle Art von Humor in die Wiege gelegt wurde oder ob einfach völlig normale Menschen sowas wie eine Humorgehirnwäsche erhalten. Könnte es nicht auch eine Ausprägung des Stockholm Syndroms sein? Man beginnt, sich emotional positiv auf seinen Geiselnehmer einzustellen, um seine Überlebenschancen zu maximieren.
Es gibt immer wieder Querdenker, anderes Gesinnte, Menschen, die einfach gegen die Masse anschwimmen wollen weil sie sich nicht mit allem zufrieden geben möchten. Sie werden eingestellt, versuchen ihrer Individualität freien Lauf zu lassen und zerbrechen am Ende. Nicht, weil sie so unglaublich empfindlich sind, nein, vielmehr, weil sie nicht die Kraft besitzen jeden Tag aufs Neue gegen den Strom zu schwimmen, sich anzustrengen und jeden Morgen mit dem Gedanken zu erscheinen, dass niemand sie versteht, dass keiner auf sie eingehen kann und vor allem, dass der Humor, der dort herrscht, nicht der ihre ist und sie ihn als derartig platt empfinden, dass Nordeutschland einem wie ein Vorgebirge des Mount Everest vorkommt. Der Preis, den sie dafür zahlen müssen ist hoch. Es kostet sie entweder ihre Stelle, ihr Gehirn oder ihre Gefühle. In wenigen Fällen sogar alles. Wer hat noch nicht über diese armen und bedauernswerten Burn-Out-Opfer gelesen oder sie in irgendeiner anderen Form wahrgenommen? Ja, werte Leser, in deutschen Büros geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Frei nach Cicero ist man gegen alle wenn man nicht für alle ist. Klassische schwarz-weiß Ansicht. Wenn nur die restliche Welt so einfach wäre. Wer braucht schon Grauabstufungen und gar Farbe? Richtig, Niemand.
Doch was ist Bürohumor eigentlich und wie zeigt er sich? Wir haben uns nach langer Diskussion dazu entschieden, dass wir es versuchen, als würden wir Ihnen, lieber Leser, eine Fremdsprache beibringen wollen. Wir sind auch keine Muttersprachler, dennoch ist es relativ einfach, sich diese "Sprache" anzueignen. Gerade auch, wenn Sie über einen gewissen IQ verfügen. Mit diesen Voraussetzungen können Sie dann nicht nur fließend sprechen und verstehen lernen, sondern auch noch eine Stufe weitergehen und über Ursprünge oder einfach auch nur über das "warum?!" sinnieren. Bitte lassen Sie es uns wissen, wenn Sie einen potentiellen Patient Null gefunden haben. Einen John Doe, dem wir dies alles zu verdanken haben.
Lernen ist erfolgreicher, wenn es Spaß macht. Spaß entsteht, wenn es um Geschichten geht, wenn verschiedene Charaktere mit tragischen Schicksalsschlägen aufeinandertreffen. Ganz so, wie in einer dieser fesselnden Seifenopern, die täglich im Fernsehen ausgestrahlt werden. Unser kleines literarisches Spektakel erzählt die entsetzliche und doch so unterhaltsame Wahrheit aus deutschen Großraumbüros. Dort, wo es mit gespitzten Zungen ähnlich wie bei Reinhard Meys "heißer Schlacht am kalten Buffet" zugeht. Dort, wo Witze konsequent bis zum Erbrechen wiederholt werden und auch dort, wo man mit intelligentem Sarkasmus nicht sehr gute Überlebenschancen hat. Lesen Sie in einigen Tagen im zweiten Teil unserer kleinen Saga, wie witzig doch Bürohumor sein kann. Wenn man ihn mit Humor nimmt.
Wir sind jetzt auch auf Facebook zu finden: http://www.facebook.com/GuterGeschmackMachtEbenEinsam
Donnerstag, 20. September 2012
Nullnummer der Woche: Einkaufen bei EDEKA
"Wir lieben Lebensmittel." Hmm. Der durchschnittliche EDEKA-Verkäufer liebt vermutlich nicht mal seinen Job, geschweige denn die Lebensmittel, die er verkauft. Einkaufen in unserem lokalen EDEKA Supermarkt ist jedes Mal aufs Neue ein Erlebnis. Weniger eins, auf das man sich freut. Eher ein notwendiges Übel. Und alles beginnt in der Obst- und Gemüseabteilung.
"Guten Tag, wir haben eine Frage...!" während sich die Dame in der Obstabteilung abwesend Pfirsichreste unter ihren Gelnägeln hervorpulte, suchten unsere Augen verzweifelt den ausdruckslosen Kern der ihren. Keine Reaktion. Rasch bildet sich in unseren Köpfen ein Bild geformt aus Desinteresse und Inkompetenz unseres Gegenübers. Gedanken wie "Nun gut, dass die Dame uns nicht hört und sieht geht vermutlich daruf zurück, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, vielleicht sollten wir uns einfach ein bisschen lauter und asozialer geben, damit sie uns wahrnimmt, denn mit Freundlichkeit scheint man hier nicht weiterzukommen." (Der Tag bisher war aber auch miserabel!) "Vielleicht machen ihr auch Monatsbeschwerden zu schaffen, wer weiß?" Noch während wir uns diesen bösen Gedanken hingeben, erreicht ein Blitzen unser Blickfeld. Wahrhaftig, ein klar erkennbares Glitzern. Sollte sie uns doch wahrgenommen haben? Ein Gefühl von Euphorie breitet sich aus. Sollte sie... Doch halt, der Blick der Dame haftet noch immer auf ihren, vermutlich von flinken Fingern einer vietnamesischen "Nail Designerin" zurechtgefeilten Acrylnägeln. Die erschreckende Wahrheit war, dass das Glitzern von einem kleinen rosa Strasssteinchen auf ihrem Ringfinger herrührte und nicht das Aufblitzen von Interesse in ihren Augen war.
Jetzt in Hogwards sein und mal lässig einen "Avada Kedavra" aus dem Ärmel schütteln, vielleicht bekämen wir so Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht mehr von ihr, aber von jemand anderem. Wen die Dame allerdings wahrnimmt, ist ihre Kollegin, deren Kopf wir zwischen den anderen Kohlköpfen gar nicht gesehen haben. Wir fanden die von uns gesuchte Ware dann auch ohne Hilfe, doch trotzdem wären wir nicht abgeneigt gewesen, hier eine Nummer wie Arnold Schwarzenegger in "True Lies" abzuziehen. Leben oder Tod. Hass oder Liebe. Fallen oder Stehen. Eine so schnelle Entscheidung treffen, dass selbst Usain Bolts Sprints lahm aussehen lassen. Und diese Entscheidung lautete, weiteres Obst und Gemüse zu ignorieren (wird eh überbewertet) und gleich weiter zum Fleisch zu gehen.
Neuster Clou hier ist, dass der Kunde jetzt an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen muss. Wie im Amt. Auf dem kleinen Zettelchen, den man dann erhält steht auch noch der großartige Spruch: "Geregelte Reihenfolge ist wunderbar". Wie bitte? Wunderbar? Wohl eher sonderbar. Aber natürlich muss alles seine Ordnung haben. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Doch ist der Andrang wirklich so hoch, dass das Management zu solchen Methoden greifen muss?
Wie Sie sehen, werter Leser, steht hier die Nummer 40. Wir standen eine halbe Stunde vor Feierabend, also um 21:30 Uhr vor der Theke. Lässt die Nummer 40 nicht darauf schliessen, dass wir die 40. Kunden sind, die heute eine Nummer gezogen haben? Wenn das der Fall ist, hätten die Damen und Herren Verkäufer hier in 14,5 Stunden nur 39 weitere Kunden bedienen müssen. Da fragen wir uns doch, braucht man für 2,69 Kunden in der Stunde ein Ordnungssystem?
Als wie das letzte Mal Rindermett kauften, wies uns die etwas in die Jahre gekommene Fachverkäuferin nicht unbedingt freundlich darauf hin, ob wir eine solche Nummer gezogen hätten. Dass wir die einzigen Kunden waren und die dämliche Nummernzieherei keinen Sinn gemacht hätte, hat sie vermutlich nicht mitbekommen. Wir verneinten.
FV:
"Naja, da will ich mal ein Auge zudrücken. Was darfs denn sein?"
EM:
"100 Gramm Rindermett bitte."
FV:
(sehr ungläubig)
"100 GRAMM???"
EM:
"Ja. 100 Gramm."
Es soll ja Kunden geben, die solche Wünsche haben. Die Frage ist natürlich auch, was es die Dame angeht, ob wir 100 Kilogramm oder 100 Gramm haben möchten.
FV:
(verpackt die Ware)
"Und außerdem von der Fleischtheke?"
EM:
"Wir hätten gerne noch vier Scheiben Heidefrühstück."
FV:
(etwas patziger)
"Ja, DAS ist dann aber von der Wursttheke. Ich wollte wissen, ob Sie von der Fleischtheke noch was wollen."
EM:
"Aber ist das nicht alles das gleiche? Grob gesehen doch totes Tier, oder?"
FV:
"NEIN. Das ist Wurst."
EM:
(genervt und resigniert)
"Gut, dann sind wir beim Fleisch fertig und widmen uns jetzt der Wurst wenns recht ist."
FV:
"Was darfs hier sein?"
Wirklich? Echt? Vermutlich hatte die gute Frau über ihre Entrüstung, dass wir Fleisch und Wurst nicht auseinander halten können vergessen, was wir noch wollten.
EM:
(nur noch resigniert)
"Vier. Scheiben. Heidefrühstück."
Weiter. Denn der Spaß ist ja noch nicht vorbei. Als nächstes geht es in die Backabteilung. Hier wird nicht an Auswahl oder am Preis, sondern an Interesse von Mitarbeitern gespart. Da will man als Kunde mit einem Schamgefühl eigentlich nur ein paar Brötchen kaufen, doch man überlegt es sich sehr schnell anders, denn der Aufdruck: "Bitte Ware nur mit Zange entnehmen" wird von den meisten anderen Kunden vermutlich nicht wahrgenommen. Wozu müssen sie eine Zange nehmen, wenn sie doch zwei Hände haben? Wenn wir dann andere Kunden darauf ansprechen, warum sie nicht das geeignete Greifwerkzeug zur Erhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene verwenden, erhalten wir keine Antwort. Aha. Wir diagnostizieren eine Leseschwäche oder Taubheit. Oder Ignoranz. Oder alles. Großartig.
An diesem speziellen Tag war eine Dame mittleren Alters sich nicht ganz schlüssig, welches Brötchen es denn sein darf. Sie drückte in jedes einmal mit der Hand hinein und entschied sich dann für einige, die vermutlich ihren Kriterien entsprachen. Wir konnten nur noch mit offenem Mund dastehen. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen ernteten wir nur ein abwesendes "Ja, das tut mir leid." Das tut Ihnen leid? Diesen geheuchelten Satz, den man sich noch antun muss und der sowieso nichts verändert, können sich sich hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Mitarbeiter vermutlich seine Brötchen an einem anderen Platz kauft. So wie wir.
Aus vertraulichen Quellen erfuhren wir hinterher, dass es im SB-Backshop auch einiges zu berichten gibt, was der Kunde vor den Glaskästen gar nicht mitbekommt. Hier wird im Akkord gebacken und zu jeder Zeit müssen alle Kästen gefüllt sein. Auch kurz vor Feierabend. Was dann nicht mehr gekauft wurde, wird gnadenlos in der nächsten Mülltonne entsorgt. Nicht, dass es vielleicht Einrichtungen gäbe, an die man die überschüssige Ware weiterleiten könnte... Natürlich nicht. Die vorher genannten und doch nicht genannten Quellen berichteten auch, dass noch warme Ware, die eben aus dem Ofen kam, gleich entsorgt wurde. Wie pervers ist das denn? Nicht mehr warm auf den Tisch, sondern warm in die Mülltonne. Wenn das Liebe ist (wir erinnern uns an den Slogan), dann ist die Hölle vermutlich ein Kindergeburtstag mit Satan als Clown, der kleine Luftballonhunde vor sich hindreht.
"Schokolade!" schießt es uns durch den Kopf. Da kann man nichts falsch machen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Glaubten wir. Aber auch natürlich fanden wir hier etwas, was uns in unseren Grundfesten erschütterte. Nun können wir nicht genau sagen, wen man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist, dass diese Verpackungen so im Regal liegen:
"Mit Genuss verführt." Eigentlich erwarteten wir die übliche Mitdreißigerin mit pseudo-akademischem Hintergrund. In ihrem Mund blitzt eine Reihe lächerlich weiß gebleichter Zähne und sie liegt unglublich gelöst und entspannt im Arm eines schmierigen Kai-Pflaume-Verschnitts auf einer matschfarbenen Porta-Couch mit unzähligen dazu passenden Kissen. Ihre Modelmaße lassen darauf schließen, dass der Riegel Schokolade, den sie sich in den Mund schieben möchte diesen Weg vermutlich niemals finden wird. Trotzdem soll es zum Kauf und anschließendem Verzehr anregen.
Doch stattdessen fanden wir diesen armen kleinen Jungen auf der Verpackung, der alles andere als erfreut darüber zu sein scheint, von dieser schrumpeligen Hand des alten Mannes ein Peters-Produkt angeboten zu bekommen. Hmm. Bringen Bild und Text in Kombination einen nicht sofort dazu, über Pädophilie nachzudenken? Also mal ehrlich. Das mutet an, als hätte die Firma Peters ihren Sitz im Vatikanstaat.
Nach diesem schockierenden Erlebnis denken wir, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann, doch wir haben offenbar unsere Rechnung ohne EDEKA gemacht. Wir entdecken den "Sahneboy" für 29,99€ in ihrem Sortiment. Hier ist es schon schwieriger, vor Lachen, das wir zurückzuhalten versuchen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sahneboy?!? Nicht wirklich, oder?
Resignierend gehen wir in Richtung Kasse, um dort auf etwa 20 Kunden aber nur ein geöffnetes Bezahlportal zu treffen. Doch was ist das? Die Kassiererin beugt sich vor, tippt mit ihren drei Zentimeter langen Acrylfingernägeln auf einen kleinen Knopf und lässt eine Stimme durch den Markt schallen, die einem durch Mark und Bein geht: "EIMA KASSE BÖSÄZN!!!!!" Was ist aus dem für den Kunden kryptischen und so interessant klingenden "15 bitte die 9. 15 bitte die 9." geworden? Wir möchten am liebsten über das Förderband hechten, ihr das Mikrofon aus der Hand reissen und all unserem Frust freien Lauf lassen und schreien, was wir wirklich über alles hier denken. Stattdessen warten wir, bis die Rentnerin vor uns die 9 Euro und 78 Cent auch wirklich passend aus ihrem Portmonnaie gepult hat, nur um als wir dann an der Reihe sind auch noch gefragt zu werden, ob wir denn eine Deutschland Card hätten.
"NEIN!!! VERDAMMTE AXT! Und jetzt ziehen Sie die drei Teile über den Scanner und belästigen gefälligst jemanden, der auf diese platte Konversationsnummer reinfällt und kein Privatleben hat!!!!". Das wäre doch mal originell.
Doch das würde vermutlich mit einem häßlichen Rechtsstreit enden. Wir denken darüber nach, ob wir nicht unseren eigenen Supermarkt eröffnen sollten und erkennen, dass bis es soweit ist, guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
"Guten Tag, wir haben eine Frage...!" während sich die Dame in der Obstabteilung abwesend Pfirsichreste unter ihren Gelnägeln hervorpulte, suchten unsere Augen verzweifelt den ausdruckslosen Kern der ihren. Keine Reaktion. Rasch bildet sich in unseren Köpfen ein Bild geformt aus Desinteresse und Inkompetenz unseres Gegenübers. Gedanken wie "Nun gut, dass die Dame uns nicht hört und sieht geht vermutlich daruf zurück, dass sie nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, vielleicht sollten wir uns einfach ein bisschen lauter und asozialer geben, damit sie uns wahrnimmt, denn mit Freundlichkeit scheint man hier nicht weiterzukommen." (Der Tag bisher war aber auch miserabel!) "Vielleicht machen ihr auch Monatsbeschwerden zu schaffen, wer weiß?" Noch während wir uns diesen bösen Gedanken hingeben, erreicht ein Blitzen unser Blickfeld. Wahrhaftig, ein klar erkennbares Glitzern. Sollte sie uns doch wahrgenommen haben? Ein Gefühl von Euphorie breitet sich aus. Sollte sie... Doch halt, der Blick der Dame haftet noch immer auf ihren, vermutlich von flinken Fingern einer vietnamesischen "Nail Designerin" zurechtgefeilten Acrylnägeln. Die erschreckende Wahrheit war, dass das Glitzern von einem kleinen rosa Strasssteinchen auf ihrem Ringfinger herrührte und nicht das Aufblitzen von Interesse in ihren Augen war.
Jetzt in Hogwards sein und mal lässig einen "Avada Kedavra" aus dem Ärmel schütteln, vielleicht bekämen wir so Aufmerksamkeit. Vielleicht nicht mehr von ihr, aber von jemand anderem. Wen die Dame allerdings wahrnimmt, ist ihre Kollegin, deren Kopf wir zwischen den anderen Kohlköpfen gar nicht gesehen haben. Wir fanden die von uns gesuchte Ware dann auch ohne Hilfe, doch trotzdem wären wir nicht abgeneigt gewesen, hier eine Nummer wie Arnold Schwarzenegger in "True Lies" abzuziehen. Leben oder Tod. Hass oder Liebe. Fallen oder Stehen. Eine so schnelle Entscheidung treffen, dass selbst Usain Bolts Sprints lahm aussehen lassen. Und diese Entscheidung lautete, weiteres Obst und Gemüse zu ignorieren (wird eh überbewertet) und gleich weiter zum Fleisch zu gehen.
Neuster Clou hier ist, dass der Kunde jetzt an der Wurst- und Fleischtheke eine Nummer ziehen muss. Wie im Amt. Auf dem kleinen Zettelchen, den man dann erhält steht auch noch der großartige Spruch: "Geregelte Reihenfolge ist wunderbar". Wie bitte? Wunderbar? Wohl eher sonderbar. Aber natürlich muss alles seine Ordnung haben. Schließlich sind wir ja in Deutschland. Doch ist der Andrang wirklich so hoch, dass das Management zu solchen Methoden greifen muss?
Wie Sie sehen, werter Leser, steht hier die Nummer 40. Wir standen eine halbe Stunde vor Feierabend, also um 21:30 Uhr vor der Theke. Lässt die Nummer 40 nicht darauf schliessen, dass wir die 40. Kunden sind, die heute eine Nummer gezogen haben? Wenn das der Fall ist, hätten die Damen und Herren Verkäufer hier in 14,5 Stunden nur 39 weitere Kunden bedienen müssen. Da fragen wir uns doch, braucht man für 2,69 Kunden in der Stunde ein Ordnungssystem?
Als wie das letzte Mal Rindermett kauften, wies uns die etwas in die Jahre gekommene Fachverkäuferin nicht unbedingt freundlich darauf hin, ob wir eine solche Nummer gezogen hätten. Dass wir die einzigen Kunden waren und die dämliche Nummernzieherei keinen Sinn gemacht hätte, hat sie vermutlich nicht mitbekommen. Wir verneinten.
FV:
"Naja, da will ich mal ein Auge zudrücken. Was darfs denn sein?"
EM:
"100 Gramm Rindermett bitte."
FV:
(sehr ungläubig)
"100 GRAMM???"
EM:
"Ja. 100 Gramm."
Es soll ja Kunden geben, die solche Wünsche haben. Die Frage ist natürlich auch, was es die Dame angeht, ob wir 100 Kilogramm oder 100 Gramm haben möchten.
FV:
(verpackt die Ware)
"Und außerdem von der Fleischtheke?"
EM:
"Wir hätten gerne noch vier Scheiben Heidefrühstück."
FV:
(etwas patziger)
"Ja, DAS ist dann aber von der Wursttheke. Ich wollte wissen, ob Sie von der Fleischtheke noch was wollen."
EM:
"Aber ist das nicht alles das gleiche? Grob gesehen doch totes Tier, oder?"
FV:
"NEIN. Das ist Wurst."
EM:
(genervt und resigniert)
"Gut, dann sind wir beim Fleisch fertig und widmen uns jetzt der Wurst wenns recht ist."
FV:
"Was darfs hier sein?"
Wirklich? Echt? Vermutlich hatte die gute Frau über ihre Entrüstung, dass wir Fleisch und Wurst nicht auseinander halten können vergessen, was wir noch wollten.
EM:
(nur noch resigniert)
"Vier. Scheiben. Heidefrühstück."
Weiter. Denn der Spaß ist ja noch nicht vorbei. Als nächstes geht es in die Backabteilung. Hier wird nicht an Auswahl oder am Preis, sondern an Interesse von Mitarbeitern gespart. Da will man als Kunde mit einem Schamgefühl eigentlich nur ein paar Brötchen kaufen, doch man überlegt es sich sehr schnell anders, denn der Aufdruck: "Bitte Ware nur mit Zange entnehmen" wird von den meisten anderen Kunden vermutlich nicht wahrgenommen. Wozu müssen sie eine Zange nehmen, wenn sie doch zwei Hände haben? Wenn wir dann andere Kunden darauf ansprechen, warum sie nicht das geeignete Greifwerkzeug zur Erhaltung eines Mindestmaßes an Hygiene verwenden, erhalten wir keine Antwort. Aha. Wir diagnostizieren eine Leseschwäche oder Taubheit. Oder Ignoranz. Oder alles. Großartig.
An diesem speziellen Tag war eine Dame mittleren Alters sich nicht ganz schlüssig, welches Brötchen es denn sein darf. Sie drückte in jedes einmal mit der Hand hinein und entschied sich dann für einige, die vermutlich ihren Kriterien entsprachen. Wir konnten nur noch mit offenem Mund dastehen. Einen Mitarbeiter darauf angesprochen ernteten wir nur ein abwesendes "Ja, das tut mir leid." Das tut Ihnen leid? Diesen geheuchelten Satz, den man sich noch antun muss und der sowieso nichts verändert, können sich sich hinstecken, wo die Sonne nicht scheint. Wir kommen zur Erkenntnis, dass dieser Mitarbeiter vermutlich seine Brötchen an einem anderen Platz kauft. So wie wir.
Aus vertraulichen Quellen erfuhren wir hinterher, dass es im SB-Backshop auch einiges zu berichten gibt, was der Kunde vor den Glaskästen gar nicht mitbekommt. Hier wird im Akkord gebacken und zu jeder Zeit müssen alle Kästen gefüllt sein. Auch kurz vor Feierabend. Was dann nicht mehr gekauft wurde, wird gnadenlos in der nächsten Mülltonne entsorgt. Nicht, dass es vielleicht Einrichtungen gäbe, an die man die überschüssige Ware weiterleiten könnte... Natürlich nicht. Die vorher genannten und doch nicht genannten Quellen berichteten auch, dass noch warme Ware, die eben aus dem Ofen kam, gleich entsorgt wurde. Wie pervers ist das denn? Nicht mehr warm auf den Tisch, sondern warm in die Mülltonne. Wenn das Liebe ist (wir erinnern uns an den Slogan), dann ist die Hölle vermutlich ein Kindergeburtstag mit Satan als Clown, der kleine Luftballonhunde vor sich hindreht.
"Schokolade!" schießt es uns durch den Kopf. Da kann man nichts falsch machen. Da ist die Welt noch in Ordnung. Glaubten wir. Aber auch natürlich fanden wir hier etwas, was uns in unseren Grundfesten erschütterte. Nun können wir nicht genau sagen, wen man dafür verantwortlich machen kann. Fakt ist, dass diese Verpackungen so im Regal liegen:
"Mit Genuss verführt." Eigentlich erwarteten wir die übliche Mitdreißigerin mit pseudo-akademischem Hintergrund. In ihrem Mund blitzt eine Reihe lächerlich weiß gebleichter Zähne und sie liegt unglublich gelöst und entspannt im Arm eines schmierigen Kai-Pflaume-Verschnitts auf einer matschfarbenen Porta-Couch mit unzähligen dazu passenden Kissen. Ihre Modelmaße lassen darauf schließen, dass der Riegel Schokolade, den sie sich in den Mund schieben möchte diesen Weg vermutlich niemals finden wird. Trotzdem soll es zum Kauf und anschließendem Verzehr anregen.
Doch stattdessen fanden wir diesen armen kleinen Jungen auf der Verpackung, der alles andere als erfreut darüber zu sein scheint, von dieser schrumpeligen Hand des alten Mannes ein Peters-Produkt angeboten zu bekommen. Hmm. Bringen Bild und Text in Kombination einen nicht sofort dazu, über Pädophilie nachzudenken? Also mal ehrlich. Das mutet an, als hätte die Firma Peters ihren Sitz im Vatikanstaat.
Nach diesem schockierenden Erlebnis denken wir, dass es eigentlich nicht schlimmer werden kann, doch wir haben offenbar unsere Rechnung ohne EDEKA gemacht. Wir entdecken den "Sahneboy" für 29,99€ in ihrem Sortiment. Hier ist es schon schwieriger, vor Lachen, das wir zurückzuhalten versuchen, nicht in Ohnmacht zu fallen. Sahneboy?!? Nicht wirklich, oder?
Resignierend gehen wir in Richtung Kasse, um dort auf etwa 20 Kunden aber nur ein geöffnetes Bezahlportal zu treffen. Doch was ist das? Die Kassiererin beugt sich vor, tippt mit ihren drei Zentimeter langen Acrylfingernägeln auf einen kleinen Knopf und lässt eine Stimme durch den Markt schallen, die einem durch Mark und Bein geht: "EIMA KASSE BÖSÄZN!!!!!" Was ist aus dem für den Kunden kryptischen und so interessant klingenden "15 bitte die 9. 15 bitte die 9." geworden? Wir möchten am liebsten über das Förderband hechten, ihr das Mikrofon aus der Hand reissen und all unserem Frust freien Lauf lassen und schreien, was wir wirklich über alles hier denken. Stattdessen warten wir, bis die Rentnerin vor uns die 9 Euro und 78 Cent auch wirklich passend aus ihrem Portmonnaie gepult hat, nur um als wir dann an der Reihe sind auch noch gefragt zu werden, ob wir denn eine Deutschland Card hätten.
"NEIN!!! VERDAMMTE AXT! Und jetzt ziehen Sie die drei Teile über den Scanner und belästigen gefälligst jemanden, der auf diese platte Konversationsnummer reinfällt und kein Privatleben hat!!!!". Das wäre doch mal originell.
Doch das würde vermutlich mit einem häßlichen Rechtsstreit enden. Wir denken darüber nach, ob wir nicht unseren eigenen Supermarkt eröffnen sollten und erkennen, dass bis es soweit ist, guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
Donnerstag, 13. September 2012
Sei anders
"Wo sich alle in der Masse verstecken möchten, ist Individualität kein Wert mehr. Uniformität wird aber nicht nur von der Obrigkeit verordnet, um den Einzelnen am Denken zu hindern, sondern Uniformität kann sich eine Gesellschaft auch selbst verordnen, um nicht mehr denken zu müssen und die Individulität des Geistes quasi per Mode-Diktat auszumerzen."
-Hauke Brost in "Das kleine Buch der schlechten Menschen"
...
... oder auch nicht. Das Motto heute: "Trau dich! Sei anders". Muss guter Geschmack einsam machen?
Donnerstag, 6. September 2012
Nullnummer der Woche: Kein Taktgefühl im Metronom
Eine Zugfahrt die ist lustig, eine Zugfahrt die macht Spaß... NICHT. Penelope Mode bereichtet exklusiv vom nordischen Konkurrenzunternehmen der Deutschen Bahn.
Man sagt, der Zug sei nach dem Flugzeug das sicherste Transportmittel der Neuzeit. Das glaube ich sofort: Deutsche Wälder ziehen wie ein grüner Teppich vorrüber, die Sonne wirft ihr warmes Licht durch die doppelt verglasten Fensterscheiben. Man kann entspannen, lesen und schla... schlaa... schlaaa...!
Nein, leider nicht möglich. Während AC/DCs Worte "Highway to Hell" an mein Trommelfell dringen, versuche ich vergeblich, meine Augen zu schließen und dem Komfort der blau-gelben Polstersitze des Metronoms* zu frönen. Zum Takt des Pulsierens meiner Halsschlagader habe ich kurzerhand auf "This is the new shit" von Marilyn Manson gewechselt. Das Zugpersonal des Metronoms sollte jedem Fahrgast vor Fahrtantritt die Mao-Bibel aushändigen, damit man sich während der Zugfahrt für das kleinere Übel entscheiden kann.
Ein Jahr lang ertrug ich die seelische Folter durch 300 Dezibel laute Zugdurchsagen: "Wir möchten auch die in Versagis-Town zugestiegenen Fahrgäste an Bord des Metronoms begrüßen. Der nächste planmäßige Halt ist dann in Kürze...!". Den Rest habe ich dann leider nicht mehr vernommen, da ich durch einen spontanen Hustenanfall meine Ohren zu überlisten versuchte. Mir muss niemand einen geheuchelten einstudierten "schönen Tag noch" wünschen. Und überhaupt, woher nimmt das Zugpersonal die Gewissheit, dass mein Tag bisher positiv verlaufen ist? Leute, ihr seids... NICHT!
Warum zum Teufel muss mich eine Stimme daran erinnern, dass ich unter keinen Umständen mein Handgepäck vergessen darf? Möglicherweise wäre es den Versuch wert, mal einen Schal in die Ritze des Sitzes zu stopfen, um zu sehen, was passiert. Vielleicht ist es wie bei Howard Carter und man lebt innerhalb von zwei Wochen ab. Oder das Mädchen von "The Ring" ruft an und säuselt einem unmissverständlich ins Ohr, dass man nur noch sieben Tage zu leben hat. Da ich beide Varianten für unwahrscheinlich halte, charakterisiere ich die Aufforderung des "Nicht-Vergessens" als absolut überflüssig und hat etwa soviel Relevanz wie Angela Merkels Mann bei Staatsbesuchen.
Warum also die Dauerbeschallung im Metronom? Nein, bitte nicht den alten Schlager vom deutschen schwerhörigen Rentner. Liebe Mitmenschen über 65, auf einer einmal im Jahr stattfindenden Kaffeefahrt nach Suderburg kann man nicht annähernd die Hitze des Höllenfeuers spüren. Die Brandmale werden erst sichtbar, wenn man öfter als einmal pro Woche mit Satans Gefährt unterwegs ist.
Wer nach der Fahrt im Metronom noch nicht taub ist, hat noch eine Chance auf einen Hexenschuss oder einen Herzinfarkt. Zu harte Polstermöbel und Armlehnen aus vermutlich billig lakiertem, politisch inkorrektem Tropenholz sorgen für einen Komfort, der gegen Null geht. Lärmende Kinder und Heranwachsende, die vorzugsweise in kleinen Dörfern zusteigen, setzen dem Ganzen schließlich die Krone auf. Bis man schließlich wie der Elefantenmensch am Ziel- und Endbahnhof aus dem Zug kriecht und sich wünscht, man wäre nie aufgestanden.
Liebes Metronom-Team,
ich begrüße Sie in meinem Leben, in dem ich Ruhe und Entspannung brauche. Wir erreichen in Kürze meinen Verstand, der mit Ihrer Art zu Denken nicht kompatibel ist. Ich wünsche Ihnen einen grauenvollen Tag und hoffe, Sie nie wieder an Bord meines Kopfes begrüßen zu müssen.
Macht jetzt also nicht nur guter Geschmack, sondern auch das innere Bedürfnis nach Ruhe einsam?
* Den Namen "Metronom" erhielt dieser Zug des Konkurrenzunternehmens der Deutschen Bahn vermutlich, weil er sich wie ein Pendel der Grausamkeit zwischen Göttingen und Hamburg bewegt.
Man sagt, der Zug sei nach dem Flugzeug das sicherste Transportmittel der Neuzeit. Das glaube ich sofort: Deutsche Wälder ziehen wie ein grüner Teppich vorrüber, die Sonne wirft ihr warmes Licht durch die doppelt verglasten Fensterscheiben. Man kann entspannen, lesen und schla... schlaa... schlaaa...!
Nein, leider nicht möglich. Während AC/DCs Worte "Highway to Hell" an mein Trommelfell dringen, versuche ich vergeblich, meine Augen zu schließen und dem Komfort der blau-gelben Polstersitze des Metronoms* zu frönen. Zum Takt des Pulsierens meiner Halsschlagader habe ich kurzerhand auf "This is the new shit" von Marilyn Manson gewechselt. Das Zugpersonal des Metronoms sollte jedem Fahrgast vor Fahrtantritt die Mao-Bibel aushändigen, damit man sich während der Zugfahrt für das kleinere Übel entscheiden kann.
Ein Jahr lang ertrug ich die seelische Folter durch 300 Dezibel laute Zugdurchsagen: "Wir möchten auch die in Versagis-Town zugestiegenen Fahrgäste an Bord des Metronoms begrüßen. Der nächste planmäßige Halt ist dann in Kürze...!". Den Rest habe ich dann leider nicht mehr vernommen, da ich durch einen spontanen Hustenanfall meine Ohren zu überlisten versuchte. Mir muss niemand einen geheuchelten einstudierten "schönen Tag noch" wünschen. Und überhaupt, woher nimmt das Zugpersonal die Gewissheit, dass mein Tag bisher positiv verlaufen ist? Leute, ihr seids... NICHT!
Warum zum Teufel muss mich eine Stimme daran erinnern, dass ich unter keinen Umständen mein Handgepäck vergessen darf? Möglicherweise wäre es den Versuch wert, mal einen Schal in die Ritze des Sitzes zu stopfen, um zu sehen, was passiert. Vielleicht ist es wie bei Howard Carter und man lebt innerhalb von zwei Wochen ab. Oder das Mädchen von "The Ring" ruft an und säuselt einem unmissverständlich ins Ohr, dass man nur noch sieben Tage zu leben hat. Da ich beide Varianten für unwahrscheinlich halte, charakterisiere ich die Aufforderung des "Nicht-Vergessens" als absolut überflüssig und hat etwa soviel Relevanz wie Angela Merkels Mann bei Staatsbesuchen.
Warum also die Dauerbeschallung im Metronom? Nein, bitte nicht den alten Schlager vom deutschen schwerhörigen Rentner. Liebe Mitmenschen über 65, auf einer einmal im Jahr stattfindenden Kaffeefahrt nach Suderburg kann man nicht annähernd die Hitze des Höllenfeuers spüren. Die Brandmale werden erst sichtbar, wenn man öfter als einmal pro Woche mit Satans Gefährt unterwegs ist.
Wer nach der Fahrt im Metronom noch nicht taub ist, hat noch eine Chance auf einen Hexenschuss oder einen Herzinfarkt. Zu harte Polstermöbel und Armlehnen aus vermutlich billig lakiertem, politisch inkorrektem Tropenholz sorgen für einen Komfort, der gegen Null geht. Lärmende Kinder und Heranwachsende, die vorzugsweise in kleinen Dörfern zusteigen, setzen dem Ganzen schließlich die Krone auf. Bis man schließlich wie der Elefantenmensch am Ziel- und Endbahnhof aus dem Zug kriecht und sich wünscht, man wäre nie aufgestanden.
Liebes Metronom-Team,
ich begrüße Sie in meinem Leben, in dem ich Ruhe und Entspannung brauche. Wir erreichen in Kürze meinen Verstand, der mit Ihrer Art zu Denken nicht kompatibel ist. Ich wünsche Ihnen einen grauenvollen Tag und hoffe, Sie nie wieder an Bord meines Kopfes begrüßen zu müssen.
Macht jetzt also nicht nur guter Geschmack, sondern auch das innere Bedürfnis nach Ruhe einsam?
* Den Namen "Metronom" erhielt dieser Zug des Konkurrenzunternehmens der Deutschen Bahn vermutlich, weil er sich wie ein Pendel der Grausamkeit zwischen Göttingen und Hamburg bewegt.
Samstag, 1. September 2012
Nullnummer der Woche: Kindergebrüll
Schreien und rohe Gewalt scheinen bei manchen Problemen eine großartige, einfache, schnelle, effektive und befriedigende Lösung zu sein. Aber so einfach kommt der gute und wohlerzogene Mensch nicht davon, denn der Gesetzgeber versteht keinen Spaß, wenn es um Gewalt geht. Jedenfalls auf dem Papier.
Hmm. Was wir brauchen, ist ein genialer Masterplan. Einer, der den garantierten Erfolg bringt. Aber wenn wir es druchziehen, wo kriegen wir dann die Waffen und das nötige Equipment her? Wo finden wir ein Einsatzkommando wie aus "The Expendables"? Wird es ein Blutbad geben oder ein paar gezielte Schläge gegen...
Sehen Sie, werter Leser, was hier passiert? Die Gedanken fangen an, in eine kriminelle Richtung zu schnellen. Das ist an sich ja kein Problem, doch wie soll man sich selber stoppen, wenn man einmal in den Strudel der Rachegedanken geraten ist?
Lärm macht nicht nur unglaublich aggressiv und krank, er ist auch extrem nervig. Und immer scheinen nur wir die Menschen zu sein, die Lärm durch Kinder als störend empfinden. Wir sind ja nun wirklich nicht pingelig. Aber sind wir denn gleich die griesgrämigen Menschen, die peinlich genau wie Vertreter des Spießbürgertums auf den hundertstel Dezibel abmessen, wieviel Lärm durch die Nachbarschaft hallen darf, wenn wir uns über absolut überflüssige Lärmemissionen von Anwohnerkindern ärgern?
Nein, werter Leser. Sind wir nicht. Auch sollten wir uns von pseudo-verständnisvollen Mitbürgern, die "antiautoritäre Erziehung" für eine der Zeit angemessene Idee halten, nicht überzeugen lassen, dass wir mehr Toleranz aufbringen müssen. Müssen wir nicht. Wir sind es leid, immer nur Rücksicht auf andere zu nehmen. Nie nehmen andere Rücksicht auf uns. Was sich hier wie eine Ungerechtigkeit auf Kindergartenniveau anhört, ist in Wirklichkeit eine soziale Ungerechtigkeit, die jeden etwas angeht.
Kindergebrüll ist zum Beispiel eine der Lärmbelästigungen, die man laut Gesetzgeber hinnehmen muss. Kinder sollen sich frei entfalten können. Kinder sollen sich in die Gesellschaft integriert fühlen. Kinder sollen Kinder sein. Das sind unserer Meinung nach auch nette Denkansätze. Aber was wird für die Erwachsenen getan, die von dem ewigen Kreischen einfach die Schnauze gestrichen voll haben? Früher hat es doch auch funktioniert, da haben Kinder mit anderen gespielt, Spaß gehabt und konnten sich frei entwickeln. Jedenfalls wäre es uns noch nicht aufgefallen, dass die letzte Gerneration von gestörten soziopathischen Serienmördern geprägt ist. Aber vielleicht gelten wir auch schon als Soziopathen, wenn wir lärmende Kinder nicht akzeptieren wollen. Oft scheinen Umziehen oder Gewaltgedanken die Lösung zu sein. Aber was hat sich im Laufe der Jahre verändert, dass wir Kinderlärm einfach nicht mehr ertragen wollen? Wir sind ja für das Äußern von gewagten Theorien bekannt, also versuchen wir es einmal. Obacht:
Kinder sind laut, sie entdecken die Welt, sie sind komisch, haben keine Ekelgrenze und eine fragwürdige Art von Humor. Dass Kinder nerven ist zwar einfach gesagt, aber versetzen wir uns einmal in so ein Kind. Das ist, als beträten wir ein bestehendes Gesellschaftskonstrukt ohne genau zu wissen, wie es funktioniert. Wir müssten auch an die Hand genommen werden und man müsste uns auch Richtig und Falsch erklären und uns ermahnen, wenn wir etwas tun, was gesellschaftlich als nicht akzeptiertes Handeln eingesuft wird. Und genau hier liegt unserer Meinung nach einer der Knackpunkte. Dieser Punkt wird von vielen Eltern einfach ignoriert. Ist ja auch viel leichter so zu tun, als wäre etwas nicht da, als sich mit einer unbequemen Wahrheit auseinandersetzen zu müssen. Das Kinderkriegen war ja schon schwer genug, aber dann muss man diese kleinen Genträger auch noch erziehen? Nee, also das geht jetzt zu weit. Gott sei Dank wachsen Kinder ja quasi von alleine. Was sie aber nicht von alleine lernen, ist, wie sie sich in eine Gesellschaft integrieren müssen. Dazu sind die Erwachsenen da. Klingt logisch, oder?
Politiker setzen sich immer wieder dafür ein, dass Kindern mehr Rechte zugesprochen werden. Sie sollen von der Gesellschaft nicht ausgegrenzt werden und Kindertagesstätten seien am besten in Wohngebieten aufgehoben. Klar, wenn man in Berlin Frohnau oder Wannsee residiert, kann man einfach sagen, dass der moderne Plebejer lärmende Kinder hinzunehmen hat. Danke, ihr Vertreter des Volkes.
Was auch wir erst lernen mussten, ist, dass es uns wenig vorangebracht hat, unseren Zorn gegen die Falschen zu richten. Kinder sind in diesem Fall nur begrenzt schuldfähig. Sie sind zwar die Verursacher des Lärms, aber die für sie zuständige Legislative versagt in vielen Fällen völlig. Kindererziehung ist kein Kinderspiel. Soviel steht fest, aber wenn man sich dazu entscheidet, auf Verhütungsmittel zu verzichten, muss man auch die Konsequenzen bewältigen können. Eltern müssen vor allem eine Geduld an den Tag legen, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Auch mit der Kinderaufzucht ist es wie mit Tieren. Ständiges Wiederholen ist der Schlüssel zum Erfolg. Kinder haben gegenüber Tieren den Vorteil, dass sie irgendwann in der Lage sind, zu sprechen. Naja, wenn man es ihnen denn beigebracht hat. Doch warum sind heutige Kinder so anders? Oder sind die lärmgeschädigten Menschen wie Sie und wir einfach nur komisch? Wir denken, dass es mit daran liegt, dass wir in einer leistungsorientieren und starkt miteinander konkurrierenden Gesellschaft leben. Das eigene Kind muss immer das Beste, das Schnellste, das Pfiffigste und natürlich das Erfolgreichste sein. Und wenn dann mal gespielt werden darf, dann kann auch mal so richtig die Sau rausgelassen werden. Ja, Nachbarn, mein Kind arbeitet hart daran, so zu sein, wie es ist, gönnen wir ihm doch die Freiheit, dann auch mal laut zu sein. Doch bleiben dabei nicht die Bedürfnisse von Kindern auf der Strecke? Keine Ahnung, aber zwischen Geige, Karate, Ballett, Klavier, Hausaufgaben, Benimmschule, Hockey, Leichtathletik und vielen anderen Aktivitäten zur Förderung von weiss-Gott-was kann man bestimmt noch einen Termin beim angesagten Kinderpsychologen quetschen. Vielleicht kann der ja helfen.
Die Generation unserer Eltern war auch laut und hat es auch gewusst, Erwachsene bis zur Weißglut zu treiben. Aber wissen Sie, was damals, vor circa 50 Jahren passierte? Da wurde diszipliniert, wenn etwas nicht stimmte. Damit meinen wir nicht, dass physische Gewalt eine Lösung ist, nein, vielmehr haben die Nachbarn es sich nicht nehmen lassen, auch mal ein bisschen lauter zu werden. Ja, da hatte man noch Respekt, wenn man mit tiefer, lauter Stimme ein Kind zur Ordnung gerufen hat, heute erhält man stattdessen eine Vorladung vor Gericht.
Vielleicht sollte es in der Stadt neben der Umweltzone auch eine Kinderzone geben. Eltern sollten mit ihren Kindern auf soziale Verträglichkeit hin untersucht werden. Es sollte Plaketten für Kinder geben. Aber da das von bestimmten Gruppen als zu menschenverachtend eingestuft wird, können wir nur weiter von einer ruhigen Zone ohne Kinderlärm träumen und einsehen, dass guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
Hmm. Was wir brauchen, ist ein genialer Masterplan. Einer, der den garantierten Erfolg bringt. Aber wenn wir es druchziehen, wo kriegen wir dann die Waffen und das nötige Equipment her? Wo finden wir ein Einsatzkommando wie aus "The Expendables"? Wird es ein Blutbad geben oder ein paar gezielte Schläge gegen...
Sehen Sie, werter Leser, was hier passiert? Die Gedanken fangen an, in eine kriminelle Richtung zu schnellen. Das ist an sich ja kein Problem, doch wie soll man sich selber stoppen, wenn man einmal in den Strudel der Rachegedanken geraten ist?
Lärm macht nicht nur unglaublich aggressiv und krank, er ist auch extrem nervig. Und immer scheinen nur wir die Menschen zu sein, die Lärm durch Kinder als störend empfinden. Wir sind ja nun wirklich nicht pingelig. Aber sind wir denn gleich die griesgrämigen Menschen, die peinlich genau wie Vertreter des Spießbürgertums auf den hundertstel Dezibel abmessen, wieviel Lärm durch die Nachbarschaft hallen darf, wenn wir uns über absolut überflüssige Lärmemissionen von Anwohnerkindern ärgern?
Nein, werter Leser. Sind wir nicht. Auch sollten wir uns von pseudo-verständnisvollen Mitbürgern, die "antiautoritäre Erziehung" für eine der Zeit angemessene Idee halten, nicht überzeugen lassen, dass wir mehr Toleranz aufbringen müssen. Müssen wir nicht. Wir sind es leid, immer nur Rücksicht auf andere zu nehmen. Nie nehmen andere Rücksicht auf uns. Was sich hier wie eine Ungerechtigkeit auf Kindergartenniveau anhört, ist in Wirklichkeit eine soziale Ungerechtigkeit, die jeden etwas angeht.
Kindergebrüll ist zum Beispiel eine der Lärmbelästigungen, die man laut Gesetzgeber hinnehmen muss. Kinder sollen sich frei entfalten können. Kinder sollen sich in die Gesellschaft integriert fühlen. Kinder sollen Kinder sein. Das sind unserer Meinung nach auch nette Denkansätze. Aber was wird für die Erwachsenen getan, die von dem ewigen Kreischen einfach die Schnauze gestrichen voll haben? Früher hat es doch auch funktioniert, da haben Kinder mit anderen gespielt, Spaß gehabt und konnten sich frei entwickeln. Jedenfalls wäre es uns noch nicht aufgefallen, dass die letzte Gerneration von gestörten soziopathischen Serienmördern geprägt ist. Aber vielleicht gelten wir auch schon als Soziopathen, wenn wir lärmende Kinder nicht akzeptieren wollen. Oft scheinen Umziehen oder Gewaltgedanken die Lösung zu sein. Aber was hat sich im Laufe der Jahre verändert, dass wir Kinderlärm einfach nicht mehr ertragen wollen? Wir sind ja für das Äußern von gewagten Theorien bekannt, also versuchen wir es einmal. Obacht:
Kinder sind laut, sie entdecken die Welt, sie sind komisch, haben keine Ekelgrenze und eine fragwürdige Art von Humor. Dass Kinder nerven ist zwar einfach gesagt, aber versetzen wir uns einmal in so ein Kind. Das ist, als beträten wir ein bestehendes Gesellschaftskonstrukt ohne genau zu wissen, wie es funktioniert. Wir müssten auch an die Hand genommen werden und man müsste uns auch Richtig und Falsch erklären und uns ermahnen, wenn wir etwas tun, was gesellschaftlich als nicht akzeptiertes Handeln eingesuft wird. Und genau hier liegt unserer Meinung nach einer der Knackpunkte. Dieser Punkt wird von vielen Eltern einfach ignoriert. Ist ja auch viel leichter so zu tun, als wäre etwas nicht da, als sich mit einer unbequemen Wahrheit auseinandersetzen zu müssen. Das Kinderkriegen war ja schon schwer genug, aber dann muss man diese kleinen Genträger auch noch erziehen? Nee, also das geht jetzt zu weit. Gott sei Dank wachsen Kinder ja quasi von alleine. Was sie aber nicht von alleine lernen, ist, wie sie sich in eine Gesellschaft integrieren müssen. Dazu sind die Erwachsenen da. Klingt logisch, oder?
Politiker setzen sich immer wieder dafür ein, dass Kindern mehr Rechte zugesprochen werden. Sie sollen von der Gesellschaft nicht ausgegrenzt werden und Kindertagesstätten seien am besten in Wohngebieten aufgehoben. Klar, wenn man in Berlin Frohnau oder Wannsee residiert, kann man einfach sagen, dass der moderne Plebejer lärmende Kinder hinzunehmen hat. Danke, ihr Vertreter des Volkes.
Was auch wir erst lernen mussten, ist, dass es uns wenig vorangebracht hat, unseren Zorn gegen die Falschen zu richten. Kinder sind in diesem Fall nur begrenzt schuldfähig. Sie sind zwar die Verursacher des Lärms, aber die für sie zuständige Legislative versagt in vielen Fällen völlig. Kindererziehung ist kein Kinderspiel. Soviel steht fest, aber wenn man sich dazu entscheidet, auf Verhütungsmittel zu verzichten, muss man auch die Konsequenzen bewältigen können. Eltern müssen vor allem eine Geduld an den Tag legen, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Auch mit der Kinderaufzucht ist es wie mit Tieren. Ständiges Wiederholen ist der Schlüssel zum Erfolg. Kinder haben gegenüber Tieren den Vorteil, dass sie irgendwann in der Lage sind, zu sprechen. Naja, wenn man es ihnen denn beigebracht hat. Doch warum sind heutige Kinder so anders? Oder sind die lärmgeschädigten Menschen wie Sie und wir einfach nur komisch? Wir denken, dass es mit daran liegt, dass wir in einer leistungsorientieren und starkt miteinander konkurrierenden Gesellschaft leben. Das eigene Kind muss immer das Beste, das Schnellste, das Pfiffigste und natürlich das Erfolgreichste sein. Und wenn dann mal gespielt werden darf, dann kann auch mal so richtig die Sau rausgelassen werden. Ja, Nachbarn, mein Kind arbeitet hart daran, so zu sein, wie es ist, gönnen wir ihm doch die Freiheit, dann auch mal laut zu sein. Doch bleiben dabei nicht die Bedürfnisse von Kindern auf der Strecke? Keine Ahnung, aber zwischen Geige, Karate, Ballett, Klavier, Hausaufgaben, Benimmschule, Hockey, Leichtathletik und vielen anderen Aktivitäten zur Förderung von weiss-Gott-was kann man bestimmt noch einen Termin beim angesagten Kinderpsychologen quetschen. Vielleicht kann der ja helfen.
Die Generation unserer Eltern war auch laut und hat es auch gewusst, Erwachsene bis zur Weißglut zu treiben. Aber wissen Sie, was damals, vor circa 50 Jahren passierte? Da wurde diszipliniert, wenn etwas nicht stimmte. Damit meinen wir nicht, dass physische Gewalt eine Lösung ist, nein, vielmehr haben die Nachbarn es sich nicht nehmen lassen, auch mal ein bisschen lauter zu werden. Ja, da hatte man noch Respekt, wenn man mit tiefer, lauter Stimme ein Kind zur Ordnung gerufen hat, heute erhält man stattdessen eine Vorladung vor Gericht.
Vielleicht sollte es in der Stadt neben der Umweltzone auch eine Kinderzone geben. Eltern sollten mit ihren Kindern auf soziale Verträglichkeit hin untersucht werden. Es sollte Plaketten für Kinder geben. Aber da das von bestimmten Gruppen als zu menschenverachtend eingestuft wird, können wir nur weiter von einer ruhigen Zone ohne Kinderlärm träumen und einsehen, dass guter Geschmack eben weiterhin einsam macht.
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